Gegen sechs aufgewacht, und da wir unten schon einen Kater kratzen hörten, warteten wir auch nicht lang mit dem Aufstehen. Beide Kater empfingen uns unten, die Nase bekam sein Antibiotikum, das er mit etwas Überredung vom Löffel schleckte, Magi fraß währenddessen eine Schüssel Nassfutter leer. Dann beide raus, der Nasenkater wieder deutlich agiler und interessiert und überhaupt scheint der Spuk so ziemlich vorbei zu sein. Nur Nassfutter will er noch nicht fressen.
Ein ziemlich aktiver Vormittag: Frühes Müsli zum Frühstück, ein Blick in die Zeitung, während Harold das obere Stockwerk saugte, dann marschierte ich ihm hinterher und putzte oben den Rest durch. Schnelle Dusche und danach sogar noch ein bisschen Zeit fürs Sofa und ein neues Buch. (Etwas unschlüssig, ich griff aber wieder zu einem Sachbuch. Für Belletristik fehlt mir gerade irgendwie die innere Entspannung und Geduld.)
Um kurz vor elf gingen wir beide aus dem Haus, der Liebste bog zum Bastelverein ab (dort war eine Begehung der neuen Räume wegen eines Brandschutzkonzepts oder so) und ich ging ins Fitness. Angenehm wenig los, ich kam gut durch und fühlte mich sehr zufrieden, nur dass mein Chiparmband keine Spindtür mehr verschließen wollte, bei jeder Tür ein Mäh-Geräusch und rotes Licht. Die anwesende Physio schloss schließlich meine Sachen für mich ein. Nach dem Training ging sie die Person suchen, die den Spind belegte, den ich am Dienstag gehabt hatte, damit sie ihre Sachen umlagerte, und anschließend probierte ich es an der Dienstag-Spindtür noch einmal. Einmal zu- und wieder aufmachen, dann ging es wieder. Ich hatte am Dienstag ein Problem mit einer verklemmten Spindtür gehabt, und offensichtlich hatte der Chip sich das „gemerkt“ und bei mir noch eine „offene Buchung“ oder so etwas gespeichert. Etwas bescheuert, denn die Tür war ja danach wieder belegt worden, und überhaupt sollte das System immer abends alle Einträge löschen oder so. Aber egal. Mal sehen, ob es nächste Woche immer noch geht.
Nach dem Training holte ich den Liebsten im Bastelverein ab und wir gingen zum Essen in die Innenstadt in den Laden mit „Bowls“. Sehr voll dort, wir bekamen gerade so noch die letzten zwei Plätze. Gutes Essen: Die Bowls bestehen aus „Kohlehydrate“-Komponente, „Proteine“-Komponente, Gemüse, Sauce und Topping, sind also mehr zusammengestelltes Essen als Salat, und je nach Wahl kann man das Ganze eher mediterran oder eher asiatisch oder so gestalten – in meinem Fall in Richtung Satay mit Erdnusssauce.
Auf dem Weg nach draußen sahen wir noch zwei Bekannte, ein Paar, bei denen ich I noch aus dem Studium kannte (sie hatte mit S und mir gemeinsam studiert), ihr Freund und jetziger Mann P war ihr damals aus Norddeutschland nachgefolgt. Bei beiden gab es wenig Neues, wie im Endeffekt auch bei uns, man organisierte so sein Alltagsleben mit Mitte-Ende Vierzig. Wie das halt so ist. Ich hatte immer wieder mal überlegt, ob ich mich mal zum Kaffee oder so melden sollte, aber nach dem kurzen Smalltalk dachte ich, dass die Gesprächsthemen eventuell zum Kaffee gar nicht ausreichen würden. Es wäre andererseits einen Versuch wert.
Wir gingen auf jeden Fall weiter in die Stadt, erst zum Innenstadt-Lieblingscafé für einen doppelten Espresso – dort war es allerdings so voll, dass wir uns mit den Tassen nach draußen stellten. Ich hatte leider meine Maske vergessen und ich hatte überhaupt keine Lust auf eine Erkältung. (Es waren tatsächlich wieder vereinzelt Leute mit Maske unterwegs, im Café unter anderem der Besitzer.)
