Nervtechnik, Samstag 3.9.2022

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Ich hatte nur so halb toll geschlafen, im Zimmer war es recht warm und ich hatte viel wach gelegen, trotzdem wurde ich um kurz nach halb sieben endgültig wach und stand auf. Erst einmal Küche und Wohnzimmer aufräumen, eine Tasse Tee, ein bisschen den Himmel ansehen (graublaue Regenwolken, leicht zerfetzt, die langsam vorangetrieben wurden, hier und dort ein bisschen klares Blau, ein sehr schöner Himmel).
Geruhsamer Morgen mit ausführlicher Zeitung, der Liebste machte uns ein Müsli und später eine Kanne Kaffee. Ich las ein bisschen im Internet durch die Gegend, schaute beim Blog vorbei und stellte fest, wie schon die Tage vorher, dass mal wieder irgendeine Art von Angriff zu laufen schien. Jetzt ist die Webseite und der Blog schon mit einigen Sicherheitsfeatures ausgestattet, aber trotzdem war das Ganze etwas enervierend. Allerdings hatte ich keine richtige Zeit, mich darum zu kümmern, also setzte ich den Liebsten darauf an und ging schnell ins Bad, richtete meine Sachen und radelte los ins Fitnessstudio, wo ich eine Stunde eingeplant hatte.

Ich bin ja noch in der Einsteigerphase und war dementsprechend nicht einfach nur zum Training da, sondern für einen betreuten Einzelstundentermin mit der Therapeutin. (Also nicht Physiotherapeutin, sondern die Sporttherapeutin, die dort das Fitnessstudio betreut und mit mir auch schon die ersten Termine gemacht hatte.) Interessanterweise war wieder außer mir niemand anderes da. Nun ist natürlich immer noch Ferienzeit, außerdem kann man zwar einfach so kommen, aber sicher gibt es auch viele Trainings mit Termin, was das Ganze etwas steuert, und dazu ist das Studio auch nicht so ganz billig, um ehrlich zu sein (nicht überteuert, aber nichts, was man mal eben so bucht.) Trotzdem war ich überrascht, dass die Dreiviertelstunde, die ich da war, tatsächlich niemand sonst dort trainierte, und ich fragte mich, ob das ein schlechtes Zeichen war (so im Sinn von „wissen die anderen alle etwas, was ich nicht weiß?“).
Andererseits war das Training aber wirklich gut (und weniger anstrengend als noch am Mittwoch, wenn auch immer noch anstrengend genug), die Therapeutin schaute ordentlich und erklärte und korrigierte und überhaupt. Am Ende machten wir noch eine Körperfettmessung (*Mantel des Schweigens*) und sie zeigte mir die Schublade mit der Blutdruckmanschette, falls ich regelmäßig messen wolle. (Wie gesagt gesundheitsorientiertes Training.) Das war nun tatsächlich sehr cool, denn regelmäßiges Messen hatte mein Hausarzt mir sowieso empfohlen (einfach prophylaktisch, mein Blutdruck war bisher immer okay), wir haben aber kein Messgerät daheim und irgendwie wollte ich bisher auch keins kaufen. So gesehen ein sehr sinnvolles Zusatzangebot für mich.

Um kurz nach zwölf war ich wieder daheim und berichtete dem Liebsten (er findet die Tatsache komplett gut, dass da so wenig andere Leute sind – die laute, unruhige Atmosphäre beim „normalen“ Fitnessstudio bei uns ums Eck war eine Sache, die uns vor ein paar Jahren beim Testen dort gestört hatte). Er hatte den Vormittag noch ein bisschen mit Sicherheitsbasteln verbracht und ein paar Sachen herausgefunden, unter anderem ein Plugin, dass noch effektiver Brute-Force-Attacken abwehrt. Ich installierte das Plugin bei mir auch mal und stellte ein paar Dinge um, mal schauen.

