Ein Freitag mit wenig Terminen und wenig auf der Agenda, noch viele Kolleginnen im Urlaub, der Chef momentan krank – ich beschloss am Morgen, einen ruhigen Tag mit ein paar Minusstunden zu machen. Volle Tage kommen schließlich wieder genug. Gemütliches Frühstück (frisches Brot und eine halbe Packung veganer Exquisa Kirschtomate-Chili, der mich aber nicht so vom Hocker riss, müssen wir nicht wieder kaufen), schnelle Dusche, dann ausführliches Schreiben, und trotzdem war ich um neun am Schreibtisch. Hihi.
Ungestörte Vormittagsarbeit. Da ich keine Termine am Vormittag hatte, konnte ich tatsächlich meine Erlediliste abarbeiten und den Posteingang leeren. Eine sehr gute Gelegenheit, vor die Welle zu kommen und für die kommenden Prüfungen organisatorisch vorzuarbeiten, außerdem einiges an Sachen von den hinteren Plätzen der Liste – den englischen Teil der Firmenhomepage aktualisieren, meine Checklisten auf Trello anpassen, Kursplanung für September-Oktober, so etwas. Um halb zwölf hatte ich wirklich die zwei dringendsten Punkte gemacht, den dritten wichtigen Punkt konnte ich nicht machen, weil mir noch Daten fehlten, die anderen Sachen sahen alle gut aus, also ging ich für eine halbe Stunde in die Küche und sortierte Fremdkörper aus dem gelieferten Hafer. (Eine Pfundpackung Haferkörner passt gerade so in unser großes Vorratsglas und braucht eine halbe Stunde, bis sie durchsortiert ist, und hält so ungefähr zwei bis drei Wochen vor, bei unserer Müsli- und Porridge-Frequenz. Würde ich mal schätzen.)
Um zwölf schaute ich noch einmal in die Inbox und ging in eine lange Mittagspause. Draußen strahlendes Sonnenwetter mit nur wenigen Wölkchen, es wurde langsam wärmer, das Regenwetter schien sich ausgeblasen zu haben. Mittagspause mit restlichem Rotkohl-Schmorgemüse, ein bisschen Rätsel, ein paar Schwedisch-Vokabeln, dann hängte ich die trockene Wäsche ab (hörte dabei einen neuen Podcast vom SWR, Dark Matters, wo es um die Arbeit der Geheimdienste geht und spektakuläre Fälle der letzten Jahre besprochen werden, Auftaktfolge: der bekloppte Prinz und seine Reichsbürger-Brigade mit ihren Umsturzplänen).
Und schließlich ging ich mit dem Kater eine Runde in den Garten. Das hatte ich gar nicht geplant, ich wollte ihn nur rauslassen, aber gerade in dem Moment, als er an mir vorbeimarschierte, sah ich die grau-weiße Katze (die im Übrigen seit einer Woche ein Halsband trägt, WARUM, und wahrscheinlich ein Kater ist) ums Eck biegen und ging hinterher, um eine Klopperei zu vermeiden. Die nächsten zwanzig Minuten kniete ich also im Garten (und jätete Ahorn-Schösslinge), während unser Kater auf der Katzenminze saß und der Grauweiße hinter dem Holzstapel kauerte und die lustigsten, niedlichsten Miaugeräusche machte. (Ein bisschen fies, dass ich mir das Lachen verkneifen musste, denn für die beiden Katzen war es durchaus ernst gemeint, aber es ist einfach so UNFASSBAR niedlich, wie der Grauweiße miaut, wenn er drohen will). Schließlich setzte sich unser Kater auf das Schattendeck, der Grauweiße verschwand unter dem alten Ziegenstall, so waren sie nah beieinander, aber durch ein Drahtgitter getrennt, und damit konnten sie nach ein bisschen weiterem Gedrohe und Aufgeplustere schließlich den gesichtswahrenden, geordneten Rückzug antreten und ich konnte wieder ins Haus und zurück an den Schreibtisch.
Orga-Arbeit bis Viertel vor fünf, ein wenig Unterrichtsvorbereitung und eine Zoom-Beratung. Die lief leider nur so semi-gut: Der Mensch meldete sich über Handy bei mir, war offensichtlich im Freien und die Internet-Verbindung war ziemlich schlecht, sodass er sein Video ausmachen musste und wir faktisch telefonierten. (Er besitzt zwar einen Laptop, hatte sich aber wohl ausgeschlossen und wartete jetzt, bis seine Frau von der Arbeit kam und ihn ins Haus lassen konnte, alles etwas merkwürdig.) Dadurch konnte ich ihn nicht so richtig gut beraten und mit ihm vor allem keinen schriftlichen Test machen, was schon wichtig gewesen wäre für eine sorgfältige Beurteilung. Ich schickte ihm also die Aufgabe per Mail mit der Bitte, sie mir bis Sonntagabend bearbeitet zurückzusenden, damit ich ihm am Montag eine Kursempfehlung geben und er sich dann entscheiden und online anmelden konnte… für einen Kurs, der am Montagabend starten soll. Alles VIEL zu knapp und einfach ein bisschen ungünstig, aber nun ja, irgendwie wird es schon möglich sein. Nur sehr ärgerlich war, dass ich diesen ganzen organisatorischen Kladderadatsch nicht in die Kursliste übertragen konnte, weil die Excel-Liste (die eigentlich auf freigegeben eingestellt ist) ständig „gesperrt“ meldete und mich nichts eintragen ließ. Ich rief schließlich völlig entnervt die Kollegin im Büro an und bekam mitgeteilt, dass die Liste schon den ganzen Tag herumzickte. SO nervig, für sie noch viel mehr als für mich, weil sie dringend mit der Liste hätte arbeiten müssen. Ich schrieb ihr schließlich die Infos in den Teams-Chat, für sie zum Rüberkopieren, sobald Excel sich wieder beruhigt hatte, und hakte für mich den Vorgang ab. (MS Office ist blöd.)
