Sehr unruhiges Katzentier in der Nacht: Er schlief zwar einige Stunden tief und fest zwischen uns, aber er verbrachte auch eine Menge Zeit damit, hin- und herzulaufen, Steine vom Fensterbrett zu werfen, mir seine Nase ins Gesicht zu strecken und zu kontrollieren, ob ich nicht vielleicht doch wach bin („…schläfst du jetzt? …und jetzt? …und jetzt?“). Trotzdem war ich einigermaßen ausgeschlafen, als ich um kurz nach sechs aufstand. Abends war es noch sehr heiß im Schlafzimmer gewesen (wir hatten nachmittags die Fensterläden nicht zugemacht), nachdem wir sämtliche Fenster aufgemacht hatten, hatte es aber schön abgekühlt. Ein bisschen ein Hin und Her mit der Temperatur im Moment.
Der Liebste hatte einen frühen Termin beim Bürgeramt, um seinen kaputten ePerso checken zu lassen (wie sich später herausstellte, war der ePerso in Ordnung, es lag an anderen Gründen, eher Service-bezogen, dass es nicht klappte – die Lage der Nation hat übrigens dazu, also zur Digitalisierung der deutschen Verwaltung, momentan ein sehr hörenswertes Special, der ePerso taucht auch auf). Er musste also um halb acht schon aus dem Haus und ich beschloss, einfach mal völlig verrückt zu sein und mit ihm mitzugehen. Also nicht zum Bürgeramt, aber aus dem Haus, und zwar in Laufklamotten. Er radelte also los und ich trabte um halb acht durchs Wohngebiet Richtung Flüsschen.
Das Laufen war anstrengend und irgendwie etwas weniger rund als letzte Woche, aber es ging viel besser als am Mittwoch und im Großen und Ganzen wirklich okay. Weil es so früh morgens doch recht frisch war, hatte ich mir ein langärmliges Laufshirt angezogen (von dem ich völlig vergessen hatte, dass ich es habe, ich hatte es mir bei meiner letzten richtigen Laufphase vor acht Jahren gekauft, bevor dann die linke Achillessehne komplett den Geist aufgegeben hatte). Damit war die Temperatur sehr angenehm. Erstaunlicherweise waren wenig Leute unterwegs, ein paar Menschen auf Fahrrädern offensichtlich auf dem Weg zur Arbeit, aber wenig sonstige sportelnde Menschen. Nur meine Kollegin sah ich, wie sie ihren Hund ausführte (ich erkannte zuerst den Hund und schaute dann nach ihr: Ich schaue grundsätzlich eher die Hunde auf der Strecke an).
Nach 45 Minuten war ich wieder daheim, machte mir ein schnelles Frühstück (Erdnussbutterbrot), kochte eine Kanne Tee, ging duschen und war um neun am Schreibtisch. Hervorragend.
Vormittagsarbeit: Unterrichtsvorbereitung, die ich eigentlich um halb elf abschließen wollte, oder um elf, oder vielleicht um halb zwölf? Am Ende wurde es Viertel nach zwölf, bis ich mit allem fertig war, und zwar nicht, weil ich permanent damit beschäftigt gewesen wäre, sondern weil ich ständig parallel noch andere Dinge erledigte, Anfragen beantwortete, auf Mails reagierte und so weiter. Im Home Office kann man nämlich ganz ungestört arbeiten, lol.
Der Liebste hatte währenddessen festgestellt, dass bei ihm im Büro einfachmal gar niemand war, eigentlich sollte man bei ihm im Büro freitags kein Home Office machen, aber das wurde irgendwie ignoriert oder so (und ein großer Teil der Kolleg:innen war auch einfach im Urlaub). Er kam also mittags wieder nach Hause. Gemeinsame Mittagspause (restliche Maultaschen, gebratener Tempeh, Gurkensalat), danach ein Espresso und zehn Minuten aufs Sofa, so richtig entspannt war ich aber nicht: Der Kurs wartete. Um Viertel nach eins ging ich ins Arbeitszimmer und legte los.
Ich hatte den Kurstermin von einem Kollegen übernommen, der an diesem Nachmittag keine Zeit hatte, war also nur als Vertretung im Kurs. Überhaupt Nachmittagsunterricht und dann auch noch am Freitag ist ja so ziemlich die blödeste Kombination, dementsprechend freute ich mich nicht so wirklich. Aber der Kurs war einfach klasse. Sehr nette Leute, homogenes Kursniveau, die Atmosphäre war nett, die Vorbereitung passte… Das war ein Nachmittag, an dem sich einmal mehr die schöne Seite des Unterrichtens zeigte: Wenn es gut läuft, dann bekommt man mehr Energie zurück, als man reingesteckt hat. Das ist bei mir doch ziemlich oft der Fall, deshalb mache ich es auch wirklich gern, schlechte Bezahlung hin oder her.
Nach dem Kurs musste ich noch nachbereiten, die letzten Mails beantworten, den Kollegen auf den neuesten Stand bringen, Dinge abhaken, und plötzlich war es eine Minute nach fünf und ich musste dringend los zum Yogakurs.
Als ich ankam (ein Hoch aufs Fahrrad), wollte die Trainerin gerade die Tür zum Kursraum zumachen, legte mir dann aber netterweise Matte und Decke und Kissen zurecht, während ich mich blitzschnell umzog. Dementsprechend aufgekratzt und mit schnellem Puls startete ich in den Yogakurs, aber schon nach fünf Minuten war ich sehr entspannt und konzentrierte mich die nächsten neunzig Minuten auf meine Muskeln. Und die hatten ordentlich zu arbeiten, das Programm war dieses Mal sehr auf Kräftigungsübungen ausgerichtet (Rücken und Schultern vor allem, mein Physiotherapeut wäre sehr stolz auf mich gewesen). Natürlich tat mir bei jeder einzelnen Bewegung der linke Arm weh, ich erwarte ja schon gar nichts anderes mehr, aber es wurde tatsächlich besser im Lauf des Trainings – am Ende gingen eine ganze Menge Bewegungsabläufe schon deutlich flüssiger. Den Schmerz annehmen, heißt es ja immer.
Um sieben waren wir fertig und ich ging noch einmal ins Büro: Der Liebste war den Abend über mit Kollegen verabredet und also unterwegs, und ich musste dringend etwas bearbeiten (morgens hatte ich eine Information bekommen, die aufbereitet und weitergegeben werden musste, außerdem startete am Montag ein neuer Kurs, den ich administrativ betreute und für den noch Sachen zu erledigen waren). Ich hatte eigentlich Samstagsarbeit geplant, aber da es am Abend sowieso nichts weiter zu tun gab… Also arbeitete ich noch ein bisschen und plötzlich waren zwei Stunden vorbei und es war neun Uhr. Aber ich hatte alles abgehakt und jetzt ein freies Wochenende.
Daheim erwartete mich ein Kater, der noch einmal einen Futternachschlag wollte (bekam er), dann kochte ich für mich selbst – zwar elend spät, aber ich hatte Hunger und außerdem brauchten wir auch was für den nächsten Tag. Das Rezept waren klassischer südamerikanischer gebratener Reis mit Bohnen, Gallo Pinto, in diesem Fall mit Paprika und schwarzen Bohnen, ordentlich Chili und einem Klecks veganer saurer Sahne. Sehr scharf, aber lecker. Ich nahm mir um halb zehn einen Teller und schaute mir dann diverses Gedöns auf YouTube an, bis um kurz vor elf der Liebste nach Hause kam und mir von seinem Abend erzählte (er hatte sich mit Kollegen zum Kochen getroffen und war tatsächlich mit seiner veganen Tofu-Bolognese auf Zustimmung gestoßen, da sag noch mal einer, die schwäbischen Männer seien so rückständig). Und dann war der Tag lang genug gewesen und wir fielen ins Bett.