Nach dem späten Abend (erst kurz vor eins im Bett) schlief ich bis kurz vor acht, und zwar ausgesprochen gut. Dann ein ruhiger gemeinsamer Morgen: Wir frühstückten ausgiebig gemeinsam, dann nahm ich mir etwas Zeit zum Duschen und Haarewaschen, während M und S beide wieder an ihren Laptops vor sich hin werkelten. Was ich zum Anlass nahm, ebenfalls ein bisschen am Tablet zu schreiben (ich musste zwar nichts arbeiten, liebe Güte, aber es sah halt so schön passend aus. Wie so eine klischeehafte Berliner Freiberufler-WG, auch wenn wir weder Freiberufler noch WG waren, und Berlinerin ich auch nicht). Gegen zwölf hatten wir dann alle genug gemacht, oder zumindest S und ich (M blieb den Tag daheim, Lehrerschicksal – er musste korrigieren). Wir machten uns also für einen Tag auf in die Stadt.
Zuerst nahmen wir die U-Bahn bis zum Naturkundemuseum und gingen dann zu Fuß die Invalidenstraße und Brunnenstraße entlang. Es war relativ kalt und windig, aber trocken, mit Mütze ging es gut (nur in den Läden nervte es, weil es dort sofort sehr warm war, oder vielleicht war ich auch einfach den Kontrast nicht mehr gewohnt).
Mein Plan war zwar nicht so richtig „shoppen“, aber ein bisschen durch die Läden schauen war schon okay. Also legten wir als erstes einen längeren Stopp in der Buchhandlung Ozelot ein (wo ich natürlich zwei Bücher mitnahm, auch wenn mir mein Rückreisegepäck ein bisschen Sorge machte), danach schauten wir noch im Kleiderladen Rotation vorbei, weil ich so als halbe Idee „Pulli“ oder „Jeans“ im Kopf hatte. Dort fand ich aber nichts, die Größen passten nicht, die Muster gefielen mir nicht so, es war ganz schön teuer und überhaupt merkte ich, dass ich keine Lust hatte, Kleider anzuprobieren. Wir gingen also den Weinbergsweg entlang, mäanderten etwas herum und suchten einen guten Platz zum Essen (S schlug die Weinerei vor, aber ich mochte nicht so gern, weil es so gut wie kein veganes Angebot gab und es voll und laut war und man sich das Essen selbst an den Tisch balancieren musste und es nur doofe Barhocker gab und mäh). Am Ende landeten wir im Napoljonska in der Kastanienallee. Das war leider gar nicht gut: Das „Porridge“ entpuppte sich als veganes Müsli (mit ROSINEN!!!), das man mit Hafermilch in die Mikro gesteckt hatte, die Bestellung nach einem doppelten Espresso wurde nicht verstanden (es kam ein einfacher), die Zuckerschale auf dem Tisch sah unhygienisch aus und insgesamt war das richtig blöd.
Nun gut. Wir gingen weiter die Kastanienallee entlang und machten einen längeren Stopp im Comicladen (wo ich über eine Gesamtausgabe der Vater&Sohn-Zeichnungen für unter 8 Euro stieß und natürlich gleich mitnehmen musste).Danach gingen wir zum Kleiderladen Wunderwerk, wo ich schon einmal vor einigen Jahren mit einer Jeans rausgekommen waren. Aber: auch dort nichts gekauft, weil die Jeans alle keinen guten Schnitt hatten („Bootcut? Ja, hatten wir bis vor ein paar Jahren noch…“) und die Pullis zu teuer waren. Dann weiter zum Spieleladen (am Haferkater vorbei, der RICHTIGES PORRIDGE gehabt hätte, aber wir stoppten dort nicht – es war auch voll), dort allerdings keine Einkäufe – Spiele sind immer SO groß und es gibt halt auch so viele (und wir haben schon so viele daheim).
Weiter in die Pappelallee und Raumerstraße bis zum Helmholtzplatz, dort waren wir länger im Goldhahn et Samson (ein Spezialitätenladen mit großer Kochbuchabteilung), wo es lustigerweise Alb Leisa gab – also genau das Mitbringsel, das ich für S dabei gehabt hatte (in der Hoffnung „wenigstens das findet man in Berlin nicht“). Zumindest hatten sie den lokal produzierten Senf nicht. Ich kaufte ein paar Karten und für den Liebsten finnische Lakrize. Danach hatten wir von Läden genug, wir gingen weiter bis in die Wisbyer Straße, wo wir in die M13 einstiegen und in den Wedding zurückfuhren (bis zur Seestraße).
Kurzer Einkauf in der Bio Company, im dm und im türkischen Supermarkt, und um sechs waren wir wieder zuhause bei S. Dort war eigentlich gemeinsames Kochen geplant, allerdings wurde das dann federführend von M und unterstützend von S übernommen und ich kommentierte nur, während ich mir eine kleine Kanne Earl Grey machte. (S hat übrigens das allerliebste Steinzeuggeschirr von seinen Eltern übernommen, original 70er und SO schön.) Alles sehr entspannt: M hatte tagsüber bereits ein paar Linsen gekocht, mit Petersilie und Dressing gab das einen Linsensalat, aus einem geraspeltem Fenchel, Zitronensaft und mildem Olivenöl wurde ein Fenchelsalat, wir hatten vom Bioladen einen Butternut mitgebracht, der mit Salz, Öl und Chiliflocken in Scheiben geschnitten in den Ofen kam, und außerdem buk M „noch schnell“ ein paar Scones (herzhaft, mit Kräutern und etwas veganem Parmesan, ausgesprochen lecker). Sehr gute Kombination. Dazu eine halbe Flasche 2021er Scheurebe, und damit war das ein richtig schönes Herbstessen. Hihi.
Außerdem natürlich quatschen über alles Mögliche, und nach dem Essen holte S ein Rommé-Kartenset und brachte mir Zank-Patience bei (eine Art Patience, die man zu zweit gegeneinander spielt). Sehr nettes Spiel, auch wenn wir über die Regeln nicht so ganz sicher waren (zwei von drei Durchgängen ging die Patience am Ende nicht auf, was eigentlich nicht sein dürfte). Es dauerte auch ein bisschen, bis ich in der Abfolge drin war, weswegen wir den Plan verworfen, dass ich S Rommé beibringen würde. Ich wurde zu diesem Zeitpunkt (es war halb elf) auch unglaublich müde und hatte den nächsten Tag (langer Reisetag) im Kopf, deshalb verabschiedete ich mich ganz langweilig und verschwand ins Bett.