Um halb acht wach geworden – erstaunlich spät, ungestört durch Katzenintervention. (Naja, fast – Magi lag bei uns im Bett und schnurrte, weckte uns aber nicht, und da er auf dem – leicht angenervten – Liebsten lag, störte er mich auch nicht, und der Nasenkater kam dann auch ins Zimmer, wartete aber brav). Der Grund dafür lag wahrscheinlich darin, dass wir am Samstag etwas zu viel gefüttert hatten, sie den Rest in der Nacht erst gefressen hatten und schlicht und einfach noch satt waren. Dachten wir zumindest, aber als wir dann runterkamen, hatte einer der beiden, vermutlich der Nasenkater, sein Vortagsfutter auf den Esszimmerboden gekotzt. Das ist vor ein paar Tagen schon einmal passiert, und es gibt mir ein bisschen zu denken, denn es sah nicht nach dem üblichen Gras-gefressen-Zeugs aus, und Mausüberreste waren es auch nicht. Hm.
Auf jeden Fall erst einmal wegputzen, dann mit den Katzen diskutieren, weil sie beide das angebotene neue Futter doof fanden. Magi setzte sich in einer Art Sitzstreik unten in die Waschküche, bis ich ihn schließlich hochtrug und oben einmal ein bisschen durchbürstete (er ist wieder mehr verfilzt, wir werden wohl einfach etwas vom Filz rausschneiden müssen). Dem entzog er sich, indem er dann schließlich doch fraß, und der Nasenkater dann später auch, zumindest ein bisschen Trockenfutter. Geht doch. Manchmal wünsche ich mir einen Labrador oder so. Da muss man zwar ständig aufpassen, dass er nicht allen möglichen Dreck frisst und durch den Mülleimer geht und so, aber wenigstens muss man nicht mit ihm übers Futter diskutieren.
Ruhiger Vormittag mit wenig zu berichten (im Endeffekt ähnlich wie am Samstag). Zuerst einmal nahm ich seit Ewigkeiten wieder das Blutdruckgerät in die Hand und der Liebste und ich maßen beide (keine Ahnung, ob das Gerät akkurat ist, andererseits warum nicht, auf jeden Fall bei beiden Werte ziemlich wie aus dem Bilderbuch.)
Englisches Frühstück, ein bisschen Rätsel, dann zog sich der Liebste aufs Sofa zurück, die Katzen schlossen sich an, und ich schrieb ein bisschen und las ein bisschen. Draußen strahlender Sonnenschein, aber so kalt, dass es mich nicht nach draußen zog, erst gegen Mittag ging die Temperatur langsam in Richtung plus zwei Grad. Ich blieb trotzdem drin.
Zum Mittagessen machte der Liebste uns einen Wok Udon-Nudeln mit Kimchi und Pilzen, nachdem er erst einmal den Wok über der Gasflamme ordentlich ausgebrannt hatte (anscheinend muss man das machen, damit nichts reinklebt, richtig weißblau erhitzen oder so). Das führte dazu, dass die ganze Bude nach heißem Fett roch, nur geringfügig besser als der Mango-Duschgel-Geruch der Duftkerze (von der im Übrigen immer noch drei Viertel da sind, eventuell wird mir das Kerzenglas mal ganz zufällig aus der Hand fallen, hoppla, und dann ist sie kaputt und landet im Müll). Gutes Mittagessen auf jeden Fall.
Nach dem Mittagessen ließen wir Harold im Erdgeschoss fahren, und dann nahm ich mir den Eimer und wischte endlich wieder einmal durch. Was sehr nötig war, die letzten Wochen hatten wir das Wischen im Erdgeschoss ziemlich vernachlässigt und das Wasser im Eimer wurde ganz schön dunkel. Überhaupt wollte ich gern ein bisschen produktiv sein an diesem Sonntag und Sachen erledigen und abhaken und etwas vorzuweisen haben (wie beispielsweise ein sauberes Wohnzimmer), deshalb nahm ich mir nach dem Wischen mein Buch und las es die nächste Stunde zu Ende. ENDLICH, in Anbetracht der Tatsache, dass ich es noch im alten Jahr angefangen hatte, hatte es sich schon ein bisschen gezogen.
