Erholung – Samstag 25.2.2023

  • Beitrags-Kategorie:Lesen / Tagebuch

Um Viertel nach sieben aufgewacht mit einem blöden belegten Hals und genauso blöden Kopf- und Gliederschmerzen. Damit war das Samstagsprogramm schon ziemlich klar skizziert (Sofa, Tee, Decke, Buch, kein Sport). Ich hoffte bloß, dass ich nicht „richtig“ krank wurde und in der nächsten Woche arbeiten konnte, wegen Kairo und so. So einen wirklichen Plan B würde es da nämlich nicht geben, wenn ich ausfallen würde.
Auf jeden Fall ruhiger Morgen, der Liebste machte uns ein Porridge, wir machten etwas Zeitungsrätsel, ich las mich ein bisschen durchs Internet und tippte endlich einmal wieder (schon ewig nicht mehr gemacht) ein paar VF&L-Rezepte in die Datenbank. Ich war bei Heft März/22 (später am Tag war dann Heft März/23 im Briefkasten, ich bin ein ganz kleines bisschen hintendran).  Wir packten eine Comazo-Bestellung aus, die am Mittwoch schon gekommen war (aber keine Zeit bis Samstag zum Auspacken), ein paar T-Shirts und Socken, ich schrieb ein bisschen und schließlich zog ich mich aufs Sofa zurück und las.

Gegen eins Mittagessen: Da wir nichts Gekochtes vom Vortag übrig hatten, machten wir zwei große Schüsseln mit Feldsalat und Rotkrautsalat, und anschließend hatten wir den halben Hefezopf, den wir am Morgen aus dem Gefrierschrank geholt hatten (vom letzten Wochenende), mit etwas Kaffee. Und dazu las ich mein Buch zu Ende.
Das Buch: Männer in Kamelhaarmänteln von Elke Heidenreich. Ein Buch von einer mittlerweile alten Frau, die, selbst wohl nicht zur Literatin taugend, zur Literaturkritikerin geworden war, man kennt den Typus. Und dann auch noch Kurzgeschichten (ächz) über Kleider (…seriously). Ich hätte mir das Buch nie gekauft, war ehrlich gesagt überrascht, dass es auf der Spiegel-Bestsellerliste gelandet war (aber klar, der ganze „Literaturpäpstin“-Quatsch). Und dann hatte ich es von der Schwiegermutter geschenkt bekommen, und weil ich mit Eco steckengeblieben war und nicht so recht wusste, was jetzt, hatte ich es halt in die Hand genommen. Und war zu meiner Überraschung sehr angetan davon.
Erstens schreibt Heidenreich ausgesprochen gut: Mit leichter Hand, skizzenartig Szenen, Stimmungen, Charaktere hingeworfen, ohne anstrengende Versuche von Literarizität oder Vielschichtigkeit. Erstaunlich humorvoll. Dann die Kürze der Kapitel: Kürzeste Kurzgeschichten, oft nur Augenblicke, Begegnungen, Ausschnitte, festgemacht an Kleidern, aber ohne die Kleidung zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen oder sie mit alberner Doppeldeutigkeit aufzuladen. Und dann so viele Beschreibungen, so viele Erinnerungen (das Buch ist stark autobiographisch), die mir beinah vertraut waren, nicht ganz meine, aber auch nicht fremd, und mir wurde bald klar, warum: Nicht nur beschreibt Heidenreich die Bundesrepublik der 70er, 80er, 90er, Nuller Jahre, also Jahrzehnte, an die ich eigene Erinnerungen habe, sondern auch die Zeit davor knüpft an die Lebenszeit meiner Mutter an – sie sind beide Jahrgang 1943, Heidenreich wird dieses Jahr 80. Insgesamt ein ausgesprochen großes Vergnügen zu lesen, ich war sehr angenehm überrascht.

Kleiner Mittagsschlaf auf dem Sofa, ich fühlte mich immer noch etwa malade, aber das Nichtstun tat mir gut (und außerdem nahm ich nach dem Mittagessen eine Ibu). Gegen vier eine kurze Dusche (wieder aufwärmen, es war kalt im Haus, ich fror trotz Wolldecke, vermutlich der Kreislauf), dann gingen wir für den Wocheneinkauf aus dem Haus zu Alnatura und dm. Ich trug durchgehend Maske, auch wenn ich nicht glaubte, dass ich eine Corona-Infektion hatte (dafür ging es mir viel zu gut), wollte ich doch niemanden mit sonstigen Erkältungsviren anstecken.
Daheim räumte ich die Sachen aus, und das war dann plötzlich so anstrengend, dass ich mich wieder hinlegen musste. Vielleicht doch ein bisschen krank. Das hielt mich aber nicht davon ab, ein neues Buch anzufangen und bis halb sieben zu lesen. Harhar.

Am Abend fühlte ich mich deutlich besser – vielleicht (vermutlich) war das ganze Krankheitsgefühl zu einem nicht unbeträchtlichen Anteil Erschöpfung nach der vollen Woche. Ich kümmerte mich also allein ums Kochen und machte einen großen Topf Pastasauce mit roten Linsen, schwarzen Bohnen, Suppengemüse, etwas Weißwein (die letzte Flasche, die noch von vor der Fastenzeit angebrochen im Kühlschrank stand), einem Glas Tomaten und jeder Menge Gewürze. Das ganz sollte eine Art Bolognese-Variante sein, daran erinnerte es durch die Bohnen eher weniger, aber lecker war es. Dazu Spaghetti. Als Abendunterhaltung zwei Folgen Castle und ein bisschen Himbeerquark, und um halb zehn hoch ins Bett, früh schlafen und so. Nur dass ich mich an meinem neuen Buch festhakte und erst nach anderthalb Stunden das Licht ausmachte. War aber egal, es fühlte sich genau richtig entspannend an.