Aufgewacht, weil mir eine kratzige, kalte Katzenpfote einmal vorsichtig ins Gesicht fasste – vermutlich wollte der Magerkater einmal nachsehen, ob wir in der Nacht gestorben waren oder so. Der Liebste bekam auch einen Katzentatzer ab, knurrte und drehte sich zur Seite, ich wickelte mich in meine Decke ein, konnte aber nicht mehr einschlafen. Irgendwann schaute ich auf die Uhr, es war 6:24, damit waren wir der alten „keine Katzenfütterung zwischen 10 und 6“-Regel treu geblieben und ich beschloss aufzustehen.
Beim Aufstehen sah ich erst einmal, dass der Magerkater durchs obere Katzenklo gelaufen war (aber nur einmal durchgelatscht und Katzenstreu auf dem Treppenabsatz verteilt, nicht benutzt). Und als ich dann runterkam, belagert von zwei miauenden Katzen, denn natürlich stand unser Kater unten und wollte AUCH Aufmerksamkeit, da sah ich das untere Katzenklo, und das war benutzt. Schlaue Katze. Also erst einmal Katzenfütterung, Katzenklo sauber machen, und da ich schon dabei war, gleich noch eine Aufräumrunde durch die Küche und durchs Wohnzimmer, und plötzlich war es Viertel nach sieben. Ich vergesse manchmal die Haushalts-Kleinigkeiten, die so nebenher laufen und da mal 30 Minuten, da mal eine Dreiviertelstunde ausmachen – da ich am Tag nur so im Schnitt fünf bis sechs Stunden außerhalb der Arbeitszeit (und außerhalb des Bettes) habe, läppern sich diese Kleinigkeiten ziemlich zusammen. Ich spielte kurz mit dem Gedanken, das als „Hausarbeit Durchschnittswert“ in die FDDB-App einzutragen, aber das wäre mir auch irgendwie albern vorgekommen.
Ruhiger Sonntag, wie eigentlich immer die letzten Wochen. Der Liebste machte uns ein englisches Frühstück (dieses Mal ohne Tofuwurst, wir hatten am Abend davor genug Angebratenes gehabt) und eine Kanne Kaffee und verschwand dann in die Garage, an seinem Fahrrad weiterbasteln, und ich machte noch eine Kanne Kräutertee, schrieb dann ein bisschen im Blog und las mich quer durchs Internet.
Harold saugte währenddessen das mittlere Stockwerk, von beiden Katzen (die neben mir auf dem Sofa lagen, einer links, einer rechts) sehr misstrauisch beäugt. Unser Kater fand das sehr schnell zu unheimlich und verschwand raus in den Garten, der Magerkater blieb aber tapfer neben mir liegen. Was vermutlich auch daran lag, dass er sich beim Hochspringen aufs Sofa das Köpfchen angehauen hatte – ich hatte den Sofatisch ganz ans Sofa geschoben, damit Harold dort saugen konnte, und hatte so den Spalt verkleinert. Und das konnte der Magerkater wohl nicht richtig abschätzen. Ich hob ihn also hoch aufs Sofa, wo er die nächste Zeit blieb, trotz Roboter und allem. Erst etwas später fand er den Weg vom Sofa, ging unserem Kater hinterher in den Garten und legte sich dort mit ihm friedlich in eine Kuhle ins hohe Gras.
Gegen Mittag wischte der Liebste einmal durchs Haus (mächtig schlecht gelaunt, weil bei der Fahrradreparatur nichts so lief wie gewollt, alle Teile passten nicht, ließen sich nicht einstellen, waren bockig), während ich unter die Dusche ging und dann ein Mittagessen für uns improvisierte: eine Auflaufform mit Rumfort-Gemüse (Fenchel, Zucchini, Kohlrabi, Paprika), ein gewürfelter Naturtofu, dazu Olivenöl, Salz und Kräuter der Provence, 30 Minuten in den Ofen. Nach der halben Zeit streute ich noch etwas SimplyV-Parmesan drüber, und das war dann eine wirklich gute Kombination. Etwas wenig Kohlenhydrate, aber wir hatten ein paar Lebkuchen danach, dann passte das auch. (Ja, es gibt wieder Lebkuchen im Supermarkt, der Liebste hatte am Freitag bereits die zweite Packung geholt.)
Kurzer Mittagsschlaf, eine Tasse Kaffee, dann gingen wir einmal aus dem Haus, ein Spaziergang von einer Stunde das Flüsschen hoch und runter. Ziemlich warm in der Sonne, kühl im Schatten (Pulliwetter), einige Leute unterwegs, der Liebste etwas angestrengt, und ich fühlte mich kreislaufmäßig etwas wacklig und musste zu allem Überfluss auch noch aufs Klo ab der halben Strecke: Es war weniger entspannt, als ich mir das so vorgestellt hatte, aber egal, die Bewegung war gut.
Außerdem gut: Da wir gerade draußen waren, gingen wir (…endlich) in die Nachbarstraße und schauten wegen des Katers. Wir fragten eine Nachbarin und schauten auf die Klingelschilder nach den Namen, und sehr schnell war klar: Die Person wohnt da nicht mehr. Bei der Adresse war uns die Hausnummer ja leider nicht mitgeteilt worden (die Person hatte sie nicht bei Tasso angegeben), wir gingen also die ganze Straße ab, aber 80% aller Leute wohnen dort schon ewig, einige davon kennen wir auch direkt, es blieben also wenig Häuser übrig. Und da gibt es ein Haus, in dem bis vor einiger Zeit zwei alte Leute gewohnt haben – die sind jetzt nicht mehr da, das Haus wurde etwas umgebaut und in zwei Einheiten aufgeteilt und jetzt wohnen dort andere Menschen drin. Höchstwahrscheinlich hat der Magerkater zu den alten Leuten gehört. Jetzt werde ich noch einmal Tasso anrufen und das so mitteilen, und wenn das okay ist, dann bleibt er bei uns und wir registrieren uns dort als neuen Wohnort. Falls noch einmal jemand fragen sollte (was ich nicht glaube, der Kater ist jetzt schon seit einigen Wochen bei uns und hatte vorher länger kein Futter bekommen), dann würde man uns so finden können.
Nun gut. Ich hatte ein einigermaßen gutes Gefühl dabei und war ganz zufrieden. Daheim gemeinsamer Wochenplan, dann kümmerte ich mich ums Kochen, ein großer Topf Pasta mit einer etwas zusammengewürfelten Tomatensauce mit Spinat, Zucchini, Lauch und weißen Bohnen (das war tatsächlich nach einem VF&L-Rezept, sah aber trotzdem etwas wild aus). Auf jeden Fall gutes Essen, auf den Nachtisch verzichtete ich aber. Stattdessen sahen wir auf Netflix Leuten zu, wie sie merkwürdige Kuchen produzierten, und das war dann Nachtisch genug.