Als wir am Samstagabend oben ins Bett gingen, latschte Magi uns wie selbstverständlich hinterher, sprang beim Liebsten auf die Bettdecke und schaute mit seinen Rehaugen auf eine Art und Weise, dass wir spontan entschieden, die Schlafzimmertür vielleicht aufzulassen.
Das ging ganz erstaunlich gut: Er blieb die ganze Nacht bei uns, wechselte nur irgendwann vom Bett auf den Sessel (viel besser), nervte auch nicht, als ich nachts aufs Klo musste, und legte sich nur morgens neben mich ins Bett, aber ohne laut und anstrengend zu sein. Da war der Liebste schon aufgestanden, und als ich auf die Uhr schaute, war es 10 vor 7. Braves Katzentier. (…ich hoffe, das bedeutet nicht, dass ich mir Sorgen machen muss. Aber was rede ich – das mache ich ja sowieso trotzdem. Er frisst nämlich nicht mehr so gut.)
Auf jeden Fall um sieben aufgestanden, Katzenmaintenance, Tee, den Liebsten begrüßt, Spülmaschine ausgeräumt, Waschmaschine (letzte Wäsche) gestartet. Und dann in einen Sonntags-Rumhängemodus (…mit leichtem Kater vom Vorabend) versumpft. Angenehm.
Am Morgen erst einmal ein englisches Frühstück und ausführliches Internet-Leerlesen, während Harold um mich herum das Erdgeschoss saugte und der Liebste hinterherwischte. Der hatte am Samstag schon einen Haushaltsrappel bekommen und die Dampfabzugshaube geputzt (dringend nötig, eine total doofe Mischung aus Fett und Staub), jetzt also Erdgeschoss, und dann zog er sich aufs Sofa zurück. Ich hängte noch die letzte Maschine auf, begleitet vom neuesten Science Cops-Podcast (dieses Mal kein Gesundheitsthema, sondern Mythen zum Thema Wärmepumpe, und ganz ehrlich: Kaum eine bessere Zusammenfassung irgendwo gehört oder gelesen), und das war dann auch die letzte Haushalts-Amtshandlung für mich.
Herumlesen also, ich beststellte ein neues Vogelfutterhäuschen (beim Nabu) und scheiterte daran, mir ein neues Augenbrauenbürstchen mit integrierter Pinzette zu bestellen. Außerdem schaute ich ein paar YouTube-Videos, bis es Mittagszeit war. Zum Essen machte ich uns einen Salat mit Radicchio und Walnüssen, dazu hatten wir die letzten Brötchen vom Samstag (aus der Brot-retten-Kiste beim Alnatura mitgenommen) mit dem letzten Mandelfrischkäse.
Direkt davor hatte ich ein Bosh-Video angesehen, in denen Ian mit zwei anderen Leuten (ohne Henry) einen Rundgang durch den Kühlschrank macht und sich dann von ChatGTP drei Kochrezepte schreiben lässt, die sie dann ausprobieren. Das machte ich direkt auch: „Schreibe mir ein Rezept für ein veganes Dressing für einen Radicchio-Salat, das Orangensaft und süßen Senf enthält.“
…das Ergebnis war nun natürlich nicht unfassbar inspiriert (so ähnlich hätte ich das Dressing auch ohne Rezept zusammengerührt), aber doch sehr solide, und besonders nett: Der Chatbot gab mir noch den Tipp, den Radicchio in kaltes Wasser zu legen, um die Bitterkeit etwas zu dämpfen, und dann geröstete Walnüsse über den Salat zu streuen. Das machte ich genau so und hatte einen prima Wintersalat, Chatbot und YouTube sei Dank.
Übrigens YouTube: Ich schaute mir zwei Videos von Patrick Schönfeld (aka „Der Artgenosse“) an, in dem er zur Entwicklung von Niko Rittenau Stellung nimmt. Das ist jetzt ein ziemliches Nischenthema, aber wer so ein bisschen in der veganen Influencer-Welt unterwegs ist, dem oder der könnte es schon über den Weg gelaufen sein, dass Rittenau sich in den letzten Monaten vom selbsterklärten hyperveganen, ultrawissenschaftlichen Ernährungsguru zum eher vegankritischen und auch so ein bisschen abgedrifteten Influencer entwickelt hat. Ich hatte das nur so halb mitbekommen, war noch auf dem Stand „okay seine Freundin isst jetzt wieder Eier, weil da scheins ein Stoff drin ist, denn sie braucht, damit sie kein Bauchweh bekommt, whatever“. Dass er aber tatsächlich jetzt selbst Hühner im großen Stil hält, ehemalige Weggefährten blockt und sich sogar von seinem letzten Buch distanziert (das er mit Patrick Schönfeld und Ed Winters zusammen geschrieben hat), das wusste ich so nicht und es ist schon ein starkes Stück. Deshalb also die beiden Videos, danach las ich selbst noch ein bisschen nach, und am Ende war das Bild dann doch ziemlich klar: Er hat halt mit einer Firma für Nahrungsergänzungsmittel den Deal, dass er ihre Supplements promotet und davon lebt, und seine Masche besteht darin, auf höchst fragwürdige Weise alle möglichen scheinbaren „Mängel“ bei Veganern (und sonstigen pflanzenbasiert lebenden Menschen) zu „diagnostizieren“, für die dann – Überraschung – im Onlineshop der Supplement-Firma gleich das passende Präparat erhältlich ist. Ein Schwurbel-Business-Modell also, recht schäbig, aber leider kein Einzelfall. Nur bei ihm halt besonders bitter, denn er war wie gesagt immer ganz vorn mit dabei, sich absolute Neutralität und Wissenschaftlichkeit auf die Fahnen zu schreiben, und damit ist es jetzt halt nicht mehr weit her.
Nun ja. Ich löschte mein YouTube-Abo, seine Berichte vom Hühnerhof brauche ich eher nicht.
Am Nachmittag ausführliche Dusche, Haare waschen, und dann war es halb vier und ich animierte den Liebsten, noch eine Runde mit mir spazieren zu gehen. Draußen unangenehm kalt (morgens hatte es Minusgrade gehabt), dazu feuchtneblig, aber egal: Wir packten uns warm ein (ich das erste Mal mit meinen Winterstiefeln) und wir stapften los. Dieses Mal nicht am Flüsschen entlang, sondern eine etwas größere Runde bis zum Neckar und dort schauen, ob man an unserem Sommer-Badeplätzchen theoretisch hätte schwimmen können, so was Verschmutzung und Strömung angeht (ja, hätte man schon, wenn man eine mittlere Unterkühlung nicht scheut).
Um halb sechs wieder daheim, mit etwas schmerzenden Knochen, aber froh über die Bewegung (auch der Gelenkknecht lobte). Ich schrieb ein bisschen, der Liebste fütterte die Kater und machte uns dann ein wunderbares Stir Fry mit Reis, Tofu, Shiitake, Edamame, Sojabohnensprossen, Karotten – sehr gutes Abendessen. Ich machte uns noch einen schnellen Wochenplan (wieder recht volle, aber nicht ganz soooo schlimme Woche, ein paar Auswärtssachen), dann Sofa- und Bildschirmzeit, dieses Mal mit britischem Comedyquiz. Recht entspanntes Wochenende, so im Großen und Ganzen.