Einen Gang zurück, Mittwoch 5.7.2023

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Nach den zwei furchtbar vollen Tagen hatte ich mir vorgenommen, ein bisschen das Gas rauszunehmen und ein paar Stunden weniger zu arbeiten. Dementsprechend blieb ich morgens gleich mal 10 Minuten länger liegen, ich hatte zwar okay geschlafen, aber trotzdem fand ich alles echt früh und anstrengend und zu viel. Also erst um halb sieben aufgestanden und erst einmal im Schlafzimmer durchgefegt und sogar gewischt, weil wir das am Wochenende nicht gemacht hatten und ich meine Matte nicht auf den nicht wirklich sauberen Boden legen wollte. Dann eine ausführliche Zeitung, Brot mit Erdnussbutter zum Frühstück, und um acht in den Yogakurs.

Während des Kurses gleich einmal ein ordentlicher Regen, dazu recht stürmisch, es fühlte sich wie ein letzter Gewitterausläufer an, wenn auch ohne Donner. Es hatte auch ordentlich abgekühlt, draußen nur 19 Grad, in den Räumen zwischen 21 und 22. Also angenehme Yogatemperatur, guter Kurs, und, ich konnte es kaum glauben: Die Schmerzen im linken Arm waren weg. Das war mir schon am Wochenende aufgefallen, und jetzt bestätigte es sich bei jeder Position: Ich konnte meinen Arm wieder komplett benutzen. Ich merkte zwar noch eine gewisse leichte Reizbarkeit, eine Überempfindlichkeit, und ich ging deshalb auch nur sehr vorsichtig in die Positionen (und nicht bis zu kompletten Dehnung). Aber trotzdem war das ein riesiger Fortschritt. Und das nach gerade einmal zehn Monaten Fitnesstraining, haha.

Nach dem Kurs ging ich duschen, räumte ein bisschen in der Wohnung herum, machte mir eine große Kanne Kräutertee und war ab zehn dann erst am Schreibtisch. Vormittags im Home Office, wo ich einen letzten wichtigen Punkt auf meiner Erlediliste abhakte, der vom Dienstag übrig geblieben war. Eigentlich schon vom Montag, also zwei Tage zu spät, aber wie sich herausstellte, war das immer noch okay. Und ich war im Nachhinein froh, mich nicht noch am Dienstagabend um acht  darum gekümmert zu haben.
Auf jeden Fall dann noch eine Beratung, Mailbox leerarbeiten, und insgesamt war das ein recht entspannter Vormittag und ich merkte, wie die Anspannung der letzten Tage so langsam nachließ.

Pause ab kurz vor eins. Wir hatten am Abend davor nur zwei Portionen Pasta gekocht (die Nudeln mit Zitronenkohlrabi eignen sich nicht so super zum Aufwärmen), also hatte ich nichts zum Mittagessen übrig und improvisierte mir etwas zusammen: eine Packung Tiefkühlsommergemüse, ein paar Spirelli, dazu ein großer Esslöffel Hot Madras Currypaste und ein halber Becher von der neuen veganen Crème Fraîche vom Edeka. Ein Schuss Pastawasser dazu, damit wurde es eine cremige Sauce und ein erstaunlich gutes Essen, und es dauerte genauso lang, wie die Nudeln zum Kochen brauchten.

Um zwei fuhr ich ins Büro (trocken, der Regen hatte sich verzogen und es hatte angenehme 24 Grad). Erst einmal zur Post, das Material der letzten Tage wegbringen, danach dann Orgakram, unter anderem mit einer wichtigen Spontanbesprechung mit zwei Kolleginnen, die gerade beide zufällig auch da waren. Es hat manchmal schon seine Vorteile, wenn man sich im Büro trifft. Auch wenn es auf Kosten der Konzentration geht.
Um halb vier hatte ich ein Webinar zum Thema KI im Unterricht, eine Verlagsveranstaltung mit mehreren hundert Teilnehmenden, sodass keine aktive Partizipation, sondern nur Zuhören erforderlich war und ich daneben eine Stunde lang Zertifikate bearbeiten konnte. Ich war mit dem Seminar ganz zufrieden, wenn es auch nur ein erstes Kratzen an der Oberfläche des Themas war und die Entwicklung der nächsten Jahre sicher noch sehr spannend werden wird. Auf jeden Fall direkt anschließend noch ein Unterricht ganz ohne künstliche Intelligenz, dafür mit real anwesenden Personen und viel Kopfarbeit, ein bisschen Nachbereitung, und um sechs machte ich schließlich Feierabend (eine angenehm frühe Uhrzeit, im Vergleich zu den letzten Tagen).

Daheim war der Liebste gerade damit beschäftigt, im Garten Sträucher zurückzuschneiden, eine abgestorbene Buschrose zu entfernen und überhaupt herumzugärtnern, misstrauisch vom Kater beobachtet. Ich räumte mein Fahrrad weg und schloss mich ihm an. Eine knappe Stunde lang zog ich Giersch aus dem Boden, schnitt Ahornschösslinge und Brombeeren zurück und jätete so ganz allgemein. Um halb acht gingen wir ziemlich verkratzt ins Haus. Man konnte so ein ganz kleines bisschen sehen, dass im Garten gearbeitet worden war.

Gemeinsames Kochen: Gewürfelte Kartoffeln, weiße Riesenbohnen, etwas angebratene Tofuwurst, Pilze, ein gewürfelter Apfel, das alles mit Tamari, ein bisschen Brühe und der restlichen Crème Fraiche abgeschmeckt und zu einem ziemlich herzhaften Abendessen verbunden. Die Crème Fraiche hätte gar nicht reingehört, aber wir wollten sie schnell verbrauchen (erst am Wochenende hatte ich einen offenen Becher Kräuter-Creme Vega weggeworfen, weil er schimmelig geworden war) und sie passte ganz gut, wie sich herausstellte, und sorgte dafür, dass das Essen nicht trocken war.
Zwei Folgen zu den Rookies, dann früh ins Bett. Wo ich eigentlich durchaus bald hätte schlafen sollen, aber stattdessen noch eine gute Stunde las, im letzten Viertel von Guards! Guards! – das Buch war ja seit Donnerstag meine „leichte Kost“ nach Ayad Akhtar, und auch nach mehreren Jahrzehnten muss ich feststellen: Terry Pratchett geht einfach immer. Mit der Night Watch sowieso.