Gute Nacht, um sieben Uhr erholt aufgewacht. Yay! Der Kater wartete schon unten, ich räumte die Küche auf und startete Spülmaschine und Waschmaschine, um halb acht folgte der Liebste. Draußen strahlend blauer Himmel, wunderbar frische Luft. Ich nahm mir vor, den Tag nicht nur mit Haushaltskram und Laptop zu verbringen. Mal schauen, wie der Tag sich so gestalten ließ. Auf jeden Fall erst einmal in Ruhe starten.
Die Ruhe hatte sich allerdings erledigt, als ich mich morgens erst einmal auf die Waage stellte: Ein absoluter Gewichtsrekord. Das machte mich ziemlich unzufrieden, zumal ich ja schon seit ein paar Wochen merke, dass mir meine Kleider nicht mehr so richtig passen. Ich beschloss also, wieder konsequent zu tracken und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viel ich momentan aß – der Sport allein half offensichtlich nicht, um „automatisch“ das Gewicht zu halten. Naja.
Der Liebste war gleich dafür, und so machten wir unser üppiges englisches Frühstück zwar wie gewohnt mit Pilzen und Tofuwurst und Toast und allem, aber auch mit Küchenwaage, ich startete extra ein neues kleines Notizheft dafür. Das Ergebnis war, dass das Frühstück offensichtlich *sehr* üppig ausfiel, machte aber nichts: Wir hatten für den Tag nämlich eine Wandertour geplant. Nach dem Frühstück und einer schnellen Dusche packten wir also ein paar Sachen zusammen (genug Wasser dieses Mal, und sorgfältig sonnengecremt waren wir auch), der Liebste briet das Mittagessen an und hängte noch schnell die Wäsche zum Trocknen auf die Dachterrasse, wir suchten eine Tour aus unserem neuen Wanderbuch heraus (Erlebnis-Wanderungen in und um Tübingen von Arndt Spieth, von dem wir das Stadtwanderbuch schon sehr gern benutzt hatten) und gegen elf gingen wir los.
Die Tour war mit knapp 8 Kilometern und 2,5 Stunden als „leicht“ angegeben und startete im Nachbardorf Bebenhausen am Kloster. Wir beschlossen allerdings, nicht mit dem Bus dorthin zu fahren, sondern diesen Weg ebenfalls zu gehen, und da wir nicht an der Hauptstraße gehen wollten, sondern ein bisschen durch den Wald und so, und wir ein bisschen im Zickzack liefen, dauerte es allein zehn Kilometer, bis wir überhaupt am Startpunkt angekommen waren. Und zwei Stunden, inklusive der ersten Pause, weil kurz vor dem Dorf ein Biergarten kommt, den wir gleich zum Trinken nutzten.
Viele Leute unterwegs, vor allem unten im Tal auch viele Radfahrer und Familien und so, aber sobald wir dann im Wald verschwanden und auf die eigentlichen Wanderwege gingen, wurde es schlagartig besser. Auf dem Klostergelände selbst (beliebtes Touristenziel) waren natürlich auch einige Menschen unterwegs, aber das war egal. Wir bogen nach dem Dorf direkt in den Wald ein und waren für die nächsten Stunden auf einer großen Runde im Schönbuch unterwegs (einmal um das Dorf herum, mit Ende im Goldersbachtal).
Superschöne Wanderung: Sehr ruhig, angenehme Temperaturen (man ist quasi ständig im Schatten), zwei kleine Aufstiege, aber nicht zu viel, wunderschöne Landschaft. Nur die Fliegen nervten und die Tatsache, dass man über längere Zeit durch einen klassischen Wirtschaftswald ging, ein bisschen langweilig. Dafür wurde man allerdings entschädigt, als die Strecke durch einen Bannwald führte, der also nicht mehr bewirtschaftet wird und komplett sich selbst überlassen bleibt (und immer urwüchsiger wird, mit viel Unterholz, Farn, Fingerhut, unterschiedlich alten Bäumen…).
Ungefähr jede Stunde machten wir Pause und aßen etwas: Wir hatten zwei Päckchen Rügenwalder veganen „Schinkenspicker-Salat“ eingepackt (der war mir allerdings deutlich zu fettig und etwas zu sauer, würde ich eher nicht mehr kaufen), außerdem hatte der Liebste zwei Like Chicken-Teile angebraten und mit etwas Sandwichcreme zwischen zwei Toasties gesteckt. Dazu noch ein geschnipselter Kohlrabi, und mehr brauchten wir nicht. (Die außerdem gekaufte Marzipanschokolade hatten wir morgens schon daheim gelassen, als wir gesehen hatten, wie viel Fett der Salat und das Pseudohuhn hatten.)
