Nach dem kaputten Donnerstagabend fühlte ich mich erstaunlich okay am Morgen, mehr oder weniger ausgeschlafen, mehr oder weniger schmerzfrei. Trotzdem froh, dass mein Einzelunterricht vom Freitagmorgen sich nicht mehr gemeldet hatte – ich konnte den Tag also langsam starten, ohne frühen Termin. Ein Müsli zum Morgen, ab neun am Schreibtisch mit etwas Unterrichtsvorbereitung und ein paar Mails, und um halb elf ging ich dann ins Büro, für ein paar Stunden zumindest. Der Liebste blieb im Home Office.
Ich ging ins Büro, weil ich dort einen Einzelunterricht vor Ort hatte, den letzten Unterrichtstermin (sehr froh, den Unterricht abschließen zu können, die Person hatte eine Deadline, bis zu der wir fertig sein mussten, und wegen meiner anderthalb Wochen Krankheit hatte das alles ein bisschen auf der Kippe gestanden. Im Übrigen auch froh, dass ich sie nicht mit Corona angesteckt hatte – tatsächlich niemand, soweit ich das überblicken kann. Ein Hoch auf die Maske an meinem letzten Arbeitstag und aufs Home Office generell). Danach ein paar Orgasachen, Material abheften, ein paar Dinge mit Kolleg:innen besprechen und den Babyhund begrüßen, und um kurz nach halb eins ging ich schon wieder nach Hause.
Dort warteten der Liebste und ich erst ein bisschen auf den Schornsteinfeger, der sich für „zwischen 11 und 13 Uhr“ angekündigt hatte, weswegen der Liebste überhaupt daheim geblieben war. Um kurz vor eins kam er dann, reinigte den Kamin und war nach zehn Minuten wieder weg und wir konnten zum Essen.
Endlich wieder zum veganen afrikanischen Imbiss im Viertel, seit fünf Wochen das erste Mal (früher waren wir wöchentlich da, aber früher hatten wir auch mindestens drei Home Office-Tage gemeinsam – früher im Sinn von zur guten alten Pandemie-Zeit, lol). Es war angenehm warm, fast heiß, und wir suchten uns einen Platz draußen im Schatten. Erstaunlicherweise aßen wir beide locker unsere Portion auf und waren danach zwar satt, aber nicht gestopft voll – ich denke, die Portionen sind kleiner geworden. Was ich völlig in Ordnung finden würde.
Ab zwei wieder am Schreibtisch, jede Menge administrative Arbeit, dazu drei Beratungstermine. Ich war insgesamt mit dem Arbeitspensum zufrieden, auch wenn ich natürlich nicht fertig wurde und eine Sache aufs Wochenende verschieben musste. Aber egal, um halb sechs machte ich trotzdem Feierabend. Wir hatten nämlich einen Termin, der mir den ganzen Tag schon so ein bisschen im Magen lag: Der Liebste hatte die Tierärztin erreicht und einen Termin für den Besuchskater ausgemacht.
Nun ja, und das war dann kurz gefasst ein eher unbefriedigender Termin, um nicht zu sagen ein bisschen ärgerlich. Was in erster Linie an einer wirklich, wirklich nicht kompetenten (vor allem nicht kommunikationskompetenten) Assistentin dort lag. Wir kamen um sechs dort an und bekamen als Allererstes (nachdem sie den herzzereißend miauenden Magerkater ins Nachbarzimmer verfrachtet hatte, damit er den Stress im Wartezimmer nicht so mitbekam) einen Aufnahmebogen in die Hand gedrückt, wo wir Name, Geburtsdatum, Rasse und so weiter der Katze eintragen sollten. Ähm, sagten wir, das ist jetzt ein bisschen schwierig, denn es ist ja ein Fundkater, und wir wissen diese Informationen nicht. Na aber dann könnten sie ihn leider nicht aufnehmen, meinte die Assistentin. Der Liebste sagte, wir würden die Sachlage vielleicht einfach erst gern mit der Ärztin besprechen, und dann könnte man sehen, was man ausfüllte? Oder wir würden das Dokument ausfüllen, aber halt die dementsprechenden Stellen leer lassen? Ach so, ja, nein, das ginge dann schon auch so, sagte die Assistentin, und verschwand.
Und zwar für eine komplette Stunde, in der wir dann unverrichteter Dinge im Wartezimmer saßen, darauf warteten, mit der Ärztin sprechen zu können, und von einer sehr lauten Frau mit einem permanent bellenden Chihuahua zunehmend genervt waren.
Um sieben war die Assistentin dann wieder da und drückte uns zu unserer Überraschung die Box mit dem Magerkater in die Hand: Also, sie hätten dem Tier jetzt in die Ohren geschaut und seine Tätowierung herausgefunden (sie reichte uns einen Zettel mit der Tätowierungsmarkierung), gechippt sei er leider nicht. Außerdem hätte sie schon beim Tierheim angerufen, dort aber leider niemanden erreicht, aber hier sei die Nummer des Tierheims, bei der man sich melden sollte. Und fertig.
Wir waren leicht überrumpelt. Klar war ein Ziel des Besuchs gewesen, die Tätowierung herauszufinden (wir hatten das ja nicht hingekriegt, weil der Magerkater ohne Zwangsmaßnahmen nicht lang genug still hielt), das hatte also geklappt, aber davon abgesehen war das natürlich komplett schief. Erstens hatten wir überhaupt nicht mit der Ärztin sprechen können, was mich schon mal mächtig nervte – es war ja schließlich nicht Aufgabe der Assistentin, hier „Stille Post“ zu spielen und uns in der Kommunikation zu übergehen. Dann hatten sie quasi nur nach Chip und Tätowierung geschaut und sonst nichts gemacht – auf meine Frage, was die Ärztin denn zu seinem Zustand sagen würde oder ob ihr sonst etwas aufgefallen sei, war die Antwort, nein nein, die Ärztin wolle ihn so nicht anschauen, er sei ja schließlich nicht… als Patient aufgenommen. NATÜRLICH war er das nicht, wir wollten ja erst einmal sprechen und den Kontext erklären! Weil wir also am Anfang nicht brav das Formular ausgefüllt hatten, waren wir in den Augen der Assistentin sozusagen durchs Raster gefallen. SO bescheuert. Und der Gipfel war, dass sie einfach in unserem Namen, aber ohne unser Einverständnis beim Tierheim angerufen hatte – was wir echt nicht wollten, denn wir wollten den Kater nicht in eine Box beim Tierheim packen und allein lassen, wenn es auch anders ging. Klar ist das Tierheim der letzte Weg, aber dort ist es überfüllt genug.
Wir fuhren also wieder heim, beide reichlich angenervt. Vermutlich war die Assistentin der Meinung gewesen, wir hätten uns hier in eine Fundtiersache eingemischt, dafür waren wir ja schließlich nicht zuständig, da könnte ja jeder kommen. Puh. Aber egal, auf jeden Fall haben wir jetzt die Tätowierung und können im nächsten Schritt bei Tasso oder Findefix selbst anfragen. Oder dann halt doch tatsächlich beim Tierheim, wenn es nicht anders geht. Irgendwie kriegen wir das schon raus.
Daheim ließen wir den Kater aus der Box und sahen zu unserer Freude, dass er nicht in Panik davonstürzte, sondern im Garten blieb, von uns ein bisschen Futter nahm und insgesamt recht entspannt war. Wir entspannten uns also auch, machten Abendessen (wieder ohne Wochenplan, der Liebste warf ein paar Sachen zu einer Art Ratatouille zusammen, dazu Penne) und nahmen uns dann ein kleines Glas Merlot als Tagesabschluss. Eigentlich wäre es ein sehr schöner Abend gewesen, um auf den umbrisch-provençalischen Markt zu gehen, der schon seit Mittwoch läuft (Donnerstag und Freitag sind immer die besten Tage, um Leute zu treffen). Aber wir waren einfach zu kaputt – so leid es mir tat. Aber manchmal geht es halt nicht so, wie man will.