Ich kam ganz gut aus dem Bett und sah als erstes um halb sieben, wie die Müllabfuhr vor dem Haus vorbeifuhr und den Gelben Sack abholte. Ganz schön früh, andererseits wäre Dienstag der Abfuhrtermin gewesen und heute sollte die Restmülltonne geholt werden, so gesehen eher spät. Ich stellte den Restmüll vors Haus (die Stadtwerke haben eine App, die einem die Abfuhrtermine am Tag davor als Push-Nachricht aufs Handy schickt, ohne dieses Gadget würde ich so einen Teil der Alltagsbewältigung wie rechtzeitiges Müll Rausstellen nur unzureichend bewältigen) und ging Dinkel einweichen. Draußen war es gerade mal dämmerig. Im Kühlschrank entdeckte ich einen Joghurt, der seit zweieinhalb Wochen abgelaufen war, so viel zum Thema Alltagsbewältigung.
Etwas Tee, Zeitung, das restliche Brot gab es als Toastbrot, dann eine Blitzdusche und eine zweite Tasse Tee, die ich mit ins Schlafzimmer nahm zum Yogakurs ab acht. (Zwei nach acht, drunter schaffe ich es irgendwie nicht.)
Wie schon am Freitag waren auch dieses Mal wieder ein paar Leute da, wir waren zu sechst und damit eine gute Gruppe. Und guter Kurs, wenn auch mein Arm wirklich massive Rückschritte macht, so fühlt es sich zumindest an. Dafür war aber die Achillessehne friedlich, und ich ignorierte einfach den Rest und war froh, dass ich den Kurs machen konnte. Irgendwie hatte ich eine innere Unruhe, die es mir schwer machte, mich zu konzentrieren und „im Moment“ zu sein. (Was, ganz nebenbei bemerkt, die eigentliche Bedeutung von „achtsam“ ist, dass das Wort mittlerweile so inflationär benutzt wird, wo man eigentlich „aufmerksam“ oder einfach „vorsichtig“ meint, macht mich kirre.)
Nach dem Kurs startete ich erst einmal eine Maschine Wäsche und machte mir eine Kanne Kräutertee, dann war ich ab halb zehn am Schreibtisch. Relativ ruhiger Vormittag, meine Beratungstermine waren nicht gebucht worden, ich konnte also Unterricht vorbereiten und einiges administrativ wegarbeiten – so langsam komme ich gegen die Bugwelle an. (Die zwei harten Wochen mit vielen Prüfungen kommen erst noch.) Zwischendrin schaute ich nach dem Kater, der wieder furchtbar mäkelig mit dem Futter war. Draußen Sonne-Wolken-Mix und ziemlich windig, für den Nachmittag war Gewitter angesagt, noch war es aber recht warm und unangenehm schwül.
Um zwölf machte ich Pause und kümmerte mich um die Wäsche (abhängen, aufhängen, bügeln), dann Mittagessen, ich hatte am Abend davor eine Portion Lasagne aus dem Gefrierschrank geholt, weil ich die Pasta nur für zwei gekocht hatte. (Damit ist nichts mehr eingefroren an fertig gekochten Portionen, ich muss das bei den nächsten Malen Kochen mal einplanen, damit wir so ein bisschen einen Essens-Puffer haben.) Sehr gutes Mittagessen auf jeden Fall.
Der Liebste war morgens mal für eine Viertelstunde in den Schuppen verschwunden und hatte meine Fahrradlampe wieder richtig befestigt (die Halterung war gebrochen und musste ausgetauscht werden). Als ich mich um kurz vor halb zwei aufs Fahrrad setzte, schaute ich mir die Lampe an: Yay, hält wieder bombenfest.
Den Nachmittag über war ich im Büro und arbeitete dort eine ganze Menge Sachen von der Erlediliste weg (unter anderem weil der Kollege da war und ich mit ihm ein paar wichtige Sachen besprechen konnte). Ich war zwar sehr müde, sodass ich mir sogar eine Tasse vom furchtbar sauren Bürokaffee nahm, aber ich kam trotzdem gut voran und war sehr zufrieden am Ende. Das lag vermutlich auch daran, dass ich mir von dem Tag gar nicht so viel erwartet hatte. (Na gut: Einen sehr wichtigen Punkt hatte ich nicht geschafft und auf Donnerstag verschoben. Dafür hatte ich einen Punkt abgehakt, den ich am Dienstag nicht geschafft und auf Mittwoch verschoben hatte. Ich bin also sozusagen einen Tag hinterher, aber da das Deadlines sind, die ich mir selbst gesetzt habe, ist das okay – ich bin nicht so streng mit mir selbst.) Und außerdem: Zehn Minuten Knuddeln mit dem Babyhund waren auch drin gewesen. Hihi.
Um halb sechs schloss ich die Arbeit ab, zog mir Sportkleider an und radelte zur Physiopraxis ins Fitnessstudio. Dort war ich mal wieder allein, es war auch kein Therapeut da – das war mir ja angekündigt worden, dass ich gern zum Trainieren kommen könne, aber die Therapeuten in Behandlung seien und keiner im Trainingsraum für Fragen da wäre. Ich war etwas unsicher, ob es mit den Geräten und dem Einloggen (es ist ein EGYM-Studio, man muss sich also mit einem Chip einloggen, auf dem dann die individuellen Parameter gespeichert sind) klappen würde, aber das war tatsächlich kein Problem.
Und außerdem, siehe da: Ich war nur die erste Viertelstunde allein, dann kamen andere Leute zum Trainieren, am Ende waren wir zu viert. Das fühlte sich tatsächlich gut an (nicht zu voll, aber halt auch nicht allein). Und als mich ein Mit-Trainierender (nur Männer außer mir btw, aber das war wohl Zufall) noch ansprach und fragte, warum hier heute keine Betreuung sei, und ich eben von dem Anruf und der wegen Krankheit ausgefallenen Sportbetreuerin erzählen konnte, da fühlte ich mich fast wie eine alte Häsin.
Um halb sieben war ich mit dem Training fertig und radelte heim. Da das alles so nah beieinander ist (ich war in vier Minuten zu Hause), passt das tatsächlich ziemlich gut nach der Arbeit, zumindest wenn ich keinen Abendkurs habe.
Daheim goss ich erst einmal die Hortensie – es hat zwar immer wieder mal geregnet die letzten Tage, aber sie ließ trotzdem die Blätter hängen (sie bekommt unter dem Flieder wenig Wasser ab, und Hortensien sind ja durstig). Zwei Minuten nach mir kam der Liebste nach Hause, wie abgesprochen.
Gemeinsames Kochen: Wir kochten den eingeweichten Dinkel, dazu Lauch, Zwiebeln, Pilze, das kam dann alles zusammen in die Pfanne und wurde ein bisschen angeschmort. Da der Dinkel recht lang brauchte (und wir noch Gemüse übrig hatten), gab es einen Salat vorneweg: Der Liebste probierte eine Messerscheibe der neuen Küchenmaschine aus und hobelte rote Bete und Gurke zusammen (ging gut, nur dass man den Einfüllstutzen sehr vorsichtig öffnen sollte, während die rote Bete geraspelt wird, außer man möchte hinterher die Küche streichen). Dann eben Dinkelpfanne mit ein paar Nüssen und einem Klecks Kokosjoghurt, der übrigens doch nicht abgelaufen war: Ich hatte auf dem Ablaufdatum die 9 für eine 8 gehalten. Ich brauche dringend eine neue Brille.
Und dann ein bisschen Sofazeit: Zuerst Blaulichtporno (die gestern abgebrochene Folge zu Ende), und weil der Liebste dann intervenierte (er findet das irgendwann langweilig, wie kann man nur), schauten wir bei Netflix vorbei und landeten schließlich bei The Secret Life of Our Pets. Ganz nett, aber so richtig vom Hocker riss es mich nicht. Vor allem weil ich es nicht so super-niedlich finde, wenn jemand seinem Kaninchen lustige Tricks beibringt, aber das Tier halt in Einzelhaltung gehalten wird, oder jemand mit seinem Border Collie Base Jumping am Fallschirm macht, „weil der Hund mir so sehr vertraut“ (hat da jemand mal den Hund gefragt). Und die ganzen „lustig“ sprechenden und tanzenden Papageien und Sittiche: Du siehst ein witziges Tiktok-Phänomen, ich sehe eine Verhaltensstörung. Also vielleicht doch eher nicht meine Serie.