Alles prima also, auch wenn die Beschreibung im Wanderbuch zu wünschen übrig ließ und wir keinen Handyempfang hatten, sodass wir uns an einer Stelle verliefen und einen Weg wieder ein Stück zurückgehen mussten (die Beschilderung ist in dem Bereich auch echt ziemlich schlecht, das kenne ich von unseren Streckenwanderungen anders – da waren wir aber auch meistens auf Premium-Wanderwegen unterwegs). Machte aber nix, wir fanden uns am Ende schon zurecht.
Um halb vier kamen wir wieder im Dorf an, gaaanz leicht hinkend (die Muskeln machten sich so langsam bemerkbar). Wir gingen erst einmal in einen Gasthof, setzten uns zu alkoholfreiem Radler und Kaffee in den Biergarten und schauten auf die App: Wir hatten knapp 17 Kilometer in den Beinen, also die eigentliche Wandertour plus 10 Kilometer vorneweg. Das war eigentlich so, was wir uns vorgenommen hatten, allerdings wollten wir halt jetzt auch nicht in den Bus steigen, zumal wir auf den noch hätten warten müssen. Also gingen wir halt wieder zurück, dieses Mal einen etwas direkteren Weg (8 Kilometer lang) und mit Hilfe von meinem Handy und Google Maps. Um Viertel vor sechs waren wir schließlich daheim, und wie schon beim letzten Mal: Die letzten zwei oder drei Kilometer waren etwas viel, am Ende begann mein Knie ein bisschen weh zu tun, und die Muskeln wurden hart… Egal, wir waren die ganze Strecke gelaufen, insgesamt 25 Kilometer, und sehr stolz. Und: keinen Sonnenbrand!
Daheim legte ich mich erst einmal eine knappe Stunde aufs Sofa, während der Liebste mit diversen Ebay-Verkäufen beschäftigt war (während wir unterwegs waren, hatten sich ein paar seiner eingestellten Sachen verkauft). Außerdem ein bisschen Datenpflege, ich speiste die Wanderung in diverse Apps ein. Sehr lustig im Übrigen: In der Wander-App des Liebsten (die vermutlich am akkuratesten war, weil sie Schrittzahl, Höhenmeter, Distanz und Zeit und alles maß) wurden knapp über 1400 verbrannte Kalorien angegeben, bei seiner Food-Tracking-App dann 1200 Kalorien. Meine Fitness-App (die „Wandern“ als Sport allerdings nicht kennt, nur „Gehen-Ausdauer“), ergab 660 Kalorien, ganz sicher zu wenig, meine Tracking-App kam auf 1950 Kalorien. Ähm. Ich vermute, die Wahrheit wird bei irgendwo zwischen 1000 und 1300 Kalorien gelegen haben, aber ein bisschen merkwürdig war das schon.
Ich kümmerte mich ums Kochen, während der Liebste noch die Wäsche versorgte (wir hatten eine zweite Maschine laufen lassen und so programmiert, dass sie um fünf fertig war): One Pot Pasta aus dem neuesten VF&L-Heft, die ich allerdings in zwei Töpfen kochte (also die Pasta extra), weil ich das One Pot-Gedöns nicht mag (zu oft schief gegangen). Es wurden also normale Farfalle mit einer Sauce aus Tomaten, Pilzen, Oliven, Frühlingszwiebeln, ein paar Kräutern, Hefeflocken. Als Nachtisch ein paar Erdbeeren mit der restlichen Schlagsahne, dazu eine Folge Rookie und dann früh ins Bett.
Wo an Schlaf dann allerdings leider nicht zu denken war, denn ein Ameisenstaat auf unserer Dachterrasse war wohl gerade am Schwärmen, und die blöden fliegenden Ameisen hatten durch irgendwelche Ritzen in der Terrassentür den Weg in unser Schlafzimmer gefunden – die Wände und Fenster wimmelten nur so. Und der Boden auch, denn die nicht-fliegenden Ameisen kamen zu Fuß hinterher und krabbelten unter der Fußleiste hervor. Vermutlich werden wir dort ein paar Bodenbretter wegmachen müssen, um genau zu sehen, wo sie sitzen. Jetzt waren wir erst einmal eine knappe halbe Stunde damit beschäftigt, die Tiere alle zu entfernen, und am Ende benutzten wir dann leider noch Gift für die Ritzen (mögen wir überhaupt nicht gern und ist auch sehr un-vegan, aber wir haben auf Balkon und Dachterrasse – und im Garten – einfach so viele Ameisen, und wenn sie dann ins Haus gelangen, dann geht es halt echt nicht anders).
Das war leicht stressig, so als Tagesabschluss. Und wir haben schon unser nächstes Reparaturprojekt am Start, super. Wir fielen auf jeden Fall dann wirklich todmüde ins Bett und versuchten, nicht mehr an krabbelnde Insekten zu denken. Stattdessen vielleicht an Wald oder so.