Vor der Wahl, Samstag 22.2.2025

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Anstrengende Nacht, ich merkte so ab drei Uhr, wie sich ein doofer, fieser Kopfschmerz in meine Hirnrinde festbiss. Immer wieder eingeschlafen, höchst merkwürdige Träume, daraus aufgeschreckt und wachgelegen, Kopftheater… als Magi um zwanzig vor sieben höchst empört vor der geschlossenen Schlafzimmertür miaute, war ich fast froh und blieb auch nicht mehr lang liegen.
Allerdings fühlte ich mich ausgesprochen malade: Kaputtes Gefühl, Gliederschmerzen (vermutlich einfach Muskelkater vom Yoga, aber in der Kombination fühlte es sich ominös an), Schwindel und wirklich unangenehme Kopfschmerzen. Ich machte die Katzen- und Küchenrunde in wirklich verlangsamtem Tempo. War ja auch egal, ich hatte es nicht eilig. Den angedachten Besuch im Fitnessstudio konnte ich angesichts der Gemengelage sowieso vergessen. Ich schaute mal (für den Liebsten und mich), wie man denn so notfallmäßig am Wahltag noch irgendwie per Briefwahl wählen kann – geht halt eigentlich nur mit bevollmächtigter Person, die die Unterlagen abholt und nach dem Ausfüllen wieder bringt. Da gehen wir morgen doch lieber selbst, der Liebste halt mit Maske.

Apropos: Zwischendrin natürlich nach dem Liebsten geschaut, der immer noch ordentlich krank im unteren Schlafzimmer lag. Das Fieber war zurückgegangen, die Kopfschmerzen und laufende Nase waren noch da, mittlerweile von bellendem Husten begleitet. Dazu eine Appetitlosigkeit, die uns beide an schlimmste Covid-Infektionszeiten erinnerte (der Geruchssinn ist aber noch da und der Test war ja wie gesagt negativ, einfach „nur“ good old Influenza). Ich machte ihm einen Tee („schmeckt komisch“) und uns beiden etwas Porridge mit Banane zum Frühstück – für seine Portion brauchte er mehr oder weniger bis halb zwölf, bis er sie tapfer löffelweise gegessen hatte.

Zwangsweise also ein ruhiger Vormittag. Harold fuhr oben, ich machte in der Küche gründlich sauber, verlas eine Packung Haferkörner, kochte für mich eine Kanne Kaffee und für den Liebsten eine Kanne Kräutertee, bespaßte die Kater ein wenig. Zwischendrin noch ein halber Becher Joghurt mit Mandeln und Tonkabohne. Ansonsten viel Internetzeit, Blogs leerlesen. Und eine halbe Stunde bei Ikea, wo ich für den Sessel im Schlafzimmer einen neuen Bezug bestellte (der alte ist mir mittlerweile etwas zu quietschbunt und außerdem durch viele Katzenkrallen sehr lädiert) und gleich noch eine kleine Stehleuchte für den neuen Nachttisch. Naja, „klein“, sie misst 55 cm in der Höhe, was schon substanziell viel ist, aber sie sah am besten aus und hat eine lustige Schnur, an der man zum Anschalten zieht. Und ist auch sonst recht nostalgisch.

Um halb eins tauchte der Liebste aus seinem Schlafzimmer auf, segnete die Ikea-Bestellung ab (immer Zweitmeinung bei Dekosachen abholen, wichtig) und machte uns das Mittagessen heiß: Die restliche Minestrone von gestern Mittag (das wäre seine Portion gewesen, aber es ging ihm gestern so schlecht, dass er kein Mittagessen gegessen hatte), und dort einfach reingekippt das restliche vegane Steak in kleinen Würfeln und die restlichen Nudeln (das war die halbe Abendessenportion des Liebsten, es ging ihm so schlecht…). Die Kombination funktionierte interessanterweise ganz gut. Auf jeden Fall war das heiße Essen angenehm und ich war einigermaßen satt danach (auch der Liebste aß seine Schüssel brav).

Am Nachmittag etwas Hausarbeit, ich wischte das obere Stockwerk, putzte gründlich das Bad, räumte ein bisschen im Haus herum. Draußen ausgesprochen mild, ein bisschen diesig, aber trocken. (Kopfweh immer noch da, nicht mehr ganz so fies, dafür aber ein blöder Schwindel – das milde Wetter spielte vermutlich eine Rolle.) Um drei ging ich zum großen Wocheneinkauf – da wir in der Woche davor ja so ausgesprochen viel gekauft hatten, hielt es sich dieses Mal in Grenzen und war nicht anstrengend, auch allein nicht. Zumal auch nicht wahnsinnig viele Leute unterwegs waren, deshalb (also nicht nur deshalb) auch noch ein Stopp beim Bäcker, weil der halt immer noch das Angebot an Berlinern hatte (einmal Nougat, zweimal gebrannte Mandel, zweimal Bienenstich, dazu zwei klassische Faschingskrapfen). Eventuell *leicht* übertrieben, aber oh well.
Ich brachte noch Altglas weg und warf die Krankmeldung für den Liebsten ein (die eAU hatte offensichtlich wieder nicht geklappt), alles in der roten Übergangsjacke – Wintermantelzeit scheint vorerst vorbei zu sein.

Wieder daheim packte ich die Sachen weg und packte mich dann erst einmal zum Liebsten aufs Sofa. (Mit Mandel-Berlinern.) Mit dem Handy zum Zeitunglesen und Daddeln, ohne Buch. Ich lese ja aktuell den neunten Band der Gereon Rath-Reihe, aber ich merkte, dass ich keine Lust auf die Geschichte hatte, irgendetwas hielt mich davon ab. Die Schilderung von Deutschland 1937, wie die Atmosphäre immer dunkler wird, das Land immer mehr gespalten, man nicht mehr weiß, wem man noch vertrauen kann, während immer mehr Menschen das Land verlassen? So kurz vor der Wahl und in Anbetracht der Umfrageergebnisse (und in Anbetracht der Ereignisse in den USA zur Zeit) kein Wunder, dass mir das Buch etwas too close to home vorkommt.

Auf jeden Fall Internetleserei, ein Blick auf Mastodon (auch nicht gerade ein Bündel an Glückseligkeit dort), irgendwann ging ich in die Küche und machte Abendessen. Eigentlich hatte ich eine Quiche mit Rosenkohl geplant gehabt, aber erstens gibt es regionalen Rosenkohl schon gar nicht mehr, und zweitens war mir das deutlich zu viel Gedöns in Anbetracht eines kranken Mannes. Deshalb einfaches Ofengemüse: Kartoffeln vorgekocht, der Rest (ein Rest Grünkohl, Süßkartoffel, Pilze) einfach so aufs Blech und mit Öl, Pfeffer und Salz 35 Minuten in den Ofen. Sehr gutes Essen, mit etwas Sriracha-Mayo sowieso. Der Liebste wollte allerdings nichts mehr zu essen und verschwand sehr früh zum Schlafen, mit wieder leicht erhöhter Temperatur. Und ich schaute den Rest des Abends ein bisschen Blaulichtquatsch und ging – mit immer noch Kopfweh – ebenfalls früh ins Bett.