Ganz gute Nacht für mich, weniger gut für den Liebsten, der mitten in der Nacht aufstand, weil er nicht mehr schlafen konnte wegen Kopfschmerzen und laufender Nase und allgemeinem Unwohlsein. Da wieder ein Prüfungstag wartete, hatte ich allerdings wenig Zeit fürs Kümmern, ich bemitleidete ein wenig, schaute nach dem Kater, warf einen Blick ins Internet, trank meinen Tee aus und verschwand dann schon ins Bad, für eine Blitzdusche. Der Liebste kam kurz darauf, machte aber langsam, kein sehr früher Termin bei ihm. Ich machte mir ein Brot mit Erdnussbutter zum Mitnehmen und ging um Viertel vor acht aus dem Haus.
Nicht nur war an dem Tag eine Prüfung, ich hatte auch noch ein Meeting am Vormittag und war den ganzen Nachmittag in einem Kurs: Der Tag war vollgepackt. Für die Prüfung hatte ich Unterstützung bei der Aufsicht, aber trotzdem war ich eben verantwortlich und musste noch einiges abdecken.
Zunächst einmal die Prüfungsräume vorbereiten und kurz mit der Kollegin sprechen (die ein paar – private – gute Neuigkeiten hatte, auch schön, wenn es mal was Positives ist), dann die Prüfungsteilnehmenden begrüßen, Identitätskontrolle und so. Alle pünktlich, alle gut drauf, alles prima, um neun startete die Prüfung und ich konnte in mein Büro verschwinden.
Ein Meeting am Vormittag, bei dem es um die Preisgestaltung ging, was ausgesprochen wichtig und sehr effektiv war. Ich klopfte mir auf die Schulter dafür, dass ich beim letzten Termin zu diesem Thema eine Excel-Tabelle gemacht und sämtliche Felder mit den dementsprechenden Formeln hinterlegt hatte. Und dann Unterrichtsvorbereitung plus Prüfungsorga plus administrative Sachen, ich fand es eine ziemliche Jonglage aus mehreren Dingen parallel und war irgendwann ganz schön durch. Was aber sehr schön war: Eine Person, die wir über Monate hinweg als Team begleitet und online geschult haben, hat jetzt endlich ihr Visum bekommen. Und so konnten wir sie, nachdem wir sie monatelang immer nur auf dem Bildschirm gesehen hatten, jetzt endlich in real begrüßen. Ausgesprochen schön.
Gegen halb eins wurde es etwas ruhiger, die Leute gingen in die mündliche Prüfung und ich konnte eine kleine Mittagspause machen (zweite Hälfte Nudelsalat, immer noch sehr gut und gar nicht trocken – der Liebste hatte einen Kohlrabi reingewürfelt, prima Idee). Ab halb zwei dann der Kurs, und das war schon etwas Besonderes: Denn nach fast exakt drei Jahren unterrichtete ich das erste Mal wieder eine Gruppe als Präsenzkurs, so richtig mit Whiteboard und Ausdrucken und so. Die Vorbereitung war ausgesprochen ungewohnt gewesen, aber das Unterrichten vor Ort machte dann schon sehr viel Spaß. So gern ich auch online unterrichte, wenn die Leute alle körperlich anwesend sind, kann ich mit der Gruppe einfach besser Kontakt aufnehmen, ich kriege direkteres Feedback. Der ganze nonverbale Bereich kommt dazu. Ganz zu schweigen davon, dass ich herumlaufen und stehen und mich bewegen kann. Ich wollte allerdings unser ganzes schönes Online-Material trotzdem nicht ungenutzt lassen und hatte deshalb Laptops aufgebaut (und die Leute hatten teilweise auch selbst Laptops dabei), dafür reichte mir am Ende aber die Zeit nicht mehr. Aber egal, ich glaube, die Kombination aus digitalen Medien und Präsenz kann gut werden.
Nach dem Kurs (um fünf) noch etwas Nachbereitung, eine Übergabe an den Kollegen, ein paar Sachen wegräumen, und dann machte ich mich an die Nachbearbeitung der Prüfung. Das war nämlich das eigentliche Problem meiner Zeitplanung: Dadurch, dass ich den ganzen Nachmittag unterrichtet hatte, war natürlich alles Prüfungsmaterial liegen geblieben. Von dem üblichen Tagesgeschäft, Mailbox und so weiter, ganz zu schweigen. Immerhin waren nicht mehr so viele Leute da, ich konnte in Ruhe arbeiten. Um halb acht war ich fertig.
Daheim traf ich den Liebsten in eher schlechter Stimmung an: Er hatte mit den (Schwieger-)Eltern telefoniert und nicht so gute Nachrichten. Die Hintergründe waren nicht so ganz klar, aber es stand im Raum, dass sich die beiden unter Umständen von irgendwelchen zwielichtigen Leuten über den Tisch hatten ziehen lassen, irgendwelche Menschen, die den katastrophalen Handwerkermangel ausnutzten und merkwürdige Geschäfte anboten. Was in Anbetracht der Tatsache, dass hier ein Zimmermann im Haus wohnt, schon ein bisschen ärgerlich ist. Klar, der ist hier und nicht am Bodensee, aber er würde ja problemlos runterfahren. Aber sie wollten ihn halt nicht stören und es selbst erledigen. Was ich irgendwie auch nachvollziehen kann: Der Verlust der eigenen Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit, wenn man älter wird, ist sicher nicht so einfach zu akzeptieren, da versucht man es lieber so lang wie möglich selbst. Nun ja. Der Liebste schimpfte auf jeden Fall ein bisschen und buchte dann ein Auto, um am Wochenende hinzufahren und mal nach dem Rechten zu sehen (vielleicht ist ja auch gar nichts passiert, es war wie gesagt nicht so klar). Natürlich alles ausgerechnet an einem Wochenende, an dem wir private Termine haben, logisch.
Auf jeden Fall hatte er wegen all des Theaters und diverser Telefongespräche noch nicht gekocht. (Wenigstens war sein Kopfweh weg, hurra.) Wir machten also einen Topf Bolognesesauce mit geschredderten Pilzen und Walnüssen (es hätten auch noch Linsen reingehört, die ließen wir aber weg) und hatten dann wunderbare Spaghetti und ein bisschen Castle für den Abend. Eigentlich hatte ich mit S in Berlin einen Telefonabend ausgemacht, ich schrieb ihm aber und verschob den Anruf auf irgendwann später am Wochenende. (…S ist übrigens der vermutlich letzte Mensch auf der Welt, dem man einen Termin für den gleichen Abend per E-Mail absagen kann und 20 Minuten später – per E-Mail – eine Antwort bekommt, es gibt kaum jemanden, der sich mehr mit Händen und Füßen gegen die Handy-Chat-Kommunikation wehrt. Und das sage ich als WhatsApp-Verweigerin. Sehr lustig das.)