Dann Mittagessen: Ich machte uns Pasta mit frischen Tomaten (eigene und ein paar Romatomaten, die der Liebste von einer Kollegin mitgebracht hatte), ein paar Kichererbsen, etwas Zwiebeln und Knoblauch und einem Bund Rucola. Sehr einfach, sehr lecker.
Danach ein Espresso, und eigentlich hätten wir dann einen ruhigen Nachmittag haben können, während sich draußen das angekündigte Gewitter entlud (recht zahmes Gewitter, in erster Linie schön gleichmäßiger Regen, was Nina aber nicht davon abhielt, mir im Zehnminutentakt insgesamt sieben Warnmeldungen zu schicken und damit die komplette Funktion der Warnapp obsolet zu machen), wenn nicht der Liebste festgestellt hätte, dass die Rufnummernweiterleitung schon wieder nicht geklappt hatte. Seit Wochen haben wir mit diesem dämlichen Anbieterwechsel zu kämpfen, und jetzt waren wir wieder einmal nicht übers Festnetz erreichbar. Der Liebste rief beim Support an, wurde zunehmend gereizter, und ich zog mich mit Buch aufs Sofa zurück. Irgendwann war das Telefonproblem gelöst (oder zumindest der Lösungsvorgang angeleiert), dafür gab es jetzt auf der neu programmierten Vereins-Homepage ein Problem… Technikmäßig war ein bisschen der Wurm drin an dem Tag. Ich hatte als Plan für den Tag, mein Buch fertigzulesen, da war wenigstens kein Bildschirm involviert.

Gegen vier hatte der Regen aufgehört, also packten wir das Pfandglas zusammen und gingen den Wocheneinkauf machen. Die Sonne blitzte durch die Wolken und es wurde fast ein bisschen schwül, aber insgesamt einfach sehr schönes Spätsommerwetter.
Daheim räumte ich die Sachen weg, während der Liebste zunächst bei der Patientenberatung und dann bei den Schwiegereltern anrief. Das ganze Thema Älterwerden und Pflegesituation und Wohnsituation und Vorsorge und… ist so ein großer Komplex, und wenn dann noch diverse Ängste und kommunikative Schwierigkeiten dazukommen, dann ist das nicht so einfach. Die Patientenberatung berät zu so Sachen wie Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und so, und der Liebste machte mal einen telefonischen Beratungstermin für kommende Woche aus.

Insgesamt war die Stimmung irgendwie angespannt und gestresst, was dazu führte, dass der Liebste ziemlich durchgehend vor sich hin murmelte und schimpfte, was mich wiederum zu nerven begann… ich verschwand also mit Buch zum Kater ins Schlafzimmer (man muss ja auch nicht immer so aufeinander kleben). Dort bis halb sieben, dann kam ich wieder runter, ließ mir vom Liebsten ein paar weitere Sicherheitsfeatures zeigen, die er mittlerweile noch gefunden hatte, und kümmerte mich ums Kochen, ein großer Topf Soljanka (soooo lecker). Jetzt ist wieder die Zeit der Eintöpfe! Ist mir sehr recht.
Um halb acht war das Essen fertig und wir zogen uns mit Suppenschüssel aufs Sofa zurück. Am Laptop wollte das Laufwerk mal wieder nicht, nerv, und der Liebste votierte gegen Blaulichtporno, also gingen wir auf Netflix und sahen die restlichen Folgen der zweiten Staffel von Dream Home Makeover zu Ende. In erster Linie  sah der Liebste, ich las nebenher (meine Augen sind mittlerweile so mies, dass ich mit Brille nicht lesen und ohne Brille nicht fernsehen kann, und ständig auf- und absetzen will ich nicht – also blieb ich beim Buch).
Um halb zehn hatte ich das Buch durch, das hier schon erwähnte Menopause Manifesto von Jen Gunter. Insgesamt sehr gutes und notwendiges Buch, teilweise ein bisschen zu viele medizinische Details (all diese Hormonnamen), die ich vielleicht noch einmal nachschlagen werde, sollte es für mich relevant sein. Ich bereute allerdings ein bisschen, das Buch im englischen Original gelesen zu haben – meine Regel, kein englisches Buch in Übersetzung zu lesen, war hier eher fehl am Platz, weil sie eben stark über die amerikanische Situation schreibt (amerikanische Medikamente, amerikanische Vorschriften und Gesetze…), und sich vieles in Deutschland (Europa, würde ich sagen) doch deutlich anders darstellt. Nun ja. Sollte ich irgendwelche Wechseljahrs-Beschwerden bekommen (bis jetzt keine), dann würde ich sowieso mit meinem Gynäkologen das Thema durchsprechen. Sie hat eine praktische kleine Liste, wie man gute „Health Care Provider“ von schlechten und von Schwurblern unterscheidet, und das kann man auf jeden Fall immer brauchen. (Mein Gyn ist ein guter, denke ich.)