Mal wieder keine sonderlich gute Nacht, ich wachte in den frühen Morgenstunden auf und konnte nicht mehr einschlafen. Der randalierende Magerkater half dabei kein bisschen. Um halb sieben ließen wir uns vom herzzerreißenden Miauen erweichen und standen auf. Nicht ohne vorher dem Geburtstagskind zu gratulieren natürlich.
Ruhiger Morgen mit Tee, Rätsel, Pilzen auf Toast – die Tofuwurst ließen wir weg, denn als zweiten Gang gab es ja Geburtstagstorte, auf das wir noch als letzten Schliff Zartbitterschokolade raspelten. Wieder sehr gut geworden, nur der Teig etwas kompakt und das Verhältnis Sahne-Äpfel stimmte auch nicht so ganz (zu viele Äpfel). Aber das ist insgesamt schon Jammern auf hohem Niveau, es war eine super Torte.
Ein ruhiger Morgen mit Zeitung, etwas Schreiben, Harold fuhr im Wohnzimmer, dann eine schnelle Dusche, und um kurz vor elf gingen wir aus dem Haus. Wir fuhren ins Nachbardorf zu M, eine Architektin und langjährige Kursteilnehmerin von mir, die uns ihr neuestes Bauprojekt zeigte: Ein Wohnprojekt für betreutes Wohnen komplett in Massivholzbauweise, sehr interessant anzusehen und so völlig anders als alle Rohbauten, in denen ich bis jetzt war (mit Beton und Zement und feucht und kalt). Vor allem der Liebste als alter Zimmermann war sehr fasziniert, aber ich auch – man kann es sich kaum vorstellen, dass es funktioniert, aber offensichtlich schon (das Architekturbüro baut seit 20 Jahren Massivholzmöbel).
Danach fuhren wir in die Nachbarstadt auf den Friedhof, endlich die Weihnachtsdekoration einsammeln – wir verteilten noch ein paar Zweige, weil der Boden doch recht ordentlich gefroren war und man schon ein paar Frühblüher-Spitzen sah, die ich gern schützen wollte.
Und weil wir dann Zeit hatten und neugierig waren und der Liebste ja Geburtstag hatte, fuhren wir im kleinen Städtchen in ein neues Burgerrestaurant in der Nähe des Bahnhofs. Ich hatte es in der Woche davor entdeckt, als ich mit dem Zug zur Demo gefahren war, es war relativ neu (zwei Jahre alt, aber wir sind sehr selten in dieser Ecke der Stadt, weil wir ja eigentlich immer nur schnell zum Friedhof fahren und die Stadt dabei nur am Rand touchieren).
Fazit: Etwas laut, etwas gewollt „hip“, aber insgesamt war das Essen sehr lecker. Fantastische Pommes (und das sage ich als nicht-Pommes-Esser), gute Burger, sehr gute vegane Auswahl. Wenn ich jetzt noch wirklich gern Burger essen würde, wäre es topp gewesen (Essen war auch gut, bis auf die Brötchen, aber halt auch eine Riesensauerei, was ich bei Burgern überhaupt nicht mag).
Gegen halb drei wieder waren wir daheim und machten erst einmal eine längere Sofapause mit Kaffee und Kuchen und einem Power Nap (ich war furchtbar müde). Außerdem startete ich ein neues Buch, genauer gesagt nahm ich Factfulness von Hans Rosling vom Lesestapel, ein Buch, das ich letztes Jahr angefangen und nach 20 Seiten weggelegt hatte – damals hatte ich keine Ruhe und keine Konzentration dafür. Jetzt las ich in einem Rutsch die ersten hundert Seiten. Mal sehen, wie weit ich komme. Nicht wahnsinnig komplex bisher, was die Gedankengänge angeht, aber schon wirklich interessant. Nur die allzu offensichtlich aus dem Englischen übersetzte Sprache nervt ein wenig.
Dann ein bisschen Haushaltskram: Der Liebste wischte im Erdgeschoss durch, ich hängte Wäsche auf und bügelte ein wenig. Außerdem machten wir einen Wochenplan, bei dem wir etwas umdisponieren mussten, weil wir ja mittags spontan essen gewesen waren und außerdem noch Zeugs übrig hatten. Am Ende machte der Liebste einen Seaside Pie (ein Bosh-Klassiker mit Pilzen, Erbsen und einer Haube aus Kartoffelbrei), den wir allerdings nicht aßen, sondern für den kommenden Abend in den Kühlschrank packten (was uns am Montag das Kochen ersparte). Unser Abendessen wurde das restliche Curry vom Tag davor.
Kurz vor dem Essen ging ich noch eine halbe Stunde an den Rechner, den Workshop für den nächsten Tag vorbereiten. Ich hatte nicht so wirklich ein gutes Gefühl, was die Vorbereitung angeht, aber irgendwie wusste ich auch nicht, was ich da noch hätte ändern sollen, und noch viermal die Notizen anstarren fand ich auch nicht sinnvoll. Also druckte ich um acht mein Papier aus und hoffe jetzt mal auf einen guten Workshop.
Der restliche Abend gehörte den Queeren Jungs. Aschließend sahen wir die Hälfte von Der Reiz der Schweiz, ein Comedyprogramm von Kaya Yanar (ich wusste gar nicht, dass er in der Schweiz lebt). Schon lustig, aber manchmal fand ich es auch ein bisschen cringe und ein bisschen zu sehr auf Klischees herumreitend, und deshalb schaltete ich irgendwann ein wenig ab. Und um zwanzig nach zehn schalteten wir dann tatsächlich komplett ab und gingen schlafen.