Um kurz vor sechs aufgewacht: Draußen war es hell, die Vögel zwitscherten, der Kater miaute. Der Liebste stand schließlich auf, ich blieb noch liegen bis zehn nach sechs. Nicht so wirklich das Gefühl, ausgeschlafen zu haben. Draußen trockener Garten, bedeckter Himmel. Der Liebste eröffnete den Tag erst einmal, indem er den zweiten Tag der Heliobacter-Studienteilnahme durchführte und mit Stuhlprobenröhrchen auf der Toilette verschwand. Mir stand das ja auch noch bevor und ich freute mich ü-ber-haupt nicht auf diesen Teil (dann lieber noch dreimal mehr Blut abnehmen lassen). Aber was tut man nicht alles für die Wissenschaft.
Zum Frühstück eine Riesenportion Hefekranz mit Margarine, was zwar so ziemlich das ungesündeste Frühstück auf der Welt ist (abgesehen von Bacon vielleicht), aber halt sehr lecker (und außerdem hatten wir einen Gutschein gehabt und da gibt es gewisse Sachzwänge), und um Viertel nach acht ging ich ins Büro, zum letzten Prüfungstag dieser Woche (haha). Eine „große“ Prüfung mit vielen Leuten, unter anderem zwei aus meinem Vorbereitungskurs, dementsprechend groß war die Anspannung, und dazu war ich hauptverantwortlich und auch haupt-beschäftigt mit der Arbeit (ich wollte den Kollegen, der sich neben mir um die Prüfung kümmerte, möglichst wenig mit Gedöns belasten). Es war also ein sehr voller Tag.
Der gleich damit startete, dass eine Prüfungsteilnehmerin, die letzte Woche noch krank gewesen war, von mir mit den Worten begrüßt wurde „na, geht’s dir wieder besser?“ – und antwortete „leider nicht, ich hab immer noch Husten und Schnupfen…“. Supi. Ich drückte ihr also eine Maske in die Hand und setzte (aus einer gewissen Solidarität, damit sie nicht die einzige war, aber auch aus Sicherheitsgefühl) ebenfalls eine auf. Es ist jetzt doch schon einige Zeit her, dass ich das letzte Mal eine Maske hatte, und dann auch noch den ganzen Tag. Aber ich war froh drum, denn wie sich herausstellte, schnieften mindestens vier Leute der Prüfungsgruppe vor sich hin (wenn auch vermutlich ein paar mit allergischem Schnupfen).
Keine wirkliche Zeit für eine Mittagspause, ich behalf mir mit einem Schokoriegel und aß mein Mittagessen (Pasta mit Schmorgemüse) um halb vier, als die Prüfung vorbei war. Dann einiges an Nachbereitung und um fünf ein Unterricht (die zwei Ärzt:innen, die ich seit einigen Monaten begleite). Letzte Woche hatten wir ja schon eine Präsentation gehabt, dieses Mal war der zweite dran und stellte sein Forschungsprojekt vor. Und liebe Güte, da verstand ich ja mal wirklich sehr, sehr wenig. Das Thema bezog sich auf verschiedene Öffnungszustände in den Poren der Zellmembranen von neuronalen Zellen, abhängig von der Kalium-oder Kalziumkonzentration. Also vermutlich. (Nicht vermutlich davon abhängig, sondern vermutlich das war das Thema.) Aber das Schöne an meinem Job ist ja: Auch wenn mir spezifische Fachkenntnisse fehlen, kann ich trotzdem sprachliches Feedback geben.
Etwas Nachbereitung, letzte Prüfungsdinge und um sieben ging ich aus dem Haus (und klatschte mich mal wieder quasi mit dem Putzservice ab). Den ganzen Tag über immer wieder ordentlich Regen, ich war froh, dass ich trocken nach Hause kam.
Der Liebste war daheim in etwas gedämpfter Stimmung, es gab ein paar Sachen im Job, die kommunikativ nicht so super gelaufen waren – wir tauschten uns erst einmal ein bisschen aus. Danach gemeinsames Kochen, ein Stir Fry mit Mie, Edamame, Tofu, Paprika, Sprossen (und etwas Sriracha und Sweet Chili Sauce, damit kann ja nichts schiefgehen). Und dann verzogen wir uns nach dem langen Tag direkt aufs Sofa, schauten die letzten Lebensretter-Folgen zu Ende und wurden danach zu einer Frankfurter Flughafen-Doku weitergeleitet. Davon gibt es, wie ich zu meinem Entsetzen feststellte, elf (ELF!) Staffeln à sechs Folgen. Wir schauten die erste, und das war schon interessant, aber für 66 Folgen habe ich vermutlich nicht genug Interesse. Trotzdem für den Abend genau richtig, um den Kopf leer zu bekommen.
Und zu guter Letzt hatten wir, wie schon am Abend davor, in der Dämmerung eine regelrechte Fledermaus-Invasion im Garten. Wir sehen schon seit Jahren abends zwei, drei kleine Fledermäuschen fliegen und auf die Jagd gehen, vermutlich wohnen sie hier irgendwo in den alten Bäumen oder in einem der älteren Häuser. Aber jetzt waren es plötzlich mindestens vier, fünf, und zwar nicht nur kleine, sondern auch deutlich größere dabei (soweit man das durchs Fenster bei diesen vorbeiflatternden Flatterwesen erkennen kann). Wenn sich das tatsächlich bestätigen würde, würde mich das sehr freuen. Nicht nur, weil Fledermäuse generell cool sind, sondern weil das unsere Tendenz, den Garten wild zu lassen und den Insekten eine Chance zu geben (ähnlich wie einige Nachbarn rundherum), sehr schön bestätigen würde.