Etwas unruhig geschlafen, aber ganz okay – und noch wichtiger, auch der Liebste hatte eine gute Nacht, nachdem wir schon Schlimmeres in Sachen Nachtruhe befürchtet hatten. Ich wurde recht früh morgens wach und sah dem Dämmerlicht im Schlafzimmer beim Hellerwerden zu (ungefähr so hatte ich mir das vorgestellt). Dann aufgestanden mit eher mangelnder Motivation – nach zwei sehr langen Tagen in Folge und dem dritten schon in Wartestellung kein Wunder! Immerhin sah der Plan vor, heute „nur“ bis halb acht zu arbeiten anstatt bis halb zehn, mal sehen.
Auf jeden Fall dann ein ganz guter Vormitttag. Der Liebste ging um acht, ich ließ mir etwas mehr Zeit mit Frühstück (Brot mit Pflanzenaufstrich und ein Apfel) und war um neun am Schreibtisch. Ein paar Korrekturen und E-Mails erledigt, dann war ich von halb zehn bis halb eins in wieder einem neuen Kurs (den hatte ich aber mit organisiert und kannte alle Leute schon). Das war alles sehr zufriedenstellend und rund. Wenn Kurse gut laufen, dann sind sie eine wirkliche Energiequelle. Dass es anders läuft, ist zum Glück ja bei mir die absolute Ausnahme (deshalb würde es mir auch wirklich schwer fallen, mit dem Unterrichten aufzuhören).
Direkt nach dem Kurs hatten wir um halb eins noch ein Gesamttreffen aller Kurse, dann beantwortete ich ein paar Mails und Nachrichten, anschließend ein Großteamtreffen, wieder ein paar Nachrichten und dann war es halb zwei und ich beendete den Vormittag.
Zur Mittagspause das restliche Spontan-Curry und die Zeitung, außerdem einen Irish Breakfast (den überlasse ich meistens dem Liebsten und trinke selbst den English Breakfast, wenn ich Tee mit Milch möchte, aber ich hatte Lust auf einen dunklen, malzigen Tee und außerdem haben wir gerade eine Shmilk offen, das passt hervorragend). Ich machte eine ausführliche Mittagspause mit einmal in den Garten gehen, Küche aufräumen, etwas durchbewegen…
Um halb drei arbeitete ich weiter: Ganz oben auf meiner Liste stand die Korrektur aller Texte für den Abendkurs. Ich hatte allerdings vormittags während des anderen Kurses schon zwei geschafft (ein Hoch auf Breakout-Sessions und selbstständig arbeitende Leute), mit den restlichen Texten war ich nach einer knappen Dreiviertelstunde fertig. Das war absolut super, so konnte ich den restlichen Nachmittag über tausend administrative Kleinigkeiten abarbeiten, die etwas liegengeblieben waren.
Um halb sechs der Abendkurs, vorher noch eine Diskussion mit dem Kater, der noch etwas Trockenfutter vom Vortag übrig hatte und sein Frischfutter vom Morgen nur zu Hälfte hatte fressen wollen (sogar trotz dm-Schnurr, es war allerdings die Milchschnurr-Variante, die er nur so halb toll findet, wie verwöhnt kann ein Tier eigentlich sein). Ich warf schließlich die Futterreste vom Vormittag weg und gab ihm eine kleine Abendfutterportion. Damit war er so semi zufrieden und fraß ein bisschen halbherzig daran herum. Ich ließ ihn damit allein (der Liebste war noch nicht daheim) und machte die Tür zum Arbeitszimmer zu, weil ich meinen Teilnehmenden keinen miauenden Kater zumuten wollte.
Als ich um zehn nach sieben mit dem Kurs fertig war und runter kam, stand der Liebste in der Küche, das Curry (er hatte einfach noch einmal ein Curry gemacht, weil: Curry) köchelte vor sich hin und er war am Schimpfen: Der Kater hatte sich bei der gefühlt schlechten Versorgungslage im Haus offensichtlich genötigt gesehen, zur Selbstversorgung zu greifen, und hatte eine lebendige Maus ins Haus geschleppt. Zunächst sprang sie unter der Schuhbank herum, ließ sich aber weder vom Liebsten noch vom Kater erwischen, und raste dann ausgerechnet in die Küche. Ich holte die Taschenlampe und leuchtete unter Kühlschrank, Herd und hinter die Spülmaschine: Keine Maus zu sehen. Erst als ich ein an der hinteren Wand lehnendes Tablett wegräumte, schaute mich die Maus mit riesigen Augen an (SO SÜSS!!!) und flitzte dann in die Lücke hinter dem Ablaufrohr des Spülbeckens.
Das war etwas doof, denn sie saß dort zwar in einer Sackgasse, aber wir hatten keine Chance, an sie heranzukommen. Der Liebste war leicht genervt, von allen Räumen will man ausgerechnet in der Küche keine Maus haben. (Der Kater hatte währenddessen zehn Minuten weiter unter der Bank im Flur gesucht und war dann schlafen gegangen, dieses Tier ist so verpeilt, dass man sich wundert, wie er überhaupt irgendwann etwas fängt.) Ich schnappte mir auf jeden Fall meinen Mantel, ging zum Tierbedarfsladen zwei Seitenstraßen weiter und kaufte eine Lebendfalle.
Von der Verkäuferin hatte ich noch den guten Tipp mitbekommen, dass Mäuse angeblich auf Nutella stehen, wir präparierten die Falle also mit einem Brotkanten mit Schokocreme, legten sie unter der Spüle aus und gingen dann zum Essen ins Wohnzimmer. Nach der Aufregung hatten wir das dringende Bedürfnis, uns aufs englische Landhaus zurückzuziehen. Nachdem mir jetzt Namen, Figuren und Verhältnisse mehr oder weniger klar sind, komme ich in die Serie richtig rein – das geht so weit, dass mir auffiel, dass sie Downton Abbey heißt und nicht „Downtown“ wie von mir gedacht. (Ich hatte mich schon gewundert, warum „Downtown“ von den Leuten so komisch ausgesprochen wird, es aber auf diesen merkwürdigen Upperclass-Akzent geschoben.)
Um zehn gingen wir ins Bett: Falle noch am Platz, Maus noch verschwunden – wir hofften auf eine gefüllte Mausefalle am Morgen.