Ohrenweh und Schotten im Glas, Samstag 10.2.2024

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch / Whiskey

Aufgewacht um halb sieben nach einer ganz okay-en Nacht, ich fühlte mich einigermaßen ausgeschlafen. Blöd war nur, dass mir merkwürdig das linke Ohr weh tat, anfangs ganz leicht, im Lauf des Tages steigerte sich das ein wenig und nervte (und machte mir Gedanken). Ich ignorierte das erst einmal und hielt mich ein wenig am Tee fest. Der Liebste hatte angekündigt, den Vormittag über Haushaltszeugs zu machen, damit ich arbeiten konnte, und mir war das sehr recht, nicht nur wegen Arbeiten, sondern auch wegen Ohr und leichter Abgeschlagenheit, die Nase war auch komisch zu.

Zuerst also Frühstück (Brot mit Aufstrich), während oben Harold fuhr, dann machte der Liebste Wäsche, wischte oben durch und putzte das Bad, und ich ging ab neun für gute zwei Stunden an den Schreibtisch. Das war tatsächlich ausgesprochen produktiv: Als ich fertig war (naja, „fertig“), war nicht nur ein Großteil des Unterrichts für Montag und Dienstag vorbereitet, sondern auch meine Mailbox wieder überschaubar, und ich hatte das Gefühl, jetzt wirklich ins Wochenende gehen und dem Montag einigermaßen gefasst ins Auge sehen zu können.

Um gleich im Schwung zu bleiben und nicht auf dem Sofa zu versumpfen, ging ich blitzduschen und wir danach zum großen Wocheneinkauf aus dem Haus, noch vor dem Mittagessen. Das war so ein bisschen grenzwertig: Der Alnatura war sehr voll, die Laune bei uns beiden im Keller, genauso wie der Blutzucker, und überhaupt mäh. Wir holten uns kurzentschlossen einen Fasnetskrapfen beim Bäcker (irgendeinen Vorteil muss die dusselige Fasnetszeit ja haben), das half gegen das schlimmste Hungerloch. Dann Alnatura, dm, Fressnapf, mal wieder gaben wir für die Katzen mehr Geld aus als für uns (allerdings reicht das dann auch vier bis fünf Wochen für sie).

Wieder daheim räumte ich das ganze Zeugs weg, während der Liebste das Essen machte, eine Schüssel Salat (Chicorée und Orange), dazu ein paar in der Pfanne angebratene „Nuggets“, die sich als Zeugs mit Panade und unfassbar viel Öl herausstellten. Natürlich lecker, weil Panade und Fett, aber trotzdem nichts, was ich noch einmal kaufen wollen würde (es war natürlich wieder ein Haltbarkeitsdatum-Angebots-Kauf im Supermarkt gewesen).
Danach eine sehr kurze Sofapause mit Buch und Kaffee, und um halb drei raffte ich mich auf, Ohrenweh hin oder her, und ging eine Stunde ins Fitness.

Sehr anstrengend, weil eine Kraftmessung anstand und die Geräte danach in den Muskelaufbau-Modus wechselten, also deutlich mehr Gewicht zu stemmen (bei etwas weniger Wiederholungen, aber trotzdem noch genug). Ich war aber mit der Kraftmessung ganz zufrieden (fast überall Fortschritt gehalten, teilweise leicht verbessert), und ich kriegte auch beide Durchgänge an allen Geräten durch. Und, das Wichtigste: Das linke Knie tat fast nicht weh (das hatte am Freitag im Yoga noch rumgezickt) und der Ischias auch nicht.

Den restlichen Nachmittag dann Sofazeit mit Buch. Ich begann mich jetzt ernsthaft etwas malade zu fühlen, also nicht krank, aber kränklich, mit laufender Nase und Ohrenweh (nicht schlimm, wahrscheinlich eher von der Nase ausstrahlend als tatsächlich im Ohr selbst) und überhaupt sehr schlapp. Bisschen schade, weil wir abends Karten für das erste Whiskytasting des Jahres hatten (und dafür geplant die Fastenzeit unterbrachen). Mir ging es nicht schlecht genug, dass ich Daheimbleiben in Betracht gezogen hätte, nur ist eine halb verstopfte Nase nicht optimal, wenn man Aromen identifizieren will.
Egal. Ich ignorierte tapfer und kochte um halb sechs mit dem Liebsten zusammen eine Portion Spaghetti mit einer Sauce aus Cashews und viel Margarine (so eine Art veganer Alfredo), aufgepeppt mit geschmorten Pilzen. Ein Traum aus Fett und Kohlehydraten und genau die richtige Basis für den kommenden Whisky. Um Viertel nach sieben gingen wir los.

Und das war eine sehr gute Idee, denn es war ein prima Tasting, auch wenn ich so ein bisschen eingeschränkt war. Das Thema war „Highlights 2023“ und ich hätte erwartet, dass wir eine Menge schon kennen, aber tatsächlich war viel neu – wir kannten zwar einige Destillerien, aber nicht die Produkte. Klarer Schottland-Überhang mit insgesamt sieben Scotch Single Malts, aber wenigstens ein irischer Whisky war dabei, nämlich der „Cuvee Argot“ von der Sistillerie Waterford. Der lustige Name leitet sich davon ab, dass die Destillerie eigentlich „Single Farm Origin“ Whiskeys produziert, wo man also die Gerste für einen Whiskey von einem einzigen Produzenten bezieht (für jeden Whiskey ein anderer) – und im „Cuvee“ hatte man jetzt die verschiedenen Gersten zusammengemischt, harhar. (Und zweites übrigens: Der Master Distiller bei Waterford ist Schotte und hat sein Handwerk in Schottland gelernt, weswegen diese irischen Whiskeys tatsächlich auf dem Etikett als „Whisky“ bezeichnet werden. Zweites harhar.)
ich mochte den Waterford ganz gern, man schmeckte (bei nur 3 Jahren Reifezeit verständlich) allerdings noch recht deutlich die Spitzen heraus.

Diesen Whisk(e)y ließen wir also stehen, zumal es drei andere gab, die wir beide ganz grußartig fanden: Einmal einen zwölfjährigen Glenallachie Moscatel Wood Finish, wie der Name sagt in Moscatel-Fässern (und Bourbon-Fässern) gereift, was ihm eine angenehme, unaufdringliche Süße gab. Und dann zwei rauchige Vertreter: den Ardnamurchan AD, sehr hell, mit leichter Schärfe, angenehmem Rauch und überhaupt sehr sanft, und einen Ballechin 10 heavily peated, der eine angenehme Nase hat und einen unaufdringlichen Umami-Rauch (gar nicht so heavily, wie man das erwarten könnte). Beide Brennereien kannte ich nicht (Ballechin ist eine ehemalige, alte Brennerei und jetzt ein Markenname von Edradour, die ich aber – als ziemlich kleine schottische Destillerie – auch nicht kannte), so gesehen echte Entdeckungen. Und deshalb nahmen wir diese beiden am Ende des Abends auch mit. Und dazu noch, weil einfach Irland und so, nahmen wir noch eine Flasche Jameson Black Barrel. Damit sollte das Verhältnis daheim wieder so einigermaßen ausgeglichen sein.