Früh aufgewacht, nicht mehr schlafen können, müde aufgestanden – der Tag begann ein bisschen matschig, aber immerhin mit einer sich auf dem Fußabstreifer räkelnden Katze und ohne Regen. Ich las erst einmal die Zeitung mit den Berichten von den vielen Festivals am vergangenen Wochenende. So richtig in die Gänge kam ich nicht, den ganzen Vormittag nicht. Der Liebste machte uns ein Müsli zum Frühstück. Den restlichen Vormittag Fußball: Fantastisches Spiel von Japan gegen Spanien, fantastisches Spiel von Australien gegen Kanada, beides ausgesprochen unterhaltsam, und da ich sowieso nicht viel anderes machen wollte, kam mir das gerade recht.
Zum Mittagessen die zweite Hälfte Pasta Caponata, danach Mittagsschlaf und ein bisschen lesen, und um drei wurden wir dann wach und aktiv, und es sah auch nach Regenfreiheit aus. Der Liebste ging also in den Garten und machte dort eine größere Hecken-Rückschnitt- und Häckselaktion, und ich kümmerte mich ein bisschen um die Wäsche (sortieren, waschen, aufhängen, bügeln) und ging dann ebenfalls raus. Ein bisschen Ahorn und anderes Zeugs ausstechen und dann Äste zusammentragen und zum Häckseln bringen. Um fünf war die größte Wildnis im Garten beseitigt und wir gingen ziemlich zufrieden wieder rein.
Im Übrigen Garten und Heckenschnitt und Vögel und so. Eigentlich ist es ja von März bis Oktober nicht erlaubt, die Hecken und Bäume zu schneiden, um die Vögel bei der Brutzeit nicht zu stören. Erlaubt ist nur ein „schonender Form- und Pflegeschnitt“, was auch immer das heißt. Das Problem bei unserer Hecke, vor allem der hinteren am Grundstückende, ist allerdings, dass sie jetzt schon ein paar Jahre nicht mehr so richtig geschnitten wurde (diverse Gründe, Zeitmangel vor allem, und dann wächst das Zeug halt auch immer so wahnsinnig schnell), und dadurch wird sie höher und höher und in der Heckenmitte lichter und lichter. Und bei diesen lichten einzelnen Zweigen brütet da dann auch kein Vogel mehr. Es war also auch im Sinn des Vogelschutzes definitiv ein „Pflegeschnitt“ notwendig. Und noch jede Menge andere Büsche, in denen eifrig gebrütet wird, wir haben seit Wochen schon wieder kleine Plüschkugeln auf dem Balkon, Spatzen und Meisen, auch ein paar Drosseln, die von den Eltern noch gefüttert werden und eifrig bettelnd in der Nähe der Futterschale sitzen. An uns liegt es jedenfalls nicht mit der Singvogelmisere. (Jede Menge Insekten gibt es bei uns im Garten auch, da freuen sich auch die Fledermäuse drüber.)
Für den Abend hatten wir auswärts essen geplant, und da wir ja Urlaub hatten und man da ein bisschen neue Erfahrungen machen soll und so, hatten wir ein relativ neues indisches Restaurant im Osten der Stadt ausgesucht (Kohenoor), das mir von einer Kursteilnehmerin empfohlen worden war („authentically british indian“ waren ihre Worte). Wir gingen zu Fuß, ein Spaziergang von einer guten halben Stunde, und waren gegen sieben im Restaurant (ohne Reservierung, was am Montagabend in den Sommerferien kein Problem war, die Tische draußen füllten sich zwar, drinnen war es aber nur halb voll).
Uns war ja einiges versprochen worden, und tatsächlich konnte das Restaurant das Versprechen halten: sehr gutes Essen. Angefangen beim extrem leckeren Chapati, und dann beim Chana Masala für den Liebsten und den Kahari Mushrooms für mich. Dazu Allergene ordentlich ausgezeichnet und die Hauptgerichte mit einem eigenen veganen Teil, als Getränk ein dunkles Hefe – ich war super zufrieden. Und nicht so furchtbar vollgestopft danach.
Nach dem Essen gingen wir auf einem anderen Weg Richtung Innenstadt wieder zurück, mit dem Gedanken, irgendwo noch einen kleinen Espresso zu nehmen und vielleicht sogar noch einen Drink irgendwo oder so. Dummerweise fing es nach ein paar Minuten zu regnen an, und wir hatten zwar einen Regenschirm dabei, aber nur einen, und das war alles ein bisschen blöd. Wir gingen also nicht bis zur Innenstadt, sondern nur bis zu einem kleinen italienischen Restaurant/Bar/Café/Kneipe (Unckel), das am Rand der Oststadt lag, mitten im Univiertel und direkt gegenüber des Hegelbaus, der für mich sieben Jahre lang (neben dem Brechtbrau) mein studentischer Lebensmittelpunkt gewesen war.
Und nicht nur der Hegelbau, sondern eben auch der Unckel, weil wir während des Studiums sehr häufig tagsüber da waren und sehr regelmäßig auch abends, unter anderem immer montags nach dem Zeitgeschichte-Oberseminar mit der ganzen Gruppe, oft inklusive Dozent:innen. So gesehen war das Ganze ein bisschen ein Ausflug in die Vergangenheit, und zu meiner Überraschung hatte sich extremst wenig geändert: gleiche Inneneinrichtung, gleiche Bilder an der Wand, gleiche Pizza-und-Pasta-Speisekarte, sogar gleiche studentische Arbeitskräfte. (Also nicht die gleichen Personen, aber der gleiche Typus.) Nur neu war, dass sie vegane Gerichte auf der Karte extra auswiesen und für die Pizza veganer Käse bestellt werden konnte. Sehr, sehr cool.
Wir aßen allerdings natürlich nichts mehr, sondern nahmen nur noch einen Espresso und dann noch ein Glas Pinot Grigio für mich, ein Export für den Liebsten, und als dann irgendwann der Regen nachließ, gingen wir ziemlich zufrieden heim. Gute Idee, mal ein bisschen abseits der Südstadt- oder Zentrums-Pfade unterwegs zu sein.