Danach dann noch in zwei Läden für Adventskalender, alle aus Papier. (Auf die Schokodinger beschlossen wir zu verzichten, die waren die letzten Jahre immer so exorbitant teuer und nicht sonderlich gut.) Einen Kalender mit alter Tübinger Stadtansicht, einen Kartenkalender ebenfalls mit Tübinger Ansicht zum Verschicken, einen Charity-Kalender aus der Stadt, bei dem man Gutscheine von lokalen Händlern bekam (und die Einnahmen in ein regionales gemeinnütziges Projekt flossen, eine Aktion des Tübinger Zonta-Clubs), und dann noch spontan eine Box mit 24 Karten und jeden Tag eine „vegane Idee“ (Rezepte und Bastelzeugs und so weiter, mal sehen). Auch da alle Läden ziemlich voll, wir kamen zwar recht schnell durch, aber insgesamt war mir das Gewusel echt zu viel. Ich hoffe, dass ich in der „richtigen“ Vorweihnachtszeit (die beginnt vermutlich so am nächsten Wochenende) nicht mehr in die Stadt muss, vom Weihnachtsmarkt vielleicht mal abgesehen.
Wieder aus der Stadt zurück war es kurz nach zwei und wir gingen gleich weiter zum Alnatura (dem größten Nachmittagsschwung ausweichen), außerdem dm und Fressnapf, Futter für die zwei mäkeligen Tiere. Gegen halb vier waren wir endgültig daheim und verbrachten den Nachmittag auf dem Sofa. Der Liebste schlief tief und fest ein, ich las ein bisschen. Leider dachten wir beide nicht daran, den Holzofen anzumachen, was ein bisschen doof war, denn es wurde im Haus wirklich unangenehm kalt (die Heizungen liefen natürlich, aber sie sind auf relativ niedrig eingestellt).
Nun ja. Um sechs gemeinsames Kochen, eine große Portion Spaghetti mit einer prima Bolognese-Sauce mit Tofu und kleingeschnipselten Pilzen (im Food Processor geschreddert wären sie noch besser gewesen, aber auch so sehr gut). Wir brauchten eine gute Grundlage, denn um halb acht gingen wir zum Whiskeytasting. Hihi.
Ausverkaufte Veranstaltung, einige alte Hasen dabei (aber auch ein paar Neulinge, wie man den Gesprächen entnehmen konnte), unter anderem traf der Liebste seinen ehemaligen Kollegen. Der Abend war mal wieder ein Blind Tasting, dieses Mal ohne ein „Motto“, sondern einfach klassisch sechs neuere Kompositionen zum Erraten. Also man musste nicht den exakten Whisk(e)y erraten, sondern nur die Region: Einen schottischen Blend, einen Irischen Single Malt, der Rest schottische Single Malts: Aus den Highlands, aus den Lowlands, von der Speyside, von der Isle of Islay.
Den Iren erkannten wir nicht, was mich etwas überraschte, aber ansonsten hatten wir drei richtig (und damit einen Schnitt von 50%, ich war sehr stolz).
Sehr spaßiger Abend, und besonders nett war, dass mir irgendwann so in der zweiten Abendhälfte auffiel, dass ich eine Person kannte, die mit dem ehemaligen Kollegen des Liebsten unterwegs war. Wir hatten 2004, in meinem letzten Examensjahr, gemeinsam im Sommerkurs für internationale Studierende gearbeitet (er als Tutor, ich als Praktikantin, gerade die ersten Gehversuche im Bereich Deutsch als Fremdsprache unternehmend) und uns damals gut verstanden. Lustigerweise fiel mir sogar sein Name noch ein. Auf jeden Fall quatschten wir ein bisschen, brachten uns auf den neuesten Stand und tauschten am Ende die Handynummern aus. Mal sehen, ob wir uns die nächsten Wochen mal auf einen Kaffee oder ein Mittagessen treffen können.
Gegen halb elf daheim, natürlich mit drei frisch erworbenen Flaschen, hihi. Einmal den sechzehnjährigen Lagavulin, den wir kürzlich leer gemacht hatten (wir kaufen eigentlich selten von Whiskey eine Flasche nach, aber der ist einfach außergewöhnlich gut), und dann noch zwei weitere Schotten: Lochlea, einen 46-prozentigen Single Malt aus den Lowlands mit einer unfassbar angenehmen Nase, blumig, nach Toffee, Karamell und Trockenfrüchten, und einem gleichzeitig milden, salzigen und komplexen Geschmack, und einen ebenfalls 46-prozentigen Single Malt von der Isle of Islay, von der Brennerei Berry Bros. & Rudd, die mir bis jetzt noch nichts gesagt hatte. Sehr hell, leichter Rauch in der Nase, im Geschmack vor allem salzig und leicht rauchig und mit einer interessanten Entwicklung nach hinten. Sehr zufrieden mit allen drei Flaschen, besonders jetzt, so in der dunklen Jahreszeit.