Pandemie-Melancholie, Sonntag 14.11.2021

Aufgewacht zu Regen, einer unzufriedenen Katze und mit schmerzenden Schultern. Die Aussicht auf einen komplett leeren, dunklen Sonntag, den es zu füllen gab, füllte mich nicht gerade mit Vorfreude. Die Aussicht auf den darauf folgenden Montag auch nicht. Eher trübe Stimmung also, immerhin war der Kater vom Futter begeistert und verschwand danach sogar in den nassen Garten. Ich steigerte meine Laune wie jeden Morgen beträchtlich durch einen Tee und holte meinen Laptop.

Den restlichen Tag über passierte, um ehrlich zu sein, nicht mehr wirklich viel. Mein Kopf hatte ärgerlicherweise beschlossen, den ja quasi ausgebliebenen Kater vom Vortag jetzt nachzuholen, und nervte mich mit ziemlich ätzenden Kopf- und Nackenschmerzen. Das traditionelle Sonntags-English Breakfast half ein bisschen, aber trotzdem war ich zu nicht viel zu gebrauchen. Ich nahm eine Schmerztablette und verbrachte die Zeit im Internet. Etwas ärgerlich wegen der „verschwendeten“ Zeit, aber es ging nicht anders, und irgendwie sind Sonntage dafür ja auch da.

Am späten Vormittag ein Becher Schoko-Haselnusspudding, außerdem machte der Liebste aus dem Mokka mit der italienischen Kaffeemaschine und etwas warm gemachter und schaumig geschlagener Shh-Mlk einen geradezu absurd lecker schmeckenden Milchkaffee. (Allerdings hat die Shh-Mlk die Tendenz, so sahnig und mächtig zu schmecken, dass es immer so kurz davor ist, „too much“ zu sein und ins Eklige zu kippen. Sie geht zumindest für mich echt nur in kleinen Portionen.)
Gegen Mittag dann etwas die Küche aufgeräumt und die Spülmaschine gestartet, der Liebste machte das Mittagessen: Eine große Schüssel Salat mit Tomaten und SimplyV-Feta, außerdem hatte ich vor ein paar Wochen spontan im Supermarkt tiefgefrorene Gemüsesticks mitgenommen, also quasi durch Gedöns imitierte Fischstäbchen. Da man, wenn man ihn in Panade wälzt, vorfrittiert und mit viel Öl anbrät, ja sogar Pappkarton essen kann, war auch dieses Essen okay. Es schmeckte halt hauptsächlich nach Panade und viel Öl. Albaöl, btw, das hatten wir am Samstag im Supermarkt gesehen und mitgenommen, nachdem wir mehrfach davon gelesen hatten. Ein buttrig schmeckendes Brat-Rapsöl mit einem hohen Anteil an Omega3-Fettsäuren, was kann da schon schiefgehen. Schmeckte auch okay, und da unser Bratöl sowieso am Ausgehen war, passte es gut. Einziger Wehrmutstropfen: Plastikflasche. Ich weiß, dass Einweg-Glasflaschen in ihrer Ökobilanz nicht so supi sind (da spielt der Unverpacktladen einfach komplett seine Stärke aus), aber bei Öl in der Plastikflasche fühle ich mich doch sehr unwohl – es lösen sich einfach gern Bestandteile aus dem PET ins Fett. Andererseits bin ich auch keine Chemikerin, also was weiß ich.

Am Nachmittag etwas Schokolade, Twitter und YouTube, unter anderem hat Mai ein neues Video gemacht zur Frage Impfpflicht, ja oder nein. Ihre Aussage, kurz zusammengefasst: Sie war kein Fan der Impfpflicht (da sie an die Überzeugungskraft von Argumenten und die Vernunft der Menschen geglaubt hat, harhar, die Naivität ist mir schon länger vergangen), aber sie hält sie jetzt für nötig. Ich sehe das genauso, wenn ich auch denke, dass komplett der politische Wille fehlt, das durchzusetzen. Mehr oder weniger gleichzeitig las ich, dass in Baden-Württemberg jetzt alle Intensivbetten belegt sind.
Lassen wir uns das einmal kurz auf der Zunge vergehen: Am 14.11. sind in GANZ Baden-Württemberg ALLE verfügbaren Intensivbetten belegt. Wer jetzt ein Intensivbett benötigt, muss in benachbarte Bundesländer ausgeflogen werden. Und TROTZDEM gilt in Baden-Württemberg immer noch nur die Warnstufe und nicht die Alarmstufe. Ernsthaft? Wie viel problematischer muss die Situation denn noch werden? Ich sehe einen ganz schwierigen Winter auf uns zukommen. In diesem Zusammenhang die Information von einem Familienmitglied, der auf WhatsApp (wo ich nicht bin, deshalb nur indirekte Info) Schwachsinn über angeblich ‚vertuschte Todesfälle durch die Impfung‘ postet, jetzt aber von einem anderen Familienmitglied stummgeschaltet worden ist. Ein richtiger Schritt, denn Familie hin oder her, aber man muss sich irgendwann auch gegen diese Lügen und Querdenker-Mythen abgrenzen.

In diesem Sinn machte ich um halb fünf den Laptop aus und ging duschen. Wieder kein Yoga, es hätte mir wahrscheinlich gut getan, nun ja. Stattdessen putzte ich gründlich das obere Stockwerk und hörte parallel etwas Lage-Podcast. Der Liebste fegte währenddessen das Erdgeschoss und startete die Waschmaschine, und dann kochte er Abendessen, während ich den Wochenplan für die kommende Woche machte. Dieses Mal nur bekannte Rezepte und ein paar Klassiker dabei, ich hatte Lust auf Comfort Food. (Unter anderem Spaghetti Bolognese nach einem Rezept vom Hirse-Hitler, über den wir gerade eine Doku – von Spiegel TV – auf YouTube gesehen hatten, der Typ ist komplett abgestürzt, aber die Bolo ist gut.)

Das Abendessen war veganer Feijoada (portugiesischer Eintopf mit schwarzen Bohnen, Butternut, Süßkartoffeln und Paprika, dazu Reis) außerdem für jeden ein Weihnachtsbier (vermutlich etwas unvernünftig, aber der Kopf hatte sich beruhigt). Und dann entdeckte ich auf Vox, dass zwei Folgen von Martin Rütters Hundeprofi (genauer gesagt: Der Hundeprofi – Rütters Team) im FreeTV zu sehen waren, das war dann unser Abendprogramm: hübsche (wenn auch etwas unerzogene) Hunde, lernwillige Menschen, und immer ein Happy End.