Ganz gute Nacht, trotzdem morgens zweimal snoozen, ich stand erst um Viertel vor sieben auf. Keine Ahnung, was mich so müde machte. Im Garten hatte es wieder gefroren, die Magnolie der Nachbarn war schon am Ende mit komplett braunen Blüten (nach drei oder vier Tagen, das muss ein Rekord sein). Ich war froh, nicht schon um acht mit der Arbeit beginnen zu müssen und ein kleines bisschen langsamer in den Tag zu starten. Mehr oder weniger.
Zum Frühstück machte der Liebste uns seit Ewigkeiten wieder einmal einen Smoothie (wir hatten noch vom Vortag frischen Spinat übrig), um neun gingen wir aus dem Haus und holten noch ein bisschen Backwerk beim Viertel-Lieblingsbäcker (er hat donnerstags wieder offen!!). Der Liebste bog ab und ging wieder zurück ins Home Office, ich ging weiter ins Büro. Arbeitsstart um halb zehn (spät, aber in Anbetracht der vielen Abendtermine ohne schlechtes Gewissen).
Ein Blick in die Mails mit zwei Brötchen nebenher (nichts Wichtiges angekommen seit gestern Abend), etwas Korrekturen, dann ein Einzelunterricht ab zehn. Eigentlich bis elf, aber irgendwie hatte ich zwischendrin einen kompletten Aussetzer, war der Meinung, der Unterricht würde bis halb zwölf gehen oder könnte zumindest um elf noch nicht vorbei sein, und überzog deshalb gnadenlos. Bis mir die Teilnehmerin um Viertel nach elf durch diskretes Hüsteln und Sachen Zusammenpacken zu verstehen gab, dass wir schon deutlich über der Zeit waren. Damit hatte ich dann zwar einen wichtigen Punkt noch abgehakt, den ich mir vorgenommen hatte, aber trotzdem etwas dämlich, denn natürlich kann ich die überzogene Zeit nicht berechnen. Oh well. (Es kommen auch immer wieder Leute zu spät und diese Zeit wird dann nicht nachgeholt, so gleicht sich das einigermaßen aus, aber trotzdem… etwas dämlich.)
Danach administratives Gedöns, ich besprach ein paar wichtige Punkte mit Kolleg:innen und bereitete Unterricht für den Nachmittag vor, und um kurz nach eins dachte ich gerade über Mittagessen nach, als der Kollege ums Eck bog. Ich verschob also die Pause und bereitete mit ihm zusammen die Räume und Rechner für die kommende Prüfung direkt nach Ostern vor. (Der Termin liegt ausgesprochen ungeschickt am Dienstag, denn der Donnerstag ist eigentlich zu früh, um alles richtig vorzubereiten (es sind noch nicht einmal alle Daten beim Prüfungsanbieter online, scheinbar wird dort geplant, an den Feiertagen zu arbeiten), und am Dienstag ist es natürlich zu spät, da muss es schon fertig sein.) Viel Generve mit den Rechnern dieses Mal, bei jedem einzelnen wollte Windows irgendein Update oder eine Sicherheitseinstellung oder „lassen Sie uns die Einrichtung Ihres Gerätes abschließen“… Windows ist einfach ein Betriebssystem aus der Hölle, bzw. eigentlich – das System ist okay (Windows 10 und auch 11 laufen stabil), aber die Firma dahinter sorgt dafür, dass das Betriebssystem sich wie ein Virus verhält. So sehr nervig.
Auf jeden Fall dann Mittagspause um zwei, ich machte die mitgebrachte Portion Curry warm (gut durchgezogen und extrem lecker) und startete ein neues Buch, das ich mir mitgenommen hatte. Eigentlich komisch, zur Mittagspause mit einem neuen Buch anzufangen, aber abends reicht oft die Zeit nicht, und ich wollte halt gern wieder was lesen. Schaffte immerhin den Prolog und die ersten zwei Kapitel.
Ab halb drei startete ich die Nachmittagsrunde, beantwortete einige mittlerweile aufgelaufene Mails und hatte dann ab drei wieder Unterricht. Ein neuer Kurs mit eigentlich zwei Personen, von denen aber nur eine am ersten Termin konnte, und mit einer Premiere: Ich probierte den interaktiven Beamer aus. Naja. Die Kommunikation zwischen Beamer und Laptop funktionierte, aber das Whiteboard ließ sich nur so semi-gut beschreiben (die Stifte funktionieren nicht so toll, immer wieder gibt es Aussetzer und die übertragene Schrift ist furchtbar krakelig), und zu allem Überfluss gibt es momentan noch das Problem, dass man das Whiteboard nicht speichern kann. Was natürlich total bescheuert ist. Ich behalf mir, indem ich Fotos von den Aufschrieben machte und mir dabei ziemlich blöd vorkam. Nun ja. Wir hatten außerdem einiges Material in Papierform und so richtig Unterricht 3.0 ist das noch nicht. Hm.
Die Kommunikation mit der Teilnehmerin war ein bisschen speziell. Sie ist sehr nett, redet nur ein bisschen viel, aber grundsätzlich passt das schon. Nur dass sie anfangs ganz wenig Rückmeldung gab, ob sie meine Informationen wirklich verstanden hatte (sie fing zwar gern unvermittelt zu reden an, dann aber meist mit einem Themenwechsel und ohne so richtig auf das einzugehen, was ich von ihr wollte), weswegen ich dazu überging, meine Erklärungen überdeutlich und in mehrfachen Wiederholungen anzubringen. Worauf sie dann irgendwann doch reagierte, und zwar mit mehrfachen und überdeutlichen Rückmeldungen („ja, ich habe Sie verstanden, es ist jetzt klar, dieser Punkt ist mir verständlich“) – das alles mit groß aufgerissenen Augen (sie wirkt ein bisschen wie ein Schulmädchen) und mit eifrigem Kopfnicken, es war irgendwie schon niedlich. Gegen Ende hatten wir unser jeweiliges Kommunikationslevel aber aneinander angepasst. (Sie kam übrigens acht Minuten zu spät und ich hängte die Zeit am Ende nicht an, da hatte ich den überlangen Vormittag schon zur Hälfte wieder reingeholt.)
Nach dem Unterricht noch ein letzter Gang durch die Räume, dann hatte ich um fünf einen Beratungstermin (netter junger Brasilianer), und gerade als ich um halb sechs Schluss machen und mich in die Osterpause verabschieden wollte (außer mir war nur noch eine andere Kollegin da, alle anderen waren schon verschwunden, inklusive Chef und Babyhund – der jetzt übrigens exakt ein Jahr alt ist, aber immer noch ein Baby), fiel mir eine dringende Rechnung ein, die ich eigentlich vor dem Urlaub hätte schreiben müssen, dann verschoben und prompt vergessen hatte. Das erledigte ich also noch (so ganz haarscharf innerhalb der Frist), und um sechs war es das dann endgültig mit dem Arbeitstag und dieser vier-Tage-Woche. Die übrigens ein Konzept ist, das sich ruhig mal durchsetzen könnte. Mit einem zusätzlichen Tag frei in der Woche könnte ich so viel mehr hinbekommen. (Nