Um vier aufgewacht und glockenwach gewesen, sodass ich erst ziemlich sicher war, ich hätte ausgeschlafen und die Nacht wäre vorbei. Erst als der Liebste völlig entnervt auf die Uhr sah (er war genauso wach wie ich), verstand ich, dass das unglaublich helle Licht draußen der Vollmond und es vermutlich keine gute Idee war, jetzt schon aufzustehen. Der Liebste sah das anders, er wollte sich nicht herumwälzen und ging nach unten, und ich schlief tatsächlich noch einmal ein bis sechs. Dann stand ich auf und war einigermaßen wach und der Kreislauf war auch okay.
Freuden des Alterns.
Ruhiger Morgen mit viel Tee und Laptop-Lesezeit (nachdem ich zweimal an der Haustür war und mich gewundert hatte, dass die Zeitung immer noch nicht da ist – leicht verzögertes Gehirn). Apropos verzögertes Gehirn: Am Tag davor hatte ich ganz superschlau morgens die Waschmaschine befüllt und mit dem Timer so eingestellt, dass sie zum Feierabend fertig war – und dann prompt abends kreislaufgeschwächt vergessen. Mir fiel es erst direkt nach dem Aufstehen ein, der Liebste hatte aber zum Glück eine Stunde früher dran gedacht und sich um fünf mit Abhängen, Aufhängen und Bügeln beschäftigt. Hoffentlich hat die Nacht in der Maschine der Wäsche nichts ausgemacht.
Zum Frühstück das restliche Brot getoastet, ich machte mir dazu eine Avocado aufs Brot, beim Einkaufen am Dienstag hatte ich Avocado aus Europa gesehen und spontan eine mitgenommen (seit, ich habe nachgesehen, knapp einem Jahr das erste Mal). Da der Liebste keine Avocado isst, aß ich sie komplett allein, was für ein Frühstück etwas viel war (eigentlich hätte man sie gut auf zweimal essen können, aber wir hatten dann ja kein Brot mehr). Aber lecker. Dazu etwas Kaffee, wir haben einen neuen Pulverkaffee (der hätte eigentlich in die Ukraine-Carepakete kommen sollen, aber mir fiel daheim auf, dass die Verpackung Glas ist und kein Plastik, und Glas darf nicht rein). Der Kaffee ist geschmacklich eigentlich ganz okay, nur flockt die momentane Milch (Alnatura Barista Erbse) darin aus. Wir werden es mit Hafermilch noch einmal probieren.
Der Vormittag verging mit viel lesen und viel Internet. Ich stolperte unter anderem über dieses großartige Video aus den Sechzigern von Adriano Celentano. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Konzert zu dieser Zeit in Deutschland ähnlich ausgesehen hätte.
Gegen zwölf ging ich duschen, dann Mittagessen mit restlichem Kürbiscurry (immer noch sehr lecker, aber mir ging es so wie meistens mit Kürbis: hatte ich jetzt zweimal, brauche ich bis November dann nicht mehr, danke), und danach verzog ich mich unter die Decke aufs Sofa, der Kater legte sich zu mir und ich las die nächsten drei Stunden mein Buch zu Ende.
Das Buch: Weltuntergang fällt aus von Jan Hegenberg (von seinem Graslutscher-Blog bekannt). Anfangs war ich nicht ganz so sicher, wie mir das Buch zusagen würde, ich hatte die Sorge, dass mir der spaßige Tonfall irgendwann auf den Keks gehen würde. Das war aber nicht so, im Gegenteil – es war ausgesprochen erfrischend, zum Thema Klimakatastrophe mal etwas zu lesen, was extrem faktenbasiert und optimistisch ist. Ich lernte viel und eine ganze Menge Fragezeichen in meinem Kopf lösten sich auf. Das bedeutet jetzt nicht, dass ich den gleichen Optimismus teile (ja, es ist technisch möglich, das Ruder noch herumzureißen – das ist ja schon einmal eine sehr gute Nachricht – aber ich fürchte, es ist politisch nicht gewollt, wir sind als Gesellschaft zu träge und zu sehr mit uns selbst beschäftigt). Ich lasse mich aber gern (sehr gern) eines Besseren belehren, und für das Buch: Auf jeden Fall unbedingte Leseempfehlung.
Der Liebste hatte währenddessen schon mit Putzen angefangen und war gerade im Erdgeschoss beim Wischen. Ich schloss mich ihm an und putzte das obere Stockwerk gründlich durch. Am Sonntag werden wir nicht dazu kommen, so kann es jetzt erst einmal bis zum nächsten Wochenende bleiben. Ich sortierte noch die Wäsche und startete eine Maschine, und dann begann ich mit Kochen, während der Liebste zu den Nachbarn ging und wegen des Katers ein paar Details absprach (und danach Wäsche aufhängte).
Zum Essen machten wir einen großen Topf Pasta e Fagioli, eigentlich wäre es nur für den Abend gewesen, aber das war etwas zu viel – wir hatten nämlich noch Grießpudding zum Nachtisch, der Liebste hatte mittags eine Portion gekocht. (Klar: Weizengrieß steht auf der Liste.) Wir waren also reichlich gesättigt, alles sehr lecker.
Dann ein bisschen Castle, aber vorher holte sich der Liebste Skalpell und Pinzette und operierte an seinem rechten Daumen herum. Er hatte sich vor ungefähr einer Woche beim Dachboden-Dämmen nämlich einen Spreißel oder sonst einen Fremdkörper unters Nagelbett gerammt, und mittlerweile war der Finger rot, angeschwollen und druckempfindlich. Nach etwas Herumgefummel hatte er den Fremdkörper herausoperiert und die Stelle einigermaßen gereinigt. Etwas Branntwein auf die Stelle (beziehungsweise Arnikatinktur, die aber vermutlich auch ordentlich Alkohol enthält), und schon hatte er sich den Hausarzt gespart. Sehr praktisch.