Hab’ uns lieb – Freitag 11.11.2022

Puh, was für eine Nacht. Der Kater, absolut NICHT amüsiert über das Drinnenbleiben, stattete uns, ach keine Ahnung, ich zählte mindestens fünf Mal, einen Besuch im Schlafzimmer ab, mit steigender Dringlichkeit, und sprang über Sessel, Betten und Gesichter. Vermutlich musste er Pipi. Wir haben natürlich zwei Katzenklos im Haus, und am Morgen sah ich dann, dass er auch eins davon brav benutzt hatte, aber nicht ohne vorher ordentlich Rabatz zu machen und seiner Unzufriedenheit lautstark Ausdruck zu verleihen. Ich konnte wenigstens noch ein paar Stunden schlafen (und träumte von Katzen, logisch), am Morgen war ich aber alles andere als wach. Und das Drama ging natürlich weiter, denn erstens durfte der Kater IMMER NOCH NICHT wieder raus, und zweitens musste er ja nüchtern sein, bekam also auch kein Futter. Extremstes Unverständnis beim Tier. Das nächste Mal machen wir einen Tierarztbesuch morgens um halb sieben aus.

Nun ja, wir hielten auf jeden Fall zwei Stunden lang das zunehmend gestresstere Gemaunze aus (redeten dem Kater gut zu, keine Ahnung, ob das die richtige Strategie war), dann ging ich duschen und war ab acht im Arbeitszimmer, weil wir ein frühes Meeting hatten. Der Liebste kümmerte sich um den Tierarztbesuch allein, um kurz nach acht hörte ich also, wie er das Auto holte, den Kater in die Box packte und verschwand. Sehr große Nervosität auf meiner Seite. Ich hatte den Tierarztbesuch die letzten Tage mehr oder weniger verdrängt, weil ich jedes Mal einen Knoten im Magen hatte, wenn ich daran dachte, aber jetzt war es halt akut und im Vordergrund, und so saß ich im Meeting und starrte auf mein Handy, in der Hoffnung auf keine schlechten Nachrichten. (Es war ja „nur“ Zahnsteinentfernung, aber trotzdem.)
Nach dem Meeting gleich Unterricht und eine Beratung, um halb elf war ich endlich mit der Terminschlange durch und der Liebste mittlerweile längst wieder daheim. Er hatte den Kater nur abgegeben und war wieder gefahren, denn es sollte ja eine Vollnarkose gemacht werden und das würde alles ein bisschen dauern. Vor der Vollnarkose wurde noch das Herz geschallt und wenn es da Probleme gegeben hätte, hätten wir es schon gehört, so die Logik – no news is good news und so. Um die Mittagszeit würden sie sich melden, dann könnten wir das Tier abholen.

Ich arbeitete noch ein bisschen weiter bis zwölf, dann machte ich uns frische Nudeln zum Mittagessen und die zweite Hälfte der Pastasauce heiß. Der Liebste brachte währenddessen das Auto weg, weil die Buchung auslief (er hatte ursprünglich gedacht, er könnte den Kater schon gegen elf wieder holen, aber da es jetzt mittags wurde, buchte er ein Anschlussfahrzeug), und natürlich klingelte, kaum war er zwei Minuten aus dem Haus, das Telefon und die Tierarztpraxis war dran. Alles gut gegangen mit dem Tier, er war schon wieder wach und konnte abgeholt werden. Da fiel mir dann schon ein kleiner Stein vom Herzen. Aber nur einer von zwei Steinen, denn die eine Sorge war ja, wie ergeht es dem Kater in Narkose, und die zweite: Wird er uns nach Einsperren und Futterverweigerung und in-die-Box-Stopfen noch lieb haben? Und das war ja noch nicht raus.

Der Liebste fuhr nach dem Mittagessen also los und holte den Kater. Ich hatte eigentlich erwartet, dass er nach der Narkose ein bisschen benommen oder schläfrig wäre, aber von wegen, er war sehr aufgeregt, sehr aktiv, marschierte durchs Haus und stürzte sich sofort auf die kleine Futterportion, die wir ihm hinstellen durften. Das arme Tier war offensichtlich halb verhungert, also zumindest gefühlt. Der Liebste ließ ihn dann in den Garten (sollten wir eigentlich nicht, wir hätten ihn noch den Tag über eingesperrt lassen müssen, aber das ging echt nicht), er ging mit und schaute ein bisschen und ich ging in meinen Nachmittagskurs.

