Ganz gute Nacht, und eigentlich hätte auch der Rhythmus gestimmt, wenn ich nicht um kurz nach sechs auf die Toilette gemusst hätte – was der Kater hörte, der mich daraufhin leicht empört abholen kam. Klar, für ihn war es kurz nach sieben. Insgesamt ist das aber sehr passend (sobald die Arbeit losgeht, wird es sowieso wieder kurz nach sechs), und außerdem legte ich mich einfach noch einmal für eine Stunde hin. Um kurz nach sieben standen wir dann endgültig auf.
Nach dem Rumhänge-Sonntag hatten wir beide das dringende Bedürfnis, wieder sauber und frisch und anständig auszusehen. Wir gingen also gleich duschen, zogen das Bett ab, dann Müsli zum Frühstück. (Merkwürdigerweise ordentlich Hunger, obwohl ich den Tag davor ja quasi gar nichts gemacht hatte.) Wir spielten eine Runde Flügelschlag, aber dann wollte ich mich bewegen und aktiv sein. Ich räumte also ein bisschen in der Wohnung herum, dann packten wir das Pfandglas ein und gingen zum Supermarkt nebenan.
Die Idee war, dass es zwar sicher voll wäre (wegen Brückentag und so), aber am Vormittag noch nicht alles völlig leergekauft wäre. Das klappte nur so halb: Es war nicht so voll wie befürchtet, aber dafür gab es keine frischen Pilze mehr in Bioqualität, und die konventionellen Pilze gab es entweder offen (wir hatten aber unsere Stoffbeutel vergessen und es gab keine Papiertüten) oder eingeschweißt. Das war uns alles zu wenig Bio und plastikfrei und überhaupt, also ließen wir die Pilze bleiben. Koffeinfreien Kaffee in Bio- oder gar Fair Trade-Qualität gab es auch nicht. Der Supermarkt war nach Alnatura und dm der dritte Laden, wo wir erfolglos waren, koffeinfreier Kaffee in Fair Trade ist irgendwie schwer zu bekommen. Dafür waren aber schon die Adventskalender aufgebaut und wir fanden den veganen von Lindt, den wir mitnahmen, außerdem ein paar Flaschen Weihnachtsbier von der lokalen Brauerei. Etwas albern Ende Oktober, aber letztes Jahr war es im November schon ausverkauft.
Wieder daheim, machte ich den Wochenplan für die kommende Woche (nur drei Arbeitstage, trotzdem gepackt voll mit Arbeit) und bestellte die Biokiste, und dann war der Vormittag schon vorbei, ich sortierte noch Wäsche , hängte trockene Wäsche ab und startete eine Maschine, dann Mittagessen, die zweite Hälfte Korma.
Eigentlich hatte ich im Kopf, noch einmal einen halben Tag etwas zu arbeiten, also für den Job zu arbeiten, aber andererseits hatte ich einen ziemlichen Widerwillen, außerdem tat mir der Kopf etwas weh und ich fühlte mich nicht so auf der Höhe. Ich beschäftigte mich also den Nachmittag über mit Hausarbeiten: Wäsche aufhängen und zweite Maschine starten, dann das obere Stockwerk gründlich durchputzen. Außerdem ging ich mal durch meine Schränke und sortierte aus, was ich an Kleidern nicht mehr brauchte. Das war aber tatsächlich viel weniger als gedacht. Meine Schränke sind zwar voll, aber ich ziehe doch mehr oder weniger alles an, was ich habe, eigentlich gut so. Am Ende waren es drei Shirts von mir und zwei Shirts und eine Hose vom Liebsten.
Draußen war es nicht mehr ganz so warm wie die Tage davor, aber sonnig, also gingen wir eine Runde spazieren und brachten bei der Gelegenheit gleich einen Rucksack voller Bücher zum Bücherschrank. Erstaunlicherweise waren von den Büchern, die wir in der Woche davor gebracht hatten, bestimmt die Hälfte schon nicht mehr da. Der Bücherschrank wirkt immer recht aufgeräumt und sortiert, offensichtlich wird er aus der Nachbarschaft betreut. Dass die Bücher auch wirklich mitgenommen werden und dort nicht einfach im Büchergrab enden, freut mich schon sehr.
