Irgendwann aufgewacht, noch ein bisschen liegengeblieben, dann „früh“ aufgestanden und festgestellt, dass es 50 Sekunden vor dem Weckerklingeln war. Da wir ja gestern die Weihnachtskarte für unseren Biokisten-Lieferanten vergessen hatten, machten wir gleich als erste Aktion (nach dem Küchenaufräum) die Karten für die Zeitungszustellerin und den Briefträger fertig. Die Zeitung kommt an Heiligabend noch einmal, aber die Post kommt nicht jeden Tag, deshalb wollten wir die Karte einen Tag früher für den Briefträger rauslegen, einfach um die Chance zu erhöhen, dass er sie auch bekommt.
…dieses Karten-Gedöns für Briefträger und so weiter habe ich vor gut 10 Jahren initiiert, früher – aber da war ich auch Single und jung und unverwurzelt und so – wäre mir das nicht eingefallen. Es war gar nicht so einfach festzulegen, was üblich ist und wie viel und für wen. Während meiner Studienzeit habe ich einige Jahre bei der Post gearbeitet und tatsächlich davon ein Jahr auch in der Weihnachtszeit, deshalb hatte ich eine grobe Idee, was Leute so geben (das war allerdings auf dem Dorf, neben Geld und Schokolade waren da in erster Linie Tonnen an selbst gebackenen Plätzchen üblich). Auf jeden Fall finde ich das gar nicht so einfach und habe auch keine gute Intuition (dem Liebsten geht es ähnlich). Ich erinnere mich auch nicht daran, wie meine Mutter das gehandhabt hat (oder ob überhaupt?), als ich Kind war. Wie auch immer, es wird schon okay sein.
Auf jeden Fall hatte ich meinen letzten Arbeitstag und da ich zwar festgestellt hatte, dass das mit dem Projekt Überstundenabbau bis Jahresende eher nichts wird, aber ich wenigstens in die Richtung gehen wollte, konnte ich es morgens auch einigermaßen ruhig angehen lassen. Zum Frühstück ein Müsli, dann hektikte der Liebste etwas kopflos aus dem Haus (ich stellte hinterher fest, dass er seine volle Teetasse im Bad hatte stehen lassen und das Licht in seinem Arbeitszimmer noch brannte) und ich ging duschen.
Um kurz vor neun ging ich dann auch los: An meinem letzten Arbeitstag ging ich noch einmal ins Büro. Was etwas ironisch war, denn ich hatte ein bisschen gedacht, ich kann dann noch einmal Kolleg:innen sehen und verabschieden und bin dann nicht allein und so, aber tatsächlich hatten wir ab dem 23.12. schon offiziell geschlossen und es waren quasi alle im Urlaub, ich schaute also auf einen Tag allein im Büro. Haha. Ich ging auch in erster Linie nur deshalb hin, weil uns ganz kurz vor knapp noch Prüfungszertifikate ausgestellt worden waren und wir den Teilnehmenden wenigstens einmal in diesem Jahr noch die Chance geben wollten, ihr Zertifikat abzuholen.
Ich kam allerdings nicht wirklich weit, denn während ich noch unterwegs war, setzte sich in mir das nagende Gefühl fest, dass ich irgendetwas vergessen hatte. Ich ging in Gedanken noch einmal das Haus durch, aber das Problem war, dass ich morgens so sehr auf Autopilot unterwegs gewesen war, dass ich mich an einige Handlungen nicht mehr bewusst erinnern konnte. Nachdem ich mir den Kopf zerbrochen hatte, um mich an ein geschlossenes Badezimmerfenster und gelöschte Adventskranzkerzen zu erinnern, drehte ich fast schon in Sichtweite vom Büro schließlich noch einmal um – mächtig genervt von mir selbst, aber bei den Adventskranzkerzen wollte ich mir keinen Fehler erlauben und am Ende mit abgebranntem Haus dastehen. Natürlich, Überraschung, war daheim alles in Ordnung. Ich muss wohl etwas mehr darauf achten, ein bisschen mit dem Kopf bei der Sache zu sein.
Auf jeden Fall war ich dann erst um kurz vor halb zehn im Büro, was aber auch völlig egal war. Und ich war doch nicht allein: Eine einzige andere Kollegin nutzte den letzten Tag vor der Weihnachtspause, um noch einige Sachen wegzuarbeiten. (Es werden ein paar Kolleg:innen auch zwischen den Jahren arbeiten, aber das machen sie von daheim aus.)
