Um kurz nach sechs von einem sehr aufgeregten Kater geweckt worden, der wohl zuerst bei uns auf der Dachterrasse nach dem Rechten geschaut hatte, dort aber von den Elstern vertrieben worden war (empörend) und jetzt wollte, dass wir dringend aufstanden und ihm moralische Unterstützung und Futter und überhaupt gaben. Er legte sich schließlich noch für zehn Minuten zu uns, bis der Liebste aufstand. Ich wunderte mich, dass die Vögel draußen so laut lärmten, bis ich unter dem Gezwitscher das Jaulen einer Alarmanlage hören konnte, wohl der Feueralarm des Wohnheims in der Nachbarstraße. Nach ein paar Minuten fuhr dementsprechend Feuerwehraufgebot vor. Da automatische Feueralarme in 80% aller Fälle Fehlalarme sind (und man nichts sah), blieb ich gelassen, war jetzt aber halt schon wach. Mehr oder weniger. Auf jeden Fall stand ich irgendwann auch auf, und ein paar Minuten später verstummte der Alarm.
Leicht chaotischer Morgen, da wir kein Brot mehr hatten und der Liebste früh gehen musste und ich eigentlich auch ins Büro wollte, aber nicht so früh, andererseits halt kein Brot, und am Ende lief es darauf hinaus, dass ich mich sehr früh duschte und anzog (während der Liebste, der im Büro duscht, parallel eine verirrte Babymeise aus dem Schlafzimmer herauskomplimentierte) und um halb acht mit dem Liebsten mitkam bis zum Viertel-Lieblingsbäcker. Dort plünderten wir den „Brot vom Vortag“-Korb mit zwei Tüten Brötchen und einem abgepackten Toast, der Liebste nahm eine Brötchentüte und radelte ins Büro, und ich ging mit der zweiten Tüte (und dem Toast) wieder heim. Etwas merkwürdiges Hin-und-Her, aber immerhin konnte ich daheim dann in Ruhe frühstücken mit einer zweiten Tasse Tee und ordentlich Erdnussbutter auf den Brötchen, bevor ich zusammenpackte und auch ins Büro fuhr.
In der Nacht hatte es ordentlich geregnet, es war noch recht nass und hatte deutlich abgekühlt, sodass ich mit Unterhemd, Dreiviertel-Bluse, Jeans und Sneakers unterwegs war. Eigentlich ein ausgesprochen schönes Outfit, nur dass ich irgendwann im Lauf des Vormittags das Unterhemd auszog und dabei bemerkte, dass die Kombination weiße Bluse – nasse Straßen – Fahrrad nicht optimal gewesen war, ich hatte einige Spritzflecken auf dem Rücken. Hm.
Egal. Ich war froh um die Abkühlung, zumal es an diesem Vormittag plötzlich wirklich viel zu tun gab. Einem Kunden von uns war buchstäblich in letzter Sekunde eingefallen, dass er jetzt ganz, ganz dringend für zwei Mitarbeitende doch noch einen Prüfungsplatz brauchte, und ich hatte einiges zu jonglieren und zu verschieben, um es irgendwie möglich zu machen (mit dem ganzen Gedöns an Rechnung, Mail, Absprache mit Kolleg:innen), dann waren endlich Prüfungsergebnisse vom Mai gekommen und mussten bearbeitet werden, ein paar sonstige E-Mails, und plötzlich war es kurz vor eins.
Blitzschnelle Mittagspause mit der zweiten Hälfte Stir Fry, Zimmer vorbereiten, und ab halb zwei war ich den Nachmittag über im Unterricht. Sehr netter Kurs, die Planung passte, die Technik machte mit – ich kam um Viertel vor fünf aus dem Unterricht und hatte wieder einen dieser Momente, wo ich mehr Energie aus der Arbeit ziehe, als ich reingesteckt habe, und wenn das passiert, ist das ganz wunderbar und zeigt mir, warum ich so gern unterrichte.
Ein bisschen Nachbereitung, letzte Mails, und damit war der Arbeitstag vorbei und ich konnte direkt in den Yogakurs. Die Yogatrainerin hatte uns als kleine Neuerung Yogastühle bestellt, die wir gleich einweihten. Einen Yogastuhl fand ich ja bis jetzt immer das unnötigste aller Yoga-Hilfsmittel, daheim benutze ich einen normalen Holzstuhl. Aber in der Firma haben wir nur so blöde, unpraktische Meeting-Sitzstühle, die sich zum Üben eigentlich gar nicht gut eignen, und die Positionen mit Stuhl, die wir ausprobierten, gingen mit den neuen Metall-Yogastühlen schon ausgesprochen gut. Ich werde mir jetzt keinen für daheim kaufen (wüsste auch gar nicht, wohin damit), aber so für den Kurs ist das schon ganz prima.
Um kurz nach sieben daheim. Es war im Lauf des Tages wärmer geworden und ein wirklich schöner Sommerabend, dazu war ich mit dem Arbeitstag sehr zufrieden, und vor uns lag das Wochenende – gute Aussichten für den Abend. Der Liebste hatte bereits gekocht, ein neues Rezept aus einem älteren VF&L-Heft, das sich Creamy Corn Pasta nannte und eben aus Penne mit Mais und Petersilie in einer sahnigen Cashewsauce bestand. Ich war von der Kombination Mais und Nudeln erst nicht so überzeugt gewesen, aber das Resultat war ausgesprochen gut.
Dazu ein Besuch bei den kalifornischen Polizeianfängern, und weil ja Wochenende war, machten wir einen ganz wunderbaren Kruger Rumpf-Grauburgunder auf. An dem hielt ich mich den restlichen Abend fest, während der Liebste irgendwann auf Whiskey wechselte. Wir hatten beim Tasting letzte Woche den Tipp bekommen, offene Whiskeyflaschen nicht allzulang aufzubewahren, weil der Whiskey irgendwann sein Aroma verliert, je länger er offen ist, also holte der Liebste einiger unserer älteren Flaschen aus dem Brotschrank, und ich muss schon sagen, wir haben ein paar echte Goldstücke in der Sammlung. Er machte einen zwölfjährigen Cardhu leer, den wir als allerersten Whisky gekauft hatten, als wir beschlossen, uns mit dem Thema zu beschäftigen und uns „mal so ein bisschen beraten zu lassen“. Die Flasche war also schon länger offen und es ist schon möglich, dass sie ein bisschen etwas verloren hatte, aber das war immer noch ein verdammt guter Single Malt. Ich war fast ein bisschen nostalgisch, dass er jetzt weg war, aber es gibt natürlich auch noch jede Menge anderen guten Stoff, unter anderem bei uns einen ganzen Schrank voll.