Ärgern und lesen, Freitag 3.1.2025

Gute Nacht, allerdings um halb acht erst aufgewacht, damit richtig lang geschlafen, was einerseits okay war, mich andererseits leicht kopfwehig werden ließ (und mir schon wieder Sorgen wegen kommender Woche machte, wo der Urlaub vorbei ist und ich ja um halb sieben spätestens fit sein sollte). Jetzt erst einmal langsames Aufstehen. Der Liebste hatte die Kater versorgt, ich machte noch das obere Katzenklo sauber (dieses Mal einfache Reinigung, kürzlich hat Magi offensichtlich beim großen Geschäft seinen Hintern nicht komplett in die Box bekommen, sodass die Hälfte daneben und auf dem Boden landete, was uns eine größere Putzaktion bescherte – irgendwann werden wir es wohl doch so machen müssen, dass wir ein drittes Klo im Haus aufstellen). Langsamer Tagesstart.

Zum Frühstück machte der Liebste uns ein Porridge mit Banane und, Use-up-Liste und so, etwas Orangenöl, was überhaupt gar nicht schlecht schmeckte. Draußen recht kalt, etwas vom Schneeregen in der Nacht war als Schnee im Garten liegengeblieben. Wie wir feststellten, als wir nach Frühstück und Dusche zum Einkaufen aus dem Haus gingen, war es auf den Straßen und Gehwegen als Halbgefrorenes runtergekommen und hatte dort teilweise für ziemlich glatte Stellen gesorgt. Bei uns vor der Tür war zum Glück gut gestreut, aber auf dem Weg zum Einkaufen war es schon ein bisschen abenteuerlich.

Größere Einkaufsrunde: Zum Viertel-Lieblingsbäcker für Toast, und weil es in der vom-Vortag-Kiste war beziehungsweise mit reduziert-Schild, nahmen wir auch noch einen Laib normales Brot mit und ein paar letzte Lebkuchen (SO gut da) und zwei Seele, und dann gab es keine Mutscheln mehr, aber stattdessen ein geflochtenes Weißbrot, was quasi der gleiche Teig war, also nahmen wir das auch mit, und irgendwie hätte man nicht denken sollen, dass wir gerade vom Frühstück kamen.

Danach Alnatura und dm, größerer Wocheneinkauf. Sehr unangenehmes Erlebnis beim Alnatura, wo wir von der Kassiererin (die dort wohl neu war, wir hatten sie noch nie gesehen) blöd angelabert wurden, dass wir unser Gemüse nur in den Alnatura-Stoffnetzen zum Wiegen bringen dürften, und wenn wir andere Stoffnetze hätten (wir hatten zwei vom dm dabei, die aber – es stand auf dem Label – gleich viel wogen), dann müssten wir das Gemüse vor der Kasse auskippen und danach wieder einräumen. Auf unsere Information, dass wir diese Netze seit zwei Jahren nutzen würden und keiner ihrer Kolleg:innen damit bis jetzt ein Problem gehabt hätte, war die Antwort, die würden das halt alle falsch machen (ziemliche Unverschämtheit gegenüber den Kolleg:innen im Übrigen) und das seien „die deutschen Gesetze“. Alles in einem sehr unangenehmen, belehrenden und pampigen Tonfall. Der Liebste begann sich ziemlich zu ärgern, ich verhinderte aber, dass wir in eine größere Diskussion kamen (bringt sowieso nichts), sie kippte unser Gemüse aus und räumte es wieder ein (wenn sie der Meinung war, das sei „Gesetz“, dann sollte sie es gefälligst selbst machen) und ich erklärte ihr, ich würde mich an die Geschäftsleitung wenden. (Allerdings nicht an die Marktleitung vor Ort, sondern an die Firmenleitung in Darmstadt.) Das klingt alles nach dem Theater, was es vor ein paar Jahren mit den Bäckereien hier gab, als die Leute anfingen, ihre eigenen To-Go-Becher mitzubringen und ihnen blödsinnigerweise erklärt wurde, das sei „gesetzlich verboten“, die Bäckereien dürften das nicht. Davon abgesehen kann man Sachen halt auch kommunikativ akzeptabel oder inakzeptabel ansprechen, und ich werde jetzt wohl mal eine Mail schreiben.

Daheim erst einmal Sachen weggeräumt und ein bisschen abgeregt, wir hatten uns doch ziemlich geärgert. Dann Salat zum Mittagessen (große Portion Feldsalat, mittlere Portion Rotkrautsalat), danach Kaffee und die Hälfte vom Weißbrot (was eher so eine Art Brioche war) mit Butter. Dann nahm sich der Liebste seinen Laptop und machte ein bisschen Buchhaltung für den Bastelverein, und ich zog mich auf den Lesesessel zurück und las.
Und das machte ich dann den kompletten Nachmittag, bis halb sieben, nur von einer gelegentlichen Tasse Tee und einmal von zwei Lebkuchen begleitet. Das Buch hatte ich am Tag davor angefangen und war anfangs nicht so ganz sicher, ob es mich ansprechen würde, aber dann tauchte ich so dermaßen in der Geschichte ab, dass ich sie einfach bis zum Ende durchlas.

Das Buch: Zora del Bueno, Seinetwegen. Der Text ist autofiktional, was ich ja eigentlich eine etwas unnötige Kategorie finde, sagen wir einfach: Er ist offensichtlich autobiographisch, aber einige Namen und Schauplätze sind aus Gründen des Persönlichkeitsrechts verfremdet. („Autofiktional“ ist ja bestimmt 60% aller belletristischen Literatur, würde ich sagen.) Auf jeden Fall macht sich die Autorin auf den Weg, etwas über die Umstände des Unfalltodes ihres Vaters zu erfahren, der in der Schweiz bei einem Autounfall ums Leben kam, als sie gerade acht Monate alt war. Alle diese verschiedenen Ebenen – die Unfallgeschichte und die Suche nach dem Verursacher, das Verhältnis zur Mutter über die Jahrzehnte bis jetzt zur Gegenwart, wo die Mutter schwerst dement ist und ein Austausch nicht mehr möglich ist, die Auseinandersetzung mit der eigenen Gefühlswelt in Bezug auf Familie, Partnerschaft, Eltern, das Leben in verschiedenen Städten (Zürich, Berlin, Bari) und der Kontrast zur schweizerischen ländlichen Gesellschaft – bereichern und ergänzen sich gegenseitig, ohne sich zu überdecken oder artifiziell zu wirken. Für mich ein sehr großer Wurf, völlig zu Recht auf der Shortlist des deutschen Buchpreises 2024, und „obwohl“ es ein „literarischer“ Text ist, macht er es einem leicht, einen Zugang zu finden. Ich war beeindruckt und tief zufrieden mit diesem Lesetag. (Das Buch eine Schwiegermutterempfehlung übrigens.)

Direkt nach dem Lesen: Auftauchen und auswärts essen, der vom Donnerstag verschobene Restaurantbesuch. Es war immer noch recht glatt (Minusgrade), wir tasteten uns ins Nachbarstadtviertel und gingen dort ins Asian Fusion Restaurant. Sehr voll, wir bekamen gerade noch einen letzten Platz. Dort unser übliches Essen, Edamame und gebratene Udon, kein Alkohol außer einem Radler (auch daheim dann ein alkoholfreies Bier), weil ich immer noch leichtes Kopfweh hatte. Schöner Abend auf jeden Fall.
Daheim ein kurzes Verwandten-Telefonat, dann anderthalb Sherlock-Folgen. Um zehn ins Bett und unter die warme Decke: Wir hatten kein Feuer an und draußen hatte es mittlerweile minus neun Grad. Die Heizung schaffte es aber trotzdem, die Räume auf 19 bis 20 Grad zu heizen, und das bei niedriger Vorlauftemperatur. Wir wären eigentlich Wärmepumpen-ready, würde ich sagen.