Natürlich früh wach, wir blieben aber noch ein bisschen länger liegen und standen erst um halb acht auf (in erster Linie, weil da ein wirklich sehr beleidigt miauender Kater ins Schlafzimmer kam). Am liebsten wäre ich liegen geblieben, bis draußen die Sonne aufging, aber da hätte ich wohl lang warten können mitten im Winter und bei Regenwetter. Also machten wir es halt drinnen hell.
Ich dachte noch etwas über den Krimi nach, den ich am Freitag ausgelesen hatte (was lese ich jetzt, was jetzt, was jetzt?) und außerdem über meine Haare: natürlich immer noch schön kurz, aber leider nicht mehr so richtig fluffig geföhnt wie direkt nach dem Friseurbesuch, sondern durch die Nacht ziemlich plattgelegen. Es wäre schon schön, wenn man das Haargefühl nach dem Friseur noch für einen Tag weiter retten könnte. Leider kann ich mir selbst die Haare nie so auf Volumen föhnen, wie die Friseurin das hinbekommt, sodass Haare waschen da auch nicht hilft. (Und um mir diese Fähigkeit wirklich richtig anzueignen, dafür ist es mir nicht wichtig genug.)
Auf jeden Fall: Jetzt richtig Urlaub, auch der Liebste, und außerdem Weihnachten. Für mich bedeutete das ja in erster Linie drei Tage nicht einkaufen gehen, alles hat zu und man muss sich ein bisschen daheim beschäftigen, viel lesen, viel Bildschirmzeit, viel kochen und essen. Wie ein besonders ausgedehnter Sonntag halt. Da Sonntag ja absolut nicht mein liebster Tag der Woche ist, stand ich dem ganzen Prozedere etwas ambivalent gegenüber, aber wir hatten ja schon ein paar Dinge geplant.
Zunächst einmal üppiges englisches Frühstück, mit frisch gebackenen Brot (das war dieses Mal ausgesprochen gut gelungen, ohne mich selbst loben zu wollen), ein bisschen Schreiben, die letzten Adventskalendersachen, eine schnelle Dusche und um zehn aus dem Haus: Wir fuhren, seit Wochen endlich einmal wieder, in die Nachbarstadt zum Friedhof.
Dort war es zwar immer ein bisschen kälter als bei uns, aber es war insgesamt ja (pünktlich zu Weihnachten) so warm geworden, dass kein Schnee mehr lag. Die meisten eingepflanzten Sachen waren im Eimer und sahen ziemlich traurig aus. Wir räumten großzügig ab, schnitten die Stauden zurück und ließen nur ein paar Primeln, Christrosen und sonstige Gewächse stehen (eine Hortensie, ein Zwergginkgo). Dadurch waren die Gräber zwar recht leer, aber sahen wieder ordentlich aus, wartend auf die Frühjahrsbepflanzung. Wir verteilten ein paar Weihnachtskugeln als Dekoration und waren mit dem Ergebnis ganz zufrieden.
Am Ende machte ich noch das lederne Armband ab, das die Verlobte meines Bruders bei seiner Beerdigung ans Holzkreuz gehängt hatte. Als wir das Kreuz durch einen Stein ersetzten, hatte ich es an einen Ginkgozweig gehängt. Mittlerweile war es mit grünem Moos überzogen und löste sich mehr oder weniger auf, als ich es berührte, fiel es von selbst ab. Ich vergrub es unterhalb des Grabsteins (keine Ahnung, wie schnell sich so ein Lederarmband zersetzt, aber es wird schon funktionieren).
Damit war sozusagen der Familienbesuch für den Tag erledigt und wir waren auch schon an der frischen Luft gewesen und hatten uns ein bisschen bewegt. Wieder daheim machten wir die zweite Hälfte der Pizza warm, ich machte uns danach noch einen Nachtisch aus Sojaquark, Ahornsirup und einer halben Packung Himbeeren. Und dann Sofa, Kaffee und ein neues Buch.
Wir hatten über einen Spaziergang nachgedacht (draußen kam irgendwann am Nachmittag sogar mal die Sonne raus), aber so richtig Lust hatten wir dazu nicht. Stattdessen legte ich gegen fünf mein Buch zur Seite und machte ein bisschen Hausputz. Eine Stunde später waren Duschvorhang und Badezimmerteppich gewaschen und aufgehängt, die Hälfte der gewaschenen Wäsche abgehängt und in allen drei Räumen im oberen Stockwerk Staub gewischt, Badewanne, Toilette und Waschbecken geputzt, durchgefegt und Böden nass gewischt. Die letzten Wochen waren wir etwas nachlässig mit dem Putzen gewesen, und ich sag mal so: Man konnte SEHR deutlich sehen, dass das Putzen dringend nötig war.
Danach gemeinsames Kochen, wir machten, traditionell für Heiligabend, Linsen und Spätzle. (Also traditionell bei uns.) Eigentlich machte der Liebste, ich reichte ihm Gewürze an, spülte Bretter ab und schenkte uns ein Weihnachtsbier zum Kochen ein. Als Spätzle hatte ich tatsächlich im Alnatura frische, vegane Spätzle im Kühlregal gefunden, die sich als sehr gute Wahl erwiesen. Laut Packungsbeilage hätte man sie eigentlich mit etwas Öl in der Pfanne anbraten sollen, wir ließen sie stattdessen 3 Minuten in heißem Salzwasser ziehen, das funktionierte auch prima.
Dann also ein wunderbares Abendessen, dazu ein Glas Bardolino, anschließend eine Packung Dominosteine. Ich hatte über irgendetwas „Besonderes“ zu Weihnachten nachgedacht (Die Hard oder so), aber irgendwie hatten wir beide darauf keine Lust – wir können Weihnachtsgedöns ja generell nur in sehr gemäßigten Dosen ertragen – also entschieden wir uns einfach für Castle für den Rest des Abends.
Um halb zehn gingen wir nach oben, ich vergrub mich unter der Decke und las in anderthalb Stunden das morgens angefangene Buch zu Ende. Das war schon sehr, sehr cool: Erstens hatte ich damit, nach dem schwierigen Lesejahr 2021, die Quote gelesener Bücher von 2020 wieder erreicht (…und es sind ja noch ein paar Tage bis Jahresende), und zweitens hatte ich seit Ewigkeiten wieder einmal ein Buch an einem Tag durchgelesen. Zugegeben kein sonderlich dickes Buch, und leicht lesbar geschrieben (Der Sommer meiner Mutter von Ulrich Woelk), aber trotzdem, sehr schön. Und im Übrigen kein Krimi, das nur nebenbei.