Recht gut geschlafen und um halb acht aufgewacht (ganz froher Dinge, kopfwehfrei, und überhaupt). Wir hatten ja Besuch (der natürlich schon wach war) und für den Tag etwas vor, deshalb standen wir gleich auf. Draußen so mittelprächtiges Wetter, ein Sonne-Wolken-Mix, nicht sonderlich kalt.
Erst einmal ein bisschen Katzenmaintenance und Tee mit S, die mittlerweile aus dem Gästezimmer aufgetaucht war, und dann ein sehr ausführliches englisches Frühstück mit noch mehr Tee, Kaffee, viel zu reden, überhaupt ein sehr gemütlicher Tagesstart.
Um kurz vor zehn ging ich mal duschen, und dann gingen der Liebste und ich los, das Auto holen und auf dem Weg zum Autostellplatz gleich zur Wahl. Das war zumindest der Plan. Die Wahlzettel hatten wir schon am Samstagmorgen ausgefüllt (also die für Kreistag und Gemeinderat, weil das dort ja mit –zig Stimmen und Kumulieren und Panaschieren nicht ganz so einfach ist), eigentlich wären wir also präpariert gewesen. Aber dann hatte ich die (vielleicht schlaue, vielleicht nicht so schlaue) Idee zu fragen, ob ich bei den übertragenen Namen (denn natürlich hatte ich kumuliert und panaschiert, was das Zeug hielt) denn auch die Nummern von den jeweiligen Listen links hätte daneben schreiben müssen – das stand nämlich nicht auf dem Informationsblatt, obwohl ich es logisch gefunden hätte. Der Wahlhelfer war ein kleines bisschen verunsichert (warum stellt die Frau da so Fragen, die soll nur die Zettel nehmen und in die Kabine verschwinden) und fragte nach. Seine Kollegin wusste es auch nicht, meinte aber, so ganz schlecht wäre das schon nicht. Schließlich könnte es ja die gleichen Namen mehrmals geben.
Hm. Das war zwar in dem Fall eher unwahrscheinlich, aber trotzdem ließ ich mir noch einmal zwei leere Wahlbögen geben (denn natürlich hatte ich nicht den kompletten Block mitgenommen, sondern nur die beiden Wahlscheine, die ich abgab und auf die ich die Namen übertragen hatte) und suchte dann in der Kabine die Nummern für die Namen heraus. Und das ganze Prozedere (und die Anspannung, ja nichts falsch zu machen, damit nicht am Ende versehentlich meine Stimmzettel ungültig wurden), das Ganze noch begleitet von der Europawahl, wo ich zum Glück nur ein Kreuz machen musste, führte auf jeden Fall dazu, dass wir nach dem Wählen einfach völlig in Gedanken wieder heimlatschten und das Auto vergaßen. War aber nicht schlimm (fand nur S vermutlich etwas komisch), ein paar Minuten später hatten wir das Auto, packten Gartengeräte und Blumen und S ins Auto und fuhren los in die Nachbarstadt zum Friedhof.
Zunächst aber einmal ein Zwischenstopp. S ist eine Rund-ums-Jahr-Draußenschwimmerin, nicht verwunderlich, wenn man am Bodensee wohnt (ich bin ja eher Vertreterin der Fraktion „unter 35 Grad gehe ich ganz sicher nicht ins Wasser, und selbst dann nur unter Protest“). Sie hatte also ihre Schwimmsachen mit dabei und wollte gern an einen Baggersee in der Nähe, teils zum Schwimmen, teils aus nostalgischen Gründen. Das Wetter sah okay aus, es war auch so warm, dass ich immerhin ein T-Shirt trug, also: warum nicht. Also für S, der Liebste und ich schauten ihr beim Schwimmen zu und schossen ein paar Fotos. Sie war nicht die Einzige im Wasser (unter anderem war ein Mann mit SUP-Floß und Hund unterwegs), aber es war doch angenehm leer, so an einem späten Sonntagvormittag. Sah sehr ruhig und sehr naturnah aus. (Der Baggersee ist leider in den letzten Wochen sehr in die Schlagzeilen der Lokalpresse geraten, weil es ein paar Vorfälle mit Exhibitionisten und sogar sexuelle Übergriffe gab – ist ja klar, dass es so etwas wie ein schönes, ruhiges, verwunschenes Plätzchen nicht einfach zum Erholen geben darf.)
Wir blieben nicht lang, aber es war genug, um einmal ein bisschen aufs Wasser zu schauen und uns übers Grüne zu freuen und sich gleich ein bisschen entspannter zu fühlen. Danach dann also zum Friedhof. Die Zwiebelpflanzen vom Frühjahr waren jetzt endgültig soweit, dass man sie abschneiden konnte. Ansonsten halt eine Menge zu jäten, und dann versenkten wir noch zwei Paletten an Nelken und Zeugs im Boden. Und ein kleines Rosenstöckchen. Beide Gräber sahen ganz ordentlich aus und schienen den Dauerregen gut überstanden zu haben. Einiges an Fraßschäden allerdings – wir sammelten gleich mal eine ganze Ladung Schnecken ab. Wenigstens mögen sie nicht alles.
