Ich war irgendwie ganz froh beim Aufwachen, dass diese dusselige Weihnachtszeit jetzt vorbei war. Also beim Aufwachen um fünf Uhr, und dann wieder um sechs Uhr, und dann endgültig um Viertel nach acht. Irgendwie war das alles nicht so erholsam gewesen und ich war recht langsam unterwegs. Ein bisschen Rätsel, ein Blick in die Zeitung, der Liebste machte ein Porridge. Dann planten wir den Tag und wurden gleich einmal davon ausgebremst, dass für den gleichen Tag kein Auto mehr zu bekommen war – wir hatten Holz für den Dachboden holen wollen. Wir buchten also für den nächsten Tag und stellten unsere Pläne ein bisschen um, es gab noch genug anderes zu erledigen.
Der Liebste stieg zunächst einmal auf den Dachboden und maß aus, was wir genau an Brettern brauchen würden, um das Dämmmaterial dazwischen befestigen zu können. Das Holz bestellte er dann für den nächsten Tag. Eigentlich war der Plan, dass er ausmessen und ich währenddessen in die Stadt gehen würde, aber er war schnell fertig und da jetzt ja alles etwas verschoben war, gingen wir dann am Vormittag gemeinsam los.
Anfangs dachte ich noch, es wäre relativ wenig los, aber je mehr wir in Richtung Stadtzentrum kamen, desto voller wurde es doch – sicher nicht so wie vor Weihnachten, aber ordentlich. Wir standen bei der kleinen Post in der Altstadt ein bisschen in der Schlange, um drei große Paket-Packungen zu holen, und schlängelten uns dann ein bisschen durch die Läden. Beim Whiskeyhändler kauften wir Karten für diverse Tastings in den nächsten Monaten und nahmen noch eine Flasche Williamsbrand mit. Dann zum Teeladen für etwas Earl-Grey-Nachschub (in beiden Läden merkte man dann schon, dass die Weihnachtszeit vorbei war, vor Weihnachten stehen die Schlangen bis vor die Tür), wir holten uns eine Mutschel bei einem der Innenstadtbäcker und stoppten schließlich noch auf dem Heimweg für einen Hafermilchkaffee.
Zum Mittagessen waren wir wieder daheim, der Liebste machte Reste vom ersten Feiertag heiß: Kartoffelbrei, Kohlrouladen, Rotkraut. Kurze Pause mit Buch auf dem Sofa, dann gingen wir zum Alnatura und zum dm für einen größeren Einkauf: Wir brauchten ein paar Sachen für uns, in erster Linie wollten wir aber Material kaufen, um die drei morgens gekauften Pakete zu füllen.
Ich habe nämlich erst vor wenigen Wochen erfahren, dass die Deutsche Post Hilfstransporte in die Ukraine organisiert, in Zusammenarbeit mit der ukrainischen Post. Keine Ahnung, wie lang das schon läuft, ich hatte davon auf jeden Fall erst kürzlich gelesen und mir vorgenommen, nach Weihnachten (wenn die Paketdienste etwas weniger belastet sind) auch etwas zu packen. Praktischerweise gibt es auf der DHL-Seite ja eine kleine Übersicht, was nötig ist. Wir kauften also diverse Menstruationsprodukte, Seife und Zahnpasta, Kaffee, Tierfutter, ein bisschen Verbandsmaterial. Natürlich habe ich nicht wirklich eine Idee, an wen das dann geht oder wie viel das wirklich hilft, aber irgendwie fühlte es sich besser an, als einfach 100 Euro zu spenden. (Auch wenn das auch seine Berechtigung hat, weil Hilfsorganisationen vor Ort genauer wissen, was gebraucht wird – wenn wir keine Liste gehabt hätten, hätte ich nicht einfach auf gut Glück Material zusammengepackt.)
Daheim packte der Liebste die drei Pakete, ich druckte die Lieferscheine aus und schrieb Zettel mit dem Paketinhalt auf Deutsch, Englisch und Ukrainisch (Google Translate sei Dank). Weil wir etwas Platz übrig hatten, ging ich noch schnell in den Supermarkt nebenan und holte noch etwas Material (Haferflocken, ein paar Damenbinden – gut zum Polstern). Etwas hilflos fühlte sich das alles schon an. Aber egal – irgendjemandem wird es schon nützlich sein. Jetzt muss das nur am Postschalter noch klappen.
Und das war der Nachmittag. Der Liebste machte uns das Abendessen, wir hatten immer noch etwas vom Weihnachtsessen übrig. Er schmiss alles recht unprätentiös in eine Pfanne und machte ordentlich Sriracha und etwas Erdnussbutter dazu (damit war es dann wirklich okay, auch wenn es jetzt das dritte Mal war).
Mit dem Essen aufs Sofa, wir tranken den restlichen Bordeaux und probierten danach den Williamsbrand (für mich zu süß, irgendwie war das nicht der Williams, den wir am Bodensee bekommen hatten, obwohl der Liebste anderes behauptete). Dann etwas Castle und früh ins Bett. Weniger gemacht als gedacht (wir hatten ja an dem Tag schon auf dem Dachboden sein wollen), aber andererseits trotzdem ein ausgefüllter Tag.