Um halb fünf kam der Liebste heim, und kurz darauf machte ich auch Schluss. Draußen immer noch Sonnenschein und recht warm, und da der Yogakurs an dem Freitag ausfiel (leider schon wieder – mit Urlaub und allem ist es jetzt beinah ein Monat her seit dem letzten Kurs) und ich also Zeit hatte, nutzten wir ENDLICH die Kombination aus kein Regen, keine Eiseskälte und ZEIT, und starteten die Laufsaison. Nur eine kleine Runde von einer halben Stunde, so für den Anfang.
Der Start war eigentlich ausgesprochen gut, wir kamen ziemlich weit bis zur ersten Gehpause (viel weiter als vor einem Dreivierteljahr, als ich von Null mit dem Laufen angefangen hatte) und ich war schon ausgesprochen zufrieden. Das blieb allerdings nicht so: Ich merkte die fehlende Ausdauer und vor allem, noch bevor ich so richtig außer Atem hätte kommen können, begannen meine Muskeln an Waden und Oberschenkeln ziemlich zu meckern. Das hörte sich ungefähr so an:
Sag mal HACKTS dir eigentlich, hier wie eine Bekloppte durch die Gegend zu rennen, nachdem du gestern schon von uns verlangt hast, irgendwelche Tonnengewichte nach oben zu drücken? Was glaubst du, wer wir sind? Vierzig Jahre lang ein gemütliches Leben und jetzt PLÖTZLICH sollen wir… BLEIB GEFÄLLIGST STEHEN! Keinen Schritt tragen wir dich mehr, soweit kommt’s noch…
Nun ja, die Laufrunde wurde sehr mühsam – brennende und protestierende Muskeln konnte ich ja noch ignorieren, aber irgendwann begannen sie zu verhärten und kurz darauf tat das linke Knie weh, und insgesamt waren die Gehpausen dann doch recht ausgeprägt. Aber egal, 30 Minuten gelaufen, wir waren beide nassgeschwitzt, als wir daheim waren, und außerdem hatten wir uns gut unterhalten. Sehr, sehr stolz. Einziger kleiner Minuspunkt: Ich hatte mir mit meinen Laufschuhen links an der Ferse eine Blase gelaufen. Das war mir noch nie passiert und wirklich ziemlich doof. Vermutlich eine Falte in der Socke (das nächste Mal ziehe ich wieder Laufsocken an), ich hoffe mal, dass das schnell verheilt.
Daheim legten wir gleich mit Kochen los. Ich hatte eigentlich Linsengemüse mit Kartoffeln und einer Kräutersauce geplant, aber irgendwie hatten wir darauf keine Lust. Stattdessen machten wir eine Auflaufform mit gewürfelten Kartoffeln, Räuchertofu und Zwiebeln, Knoblauch, ordentlich Öl, Salz, eine halbe Stunde in den Ofen: absolut perfekt. Wir streuten noch etwas Gartenkresse und Rucola drüber (die waren eigentlich für die Sauce gedacht gewesen), und damit hatten wir dann ein ganz wunderbares Abendessen. Himbeerskyr zum Nachtisch, etwas Doctor dazu: großartig.
Als Aperitif machten wir einen Riesling-Sekt auf, den wir etwas überraschend im Weinkühlschrank fanden. (Wirklich überhaupt keine Ahnung, woher der Sekt kam, ich vermute die Schwiegermutter als Quelle, bin aber nicht sicher.) Leider eine ziemlich säuerliche Geschichte (Riesling halt), sodass wir mit einem Schuss Aperol nachhalfen. Zum Essen kein Alkohol, nach dem Essen machten wir dann die Flasche Eiswein auf, die wir im Januar während eines Tastings gekauft hatten. Für mich anfangs überraschend süß (das gehört so, aber kannte ich halt noch nicht), aber schon nach zwei Schlucken war ich überzeugt, der Wein war wirklich sehr gut. Ich bin zwar noch nicht ganz sicher, ob der Geschmack den doch exorbitanten Preis rechtfertigt, aber lecker war es auf jeden Fall.