Das Buch, Baustellen der Nation von Philip Banse und Ulf Burmeyer, greift viele Themen auf, die im Lage-Podcast schon besprochen wurden und wo ich deshalb die generellen Diskussionspunkte schon kannte. Natürlich können sie im Buch noch etwas weiter in die Tiefe gehen und haben einige interessante Anmerkungen und Schlussfolgerungen. (Auch wenn ihnen in einigen Bereichen sicherlich die Expertise fehlt, sie sich deshalb auf Einschätzungen ihrer diversen Interviewpartner:innen verlassen, und wie ausgewogen das ist, da bin ich mir nicht immer so sicher.)
So ganz optimistisch wie sie schätze ich die Situationen allerdings teilweise nicht ein. Besonders das Kapitel über die föderale deutsche Struktur ließ mich etwas ratlos zurück: Dass wichtige Gesetzesvorhaben der jeweiligen Regierungen regelmäßig im Bundesrat von Parteien blockiert werden, die im Bundestag in der Opposition sind, das war mir schon bekannt und ich hatte mich auch schon häufiger darüber geärgert. Aber wie weitgehend das Problem ist (eine unfassbar hohe Zahl der Gesetze ist im Bundesrat zustimmungspflichtig, und das heißt leider: in Gänze, nicht nur die Teile, die die Länder betreffen würden) und wie durchgehend das gemacht wird, das war mir nicht so klar. Die Lösung wäre entweder, dass das Grundgesetz angepasst wird und man dort die Zustimmungspflicht der Länder klarer definiert, oder dass alle Parteien in einer Art demokratischer Selbstverpflichtung sich darauf einigen, auf blockierendes Verhalten zu verzichten. Und da sie damit einen großen Teil ihrer (zerstörerischen) Macht abgeben würden, sehe ich das leider überhaupt nicht. (Mit einem vergleichbaren Problem kämpfen übrigens die USA, bei denen das Systems der „checks and balances“ ja auch völlig aus dem Ruder gelaufen ist, mit offensichtlich demokratieschädigenden, traurigen Folgen.)
Nun ja. Restlicher Nachmittag: Kleine Aufräumrunde durchs Obergeschoss, ich ließ eine Maschine Wäsche durchlaufen und ging mit dem Kater ein bisschen in den Garten, trank außerdem drei Tassen weißen Tee – der steht auf meiner Aufbrauchliste, ich hatte ihn einmal als Probepackung in unserem Teeladen mitgenommen. Da weißer Tee sauteuer ist und auf der Packung außerdem „mehrere Aufgüsse möglich!“ steht, machte ich also brav drei Tassen aus einer Portion. Ich weiß nur nicht so genau, ob mir das wirklich passt, die dritte Tasse schmeckte im Grunde genommen nach nichts mehr. Vielleicht macht man das aber auch irgendwie anders? Auf jeden Fall werde ich den Tee bei diesem Tempo im Januar nie leer bekommen.
Außerdem backten wir gemeinsam noch einen Lemon Drizzle Cake mit glutenfreiem Mehl, das stand auch auf der Aufbrauchliste, seit der Liebste für die Kolleg:innen einen Kuchen mitgebracht hatte (ein Kollege hat eine Unverträglichkeit) und das restliche Mehl bei uns halt rumstand. Und ein Rest Zitronenöl kam auch noch rein, wieder zwei Punkte auf der Liste weg.
Der Liebste übernahm das Kochen am Abend, einen großen Topf Chili nach neuem Rezept, das wir um ein halbes Glas Mais ergänzten (und wo wir die Schokolade reduzierten, laut Rezept hätten 100g für vier Personen reingehört, das wäre ja eine komplette Tafel gewesen seriously). Ich hängte währenddessen die Wäsche auf, machte einen Wochenplan und bestellte die Biokiste, und zu guter Letzt nahm ich mir endlich mal wieder ein Vegan Food and Living-Heft und tippte ein paar Rezepte in die Datenbank. Da bin ich natürlich längst hoffnungslos hinterher, aber egal. Sachen erledigen, ich sag es ja.
Den restlichen Abend dann Chili, danach Zitronenkuchen (war gut geworden), eine alte Folge Big Fat Quiz (tatsächlich eine, bei der ich nur die erste Hälfte gesehen und dann aufgehört haben musste, wie mir auffiel), und gleichzeitig versuchte ich im Kopf die kommende Arbeitswoche so zu sortieren, dass ich alles unterkriegte und nicht gestresst war und es noch Zeit für Sport gab und überhaupt. Bis ich das irgendwann sein ließ, weil es doch eher irrational und kontraproduktiv war. Und ins Bett ging, die neue Woche kam schließlich früh genug.