Morgens kam ich nur schwer aus dem Bett. Der Liebste stand eine gute Stunde vor mir auf, ich dämmerte so vor mich hin, träumte halb, war unruhig, schließlich stand ich um halb acht auf. Keine Kopfschmerzen, aber ich merkte den Wein und die unruhige Nacht und überhaupt. Die Dachterrasse ganz nass, es schien in der Nacht geregnet zu haben, am Himmel trieben noch die letzten grauen Regenwolken.
Erst einmal wach werden mit Tee und etwas Rätsel, dann ein englisches Frühstück und eine Kanne Kaffee. Wir waren beide eher ruhig und nicht so richtig gut gelaunt, die Diskussion vom Abend davor und die Müdigkeit und überhaupt drückten ein bisschen auf die Stimmung. Das Gegenmittel war eine Runde spielen: Wir hatten Flügelschlag ja nun weggeräumt und packten Parks aus. Schon eine Weile her seit dem letzten Spielen, zuerst mussten wir die Regeln noch einmal durchlesen und dann eine Runde mit dem Grundspiel spielen, ohne Erweiterungen. Das dauerte bis zehn (und hatte als Ergebnis einen Punkte-Gleichstand, sehr harmonisch), danach gingen wir duschen und machten erst einmal ein bisschen Laptop-Pause.
Restlicher Vormittag: Ich sortierte die Schmutzwäsche und startete eine Maschine, während der Liebste mit dem Kater in den Garten ging. Und dann hatten wir beide ordentlich Hunger, als hätten wir quasi nichts gegessen und es müsste schon dringend Mittagessenszeit sein, aber es war halt leider erst halb zwölf. Und da wir am Tag davor spontan Rhabarber aus dem Alnatura mitgenommen hatten, stellten wir uns in die Küche und buken einen Rhabarberkuchen mit Streuseln (der Liebste machte, ich reichte an). Den konnte man dann zwar auch nicht gleich essen, aber damit (und mit Wäsche aufhängen und bügeln) verging die Zeit bis zum Mittagessen um halb eins. Restliches Chili, und weil das nicht so ganz viel war, machten wir danach einen Kaffee, der Liebste schlug ein bisschen (naja: einen Becher) Sojasahne auf und wir schnitten den noch lauwarmen Kuchen an: sehr gut geworden. Dazu eine zweite Runde Parks.
Es war mittlerweile ziemlich sonnig und ordentlich warm, am Himmel zeigten sich aber schon wieder die ersten Wolken. Nach einer zweiten Maschine Wäsche gingen wir eine größere Runde spazieren, am Altkleidercontainer vorbei (die zweite zu-verschenken-Kiste hatte ich übrigens nicht rausgestellt, wahrscheinlich wäre sie nass geworden, aber ich hatte noch eine Tüte mit aussortierten Kleidern, die auch weg musste) und dann in Richtung Wald und Bergfriedhof. Schöne große Runde, nur auf den letzten Metern erwischte uns eine Regenwolke. Als wir im Haus waren, ging es richtig mit einem Gewitter los, so komplett mit Donner und Blitz und ordentlich Regen. Etwas merkwürdig im Frühjahr.
Den restlichen Nachmittag passierte nicht mehr viel: Ich kümmerte mich um die letzte Maschine Wäsche und bügelte, während der Liebste durchs Haus fegte, dann ein bisschen lesen, schließlich machten wir gemeinsam den Wochenplan. Für den Abend hatten wir einen Strudel mit Kartoffeln und Spinat geplant, wir disponierten aber zu einer Blätterteigtarte mit Spargel um: Unser erstes Spargelessen dieses Jahr. Der Liebste kümmerte sich ums Essen und machte aus weißen Bohnen, Mandelmus, Hefeflocken und Pesto eine ganz wunderbare Creme als Grundlage für die Spargelstangen, und als diese dann aus dem Ofen kamen, waren sie noch bissfest, aber trotzdem wunderbar zart. Sehr gutes Essen.
Zwei Runden Doctor, kein Nachtisch mehr, stattdessen einen Fingerbreit zwölfjährigen Bunnahabhain als Wochenendabschluss, und schließlich mit Buch ins Bett. Immer noch in den letzten Kapiteln von Falladas kleinem Mann. So sehr ich die Schreibweise und die Figuren mag, so hat das Buch doch die Tendenz, mich mit der Weltwirtschaftskrisen-Atmosphäre kurz vor der Machtergreifung ordentlich herunterzuziehen. Die ganze massive Frauenfeindlichkeit, der Antisemitismus, die ekelerregende Hart-wie-Kruppstahl-Ideologie, diese widerwärtige Klassengesellschaft, und mittendrin das junge Paar, das versucht, anständig zu bleiben und das Richtige zu tun. Ein wirklich starkes Buch, und ich sehe mit Sorge dem Ende entgegen.