Ein sehr zufriedenstellender, wenn auch von außen betrachtet ausgesprochen unaufgeregter Tag, denn nachdem die Prüfungswoche so wahnsinnig anstrengend gewesen war oder von mir zumindest als sehr voll empfunden worden war, hatten wir beide uns für den Samstag vorgenommen, komplett durchzuhängen und wirklich, wirklich gar nichts in Richtung „Erledigungen“ oder so zu machen. Recht gute Nacht, wir standen relativ früh auf (so kurz vor sieben, also schon „ausgeschlafen“), langsamer Start in den Tag mit Zeitung und Tee. Der Liebste holte Brötchen beim Viertel-Lieblingsbäcker (sein Vorschlag, irgendwo auswärts zu frühstücken, wurde von mir als schon wieder zu viel in Richtung „Erledigung“ empfunden – man müsste ja duschen und sich anziehen und überlegen wohin und dann dort hingehen und bestellen und mit Leuten interagieren und überhaupt, nö), dann ausführliches Frühstück mit dem veganen Philadelphia (sehr gut, mag ich noch besser als den Exquisa) und Himbeermarmelade (letzter Rest, schimmelfrei leergegessen).
Und dann zog ich mich mit Buch aufs Sofa zurück, während Harold die oberen Zimmer saugte und der Liebste die Wäsche sortierte und eine Maschine laufen ließ (denn wenn man es einfach so schnell freiwillig macht, dann ist Haushalt ja quasi keine „Erledigung“, oder so). Und nach einer Dreiviertelstunde hatte ich ENDLICH das Buch durch, mit dem ich mich jetzt auch schon wieder einige Wochen beschäftigt hatte. Ich hatte ja The Goldfinch von Donna Tartt unterbrochen (es liegt immer noch dreiviertel-gelesen auf dem Esstisch) und stattdessen von Tim Marshall Die Macht der Geographie im 21. Jahrhundert in die Hand genommen. Und das zog sich halt dann leider fast genauso lang hin, ich hatte einfach keine Muse zum entspannten, konzentrierten Lesen. Aber jetzt! Endlich.
Gutes Buch, ganz klar, auch wenn sein geographischer Erklärungsansatz teilweise etwas deterministisch wirkt – teilweise ein bisschen zwanghaft sämtliche politischen Entwicklungen in einem Land so hingedeutet, dass seine These (die Geographie eines Landes spielt für seine politischen Entscheidungen die wichtigste Rolle) gestützt wird. Das war nicht überall gleich überzeugend. Trotzdem gab es eine Menge aufzunehmen, an Hintergründen auch gerade in Regionen und Ländern, in denen ich nicht so ganz sattelfest bin, was die groben zeitgeschichtlichen Linien angeht (die Sahelzone, die Türkei, Australien, um nur drei zu nennen). Das Buch hat sich auf jeden Fall gelohnt, und dass ich es in kleinen Häppchen über einen langen Zeitraum gelesen hatte, hatte dem Verstehen vermutlich auch nicht geschadet.
Mittlerweile war es halb zehn und ich ganz beflügelt von diesem Abhak-Erfolg, deshalb ging ich nach oben, duschte, putzte das Bad und wischte alle oberen Räume durch. Wir hatten morgens zwar gesagt, dass wir an dem Wochenende das Putzen einfach komplett sein lassen wollten, von wegen „keine Erledigungen“ und so, aber wenn man es freiwillig macht… Nebenher etwas Lage-Podcast, dann war ich über die aktuelle Welt wieder genug informiert und zog mich aufs Sofa zurück. Und zwar zu einem neuen Buch: Ich hatte mir am Freitag, quasi so für den Urlaub, Seelen im Eis von Yrsa Sygurðardóttir mitgenommen, einen typischen Island-Krimi. Klassische Urlaubslektüre halt. Und damit legte ich also am späten Vormittag los.
Und das war mehr oder weniger der restliche Samstag. Ich las mich fest bis eins, dann machte ich uns ein paar frische Penne und die restliche Nudelsauce vom Vorabend warm, danach Kaffee, ich las weiter, irgendwann ein bisschen Schokolade, ich las weiter, am Nachmittag unterbrach ich das Lesen für eine zweite Maschine Wäsche aufhängen und bügeln (dazu die neue Folge Science Cops-Podcast), noch etwas mehr Kaffee und wieder Sofa. (Kein Fitness, irgendwie war das in meinem Kopf unter „Erledigungen“ abgespeichert und das… passte dann nicht so.)
Um halb fünf gingen der Liebste und ich zum Alnatura, dann räumte ich die Einkäufe weg und kümmerte mich ums Kochen, ein großer Topf Kabse mit Seitan (Kabse ist eigentlich ein arabisches Gericht mit gebratenem Reis, gebratenem Fleisch und Mandeln, hier wurde das Fleisch durch Seitan ersetzt, passte hervorragend). Prima Essen, Sofa, und natürlich: weiter mit Krimi. Es wartete ja sowieso die Zeitumstellung, deshalb erlaubten wir es uns, ein bisschen später ins Bett zu gehen. Der Liebste kümmerte sich um Krams auf seinem Laptop, im Ofen brannte ein Feuer, beide Kater leisteten uns Gesellschaft und nervten nur ein ganz kleines bisschen, und ich las halt. Und um Viertel vor zwölf, tatsächlich, hatte ich das Buch ausgelesen. Hihi.
Okay-er Krimi mit einigermaßen glaubwürdigem Ende, wenn auch ein paar vorhersehbaren Twists und ein paar unlogischen Elementen. Der letzte Krimi von ihr (Todesschiff) hatte mir besser gefallen, aber insgesamt war das schon ganz ordentliche, solide Krimiunterhaltung. Und genau das Richtige für den ersten Urlaubstag.