Daheim machte ich eine kleine Lesepause, dann die dritte Maschine waschen, aufhängen, bügeln. Damit war „der Haushalt“ mehr oder weniger erledigt (wenn wir für die kommende Woche frische Wäsche haben, das Essen organisiert ist und Bad und Schlafzimmer sauber, dann kann die Woche kommen – das ist die Pflicht, alles andere ist Kür).
Der Liebste übrigens war während der ganzen Zeit mit dem Lichtwecker beschäftigt und schaffte tatsächlich die neue Version des Programms fertig zu machen und aufzuspielen. Wir haben jetzt also Lichtwecker-Version 2.0 im Gerät, die hoffentlich etwas zuverlässiger läuft und sich nicht gelegentlich einfach ausstellt wie die erste. Da die nächsten Wochen ein paar echt wichtige Termine anstehen, wäre das schon ganz praktisch.
Mittlerweile war es schon abends und dunkel. Der Liebste kümmerte sich ums Abendessen: Wir hatten noch Burgerpatties eingefroren und ein paar Burgerbrötchen vom Supermarkt geholt, es gab also Burger, dazu eine große Schüssel Salat (geraspelter Kohlrabi, Rote Bete und Karotten mit einem Essig-Öl-Dressing und ein paar Walnüssen) und Ofenkartoffeln. Sehr lecker und durch den Salat auch nicht nur Junk. (Die Patties übrigens von Followfood auf Seitanbasis, ich fand sie sehr gut und sogar leckerer als die Beyond Patties, von denen ich ja nicht so ein Fan bin, weil sie mir zu fettig und zu sehr fleischig sind).
Nach dem Essen las ich mein Buch zu Ende: Unter Wölfen von Alex Beer. Die beiden bis jetzt gelesenen Krimis aus der August-Emmerich-Reihe mochte ich ja sehr gern, dieses Buch… hm, nun ja. Zunächst einmal klingt das ganze Setting (Nürnberg 1942, ein Jude nimmt eine falsche Identität an und ermittelt als Kriminalkommissar) auf den ersten Blick spannend, auf den zweiten aber doch etwas an den Haaren herbeigezogen. Und dann waren mir die Figuren viel zu holzschnittartig. Die Nazis waren alle böse, grobschlächtig, grausam, karrieregeil und dumm, und die Hauptfigur Isaak Rubinstein quasi permanent vor Angst zitternd (was dann auch ständig so beschrieben wird, wie in so einem Grundkurs Kreatives Schreiben Klasse 12: „In die Gassen schien die warme Sonne, aber in seinem Magen ballte sich die Angst wie eine kalte Faust“) und halt einfach ein HELD, wider Willen, aber trotzdem ein HELD, wer das nicht kapiert, bekommt es in jedem Kapitel übergebraten. Irgendwie hatte ich das Gefühl, das Buch war mit etwas heißer Nadel gestrickt – und auch, dass die Plot-Idee dann doch nicht so viel hergegeben hatte wie von der Autorin ursprünglich mal erhofft. Mal sehen, ob ich den zweiten Band noch probiere.
Auf jeden Fall war das dann mehr oder weniger der Tag. Wir zogen uns noch etwas nach Atlantis zurück und ignorierten die klingelnden Nachbarskinder (wir hatten sowieso vergessen, Schokolade zu kaufen, hätten also nichts geben können), und um halb zehn gingen wir dann schon hoch ins Bett. Der Liebste las noch ein bisschen, aber mir fielen ziemlich schnell die Augen zu. Keine Ahnung, warum ich so müde war. Aber dadurch war ich gleich wieder im Arbeits-Aufwachrhythmus.