Der Kurs lief ganz okay, er war recht anstrengend (wir hatten viel an Übungen zu besprechen, immer etwas zäh, dann war das Internet bei einigen Leuten – bei mir zum Glück nicht – recht ruckelig, und außerdem war ich ja eh völlig übermüdet). Zwischendrin schaute ich nach dem Kater, der sich im Garten aufhielt und dort einigermaßen zur Ruhe zu kommen schien. Gegen drei kam er nochmal kurz rein (…schau mal Kater, Klappe ist wieder offen, alles gut) und ließ sich noch eine zweite Portion Futter geben, ansonsten blieb er draußen. Das mit dem Liebhaben war also noch nicht so ganz geklärt.

Nach dem Kurs packte ich meine Sachen, radelte los zum Yogakurs und war sehr pünktlich da. Eine kleine Gruppe mit nur vier Leuten, wir wären noch etwas mehr gewesen, wenn die Zuschaltung über Zoom geklappt hätte, denn dort waren auch ein paar Leute, die von daheim mitüben wollten, aber nach fünf Minuten schmierte das Programm ab – vermutlich lag das aber am Norton, der irgendetwas blockierte (nimm ein Virenschutzprogramm und du brauchst kein Virus mehr, sag ich ja immer). Nun ja. Guter Kurs auf jeden Fall, und wie so oft ging es wieder deutlich besser als am Mittwoch mit dem Arm und allem. Aber Jungejunge, bin ich verspannt. Noch drei vollgepackte Stresswochen. Mal sehen, ob ich mich danach dann noch bewegen kann.

Daheim lief mir der Kater auf dem Bürgersteig über den Weg (er sollte doch im Garten bleiben, alles andere war eigentlich zu gefährlich nach der Narkose, aber das war ihm halt egal und er war tatsächlich auch wieder sehr fit). Er kam mit mir ins Haus und gulpte noch ein paar Happen Futter (WER WEISS WANN ES IN DIESEM HAUSHALT WIEDER ETWAS GIBT), marschierte dann aber wieder nach draußen und blieb auch dort. Aber immerhin schnurrte er und gab Köpfchen und schien uns so einigermaßen verziehen zu haben. Übrigens berichtete der Liebste mir, dass die Tierarztpraxis noch einmal angerufen und sich erkundigt hatte, wie es dem Kater jetzt ging. Das war schon sehr cool, ich war ganz erstaunt. Ich denke, wir haben endlich wieder eine Tierarztpraxis gefunden, wo wir uns gut aufgehoben fühlen und wo der Kater ordentlich behandelt wird und nicht mit pseudomedizinischem esoterischem Geschwurbel.

Ich legte mich für den Rest des Abends aufs Sofa, bei mir war so richtig die Luft raus. Eigentlich hatten wir Chana Dhal zum Abendessen geplant, aber die halbierten Kichererbsen hätte man vorher einweichen müssen, daran hatte ich nicht gedacht, der Liebste sowieso nicht (der Wochenplan ist ja eher mein Metier). Er improvisierte deshalb eine Rumfort-Pasta mit Räuchertofu, Kohlrabi, Karotten, Tomaten, das passte alles sehr gut.
Als Abendunterhaltung waren wir ein bisschen unschlüssig: Der Liebste wollte kein Blaulichtporno (wie kann man nur), und Atlantis ging gerade nicht, weil wir nicht auf unsere externe Festplatte zugreifen konnten aus mir nicht ganz verständlichen Gründen. Ich loggte mich etwas halbherzig bei Amazon Prime ein, dort wurde mir Despicable Me vorgeschlagen – und sieh an, ich mag ja gezeichnete Bildchen und hatte den Film damals nicht gesehen. Das wurde dann unser Programm für den Abend, und das war eine sehr gute Idee.