Nach dem Friedhof noch ein kleiner Stopp in einem Café in der Nähe des Bahnhofs. Die Futtermeile in Bahnhofsnähe hat sich ja ganz erstaunlich entwickelt, so auch in diesem Café, das mir neu war: alles nett, alles lecker, sehr gemütlich, und halt Kaffee mit Hafermilch und vegane Apfeltasche. Man fühlt sich fast wie in England. (Und das beim miefigen schwäbischen Kleinstadt-Kaff! Es gibt noch Hoffnung.)
Um drei verabschiedeten wir S: Sie traf sich noch mit ein paar Freundinnen und fuhr dann wieder nach Hause. Und der Liebste und ich fuhren auch wieder zurück, mit vorher noch einem kleinen Zwischenstopp bei einem Kartoffelwagen – es war nämlich gerade so ein kleines Streetfood-Festival in der Stadt. (…miefig und Kaff und so.) Wir holten uns also eine spiralig aufgeschnittene und dann frittierte Kartoffel (nannte sich „Twister“ oder“Tornados“ oder auch beides, keine Ahnung), die ganz okay war, aber besser aussah, als sie schmeckte. Und mit sechs Euro pro Stück definitiv keinen Kleinstadt-Preis hatte. Nun ja.
Um kurz nach vier waren wir daheim und machten erst einmal Sofapause. Der Liebste machte ein bisschen die Augen zu, ich sortierte noch schnell die Schmutzwäsche und startete eine Maschine, und dann schnappte ich mir mein Buch und las es tatsächlich fertig: Trisolaris-Trilogie Teil 1, abgehakt. Für so einen dicken Wälzer finde ich eine Woche Lesezeit richtig gut, vor allem wenn es eine so volle Woche ist. Ein bisschen blöd war natürlich, dass ich durch die Netflix-Serie die wichtigsten Elemente der Handlung schon kannte (auch wenn sich die Serie doch sehr deutlich von der Romanvorlage unterscheidet). Trotzdem spannend, und es war auch mal wieder interessant, etwas aus einem anderen Kulturkreis zu lesen. Also „Kulturkreis“ im weitesten Sinne, soweit man das von Science Fiction sagen kann. Aber es spielt schon sehr deutlich in China.
Mit dem Buch war ich schon nach einer Stunde fertig und konnte so noch den Wochenplan für die kommende Woche machen und eine kleine Runde mit den Katern in den Garten gehen (das Wetter hatte den Tag über mehr oder weniger gehalten). Und einen Blick in die erste Hochrechnung der Europawahl werfen – nicht überraschend, aber doch sehr frustrierendes Ergebnis. Da hängte ich lieber die gewaschene Wäsche auf, während der Liebste mit dem Kochen startete (ein überbackenes Chili). Das musste er allerdings bald unterbrechen: Ich entdeckte deutliche Spuren eines Frosches im Wäschekeller (in erster Linie merkte man, dass jemand in der Wasserschale gewesen war, die wir extra zur Froschrettung dort aufgestellt hatten). Wir suchten also den Keller gemeinsam ein bisschen ab, und genau in dem Moment, in dem der Liebste sagte „ich glaube, da hinten im Eck sitzt einer“, blinzelte mich ein Frosch vom oberen Rand des Staubsaugers an. (Keine Ahnung, ob Frösche blinzeln.) Wir sammelten also den Staubsauger-Frosch in einen Eimer, schoben ein Möbelstück zur Seite, um den zweiten zu holen, und natürlich hüpfte uns bei dieser Aktion noch ein dritter über den Weg – der Kater hatte offensichtlich in der Nacht eifrig gearbeitet und den halben Gartenteich leergeräumt. Der Honk.
Am Abend sehr leckeres Chili und keine Bildschirmzeit, stattdessen startete ich ein neues Buch. (Hihi.) Um zehn ging ich nach oben, früh ins Bett und so. Das klappte allerdings nicht so wie geplant: Es war Anfang Juni und wie die Jahre davor auch schwärmten die Ameisen. Und weil es leider an der Dachterrasse irgendwo in der Zwischenwand ein Ameisennest geben muss, war das Schlafzimmer also voll mit Ameisen – der Boden voller Fußgänger, die Wände und Decke (…und Regale und Bett…) voller fliegender Ameisen. Und so nett ich diese Tiere eigentlich finde, aber das war dann doch zu viel des Guten.
Ich holte also den Liebsten, und die nächste Stunde waren wir mit Tüchern, Staubsauger und Spray damit beschäftigt, die Ameisen zu bekämpfen – faktisch richteten wir ein ziemliches Massaker an (so leid es mir tat). Um elf war das Schlafzimmer wieder frei, alles stank nach Insektenspray (unangenehm) und der Liebste holte eine Silikonspritze und machte an sämtlichen Leisten und Kanten und Ritzen die Löcher zu, bevor wir ins Bett fielen. Jetzt müssen wir abwarten, ob damit alle Zugänge verschlossen sind und das Problem erledigt ist. Ich bin ja sehr für friedliche Koexistenz, aber halt eher im Garten als direkt unter unserer Fußbodenleiste.