Die Tatsache, dass ich nicht allein war, machte das Arbeiten tatsächlich sehr angenehm. Und es war insgesamt sehr wenig los: Ich konnte meine Liste quasi komplett abarbeiten, noch zwei Sachen für das kommende Jahr in Angriff nehmen, meinen Kalender durchforsten… am Ende war tatsächlich, es ist kaum zu glauben, meine Inbox KOMPLETT leer. Sehr gutes Gefühl. Insgesamt klingelte es fünf Mal an der Tür: Drei Leute kamen für ihre Zertifikate, eine Person wollte ein Kursbuch abholen, eine Person gab ein Geschenk ab und einmal war es DHL. Also wirklich keine Massen, trotzdem hatte es sich gelohnt da zu sein.
Um 14 Uhr machte ich dann Feierabend, verabschiedete mich von der Kollegin (die auch schon auf den letzten Metern war) und ging nach Hause. Daheim erst einmal den Kater mit etwas Trockenfutter erfreut (wir sollen nicht, ich weiß, aber halt), dann klingelte das Telefon und ein alter Freund aus Hamburg meldete sich, und schließlich ging um kurz nach halb drei die Tür auf und der Liebste kam heim.
Ich hatte eigentlich am Nachmittag zum Friedhof fahren wollen, aber wir hatten beide noch nicht zu Mittag gegessen, und nach dem Mittagessen (restliches Gumbo, danach Gries- bzw. Vanillepudding) war es schon nach drei und wir waren beide etwas müde und hatten noch kein Auto gebucht und… wir beschlossen also, den Friedhof noch einmal zu verschieben. Stattdessen machten wir nach dem Essen eine kleine Sofapause, der Liebste (der sich bei der Arbeit schon am Eierlikör ausgetobt hatte) schlief tief und fest ein, und ich sah Mirella dabei zu, wie sie vegane Weihnachts-Süßigkeiten aus diversen Supermärkten probierte. Ich kannte quasi keine der Sachen außer denen vom Edeka/Rewe (Aldi/Lidl/Penny sind nicht so meine Einkaufsbereiche), aber krass zu sehen, wie viel es da gibt, und vor allem wie viel davon mittlerweile nicht aus Zartbitterschokolade ist.
Um fünf waren alle im Haus wieder wach und wir gingen noch einmal aus dem Haus (jeden Tag an die frische Luft und so). Der Plan war, wenigstens ein bisschen Weihnachtsgedöns zu machen, also gingen wir zuerst an einem Café vorbei, wo ich mittags gesehen hatte, dass Glühwein verkauft wurde, dort war aber schon eingepackt – also zum anderen Café/Bistro in der Innenstadt. Dort war vor dem Haus eine „Weihnachtshütte“ aufgebaut, es wurden Glühwein und diverse Alkoholika, Rote Wurst, Pommes und so weiter verkauft. Ein paar Stehtische waren auch da, und auch wenn der Betreiber ein Schild mit „Glühwein kaufen, weiter laufen“ aufgehängt hatte, standen die Leute trotzdem mit ihrem Glühwein in Grüppchen zusammen relativ direkt vor der Hütte. Ich bin nicht so ganz sicher, ob das der aktuellen Landesverordnung entspricht… Auf jeden Fall holte ich uns zwei Glühwein und wir stellten uns in gebührendem Abstand zu den anderen auf (es gab zum Glück genug Platz). Ungefähr nach einem Drittel Becher fiel mir wieder ein, dass ich Glühwein eigentlich ja gar nicht so mag, die Kälte begann zu beißen, der Wein wurde lauwarm und wir tranken aus und gingen heim.
Daheim ging es dem Liebsten dann nicht so gut, irgendwie machte ihm sein Bauch zu schaffen. Ich hatte mich eigentlich auf schönes gemeinsames Kochen gefreut, aber so wurde es etwas anstrengend. (Die Tatsache, dass das Bluetooth an meinem Handy seit zwei Tagen spinnt und das Handy große Mühe hatte, sich mit der Box zu verbinden – ganz ehrlich, das Ding scheint gerochen zu haben, dass ich seinen Nachfolger schon bestellt habe – und dass Spotify sich plötzlich nicht mehr an mich erinnern konnte und ich einen neuen Account anlegen musste, half der Atmosphäre kein bisschen.)
Trotzdem am Ende ganz erfolgreiches Kochen (während der Ofenzeit konnte ich sogar eine halbe Stunde auf die Matte: Adriene Tag 23, Deciate, LOL naja eher nicht), und das Resultat war (mal wieder) eine unfassbar leckere Lasagne, mit gerösteten Auberginen und Pilzen und Pesto und überhaupt. Auch der Bauch des Liebsten beruhigte sich wieder… Jeder noch ein Glas Eierlikör und etwas Raumstation, und damit konnte der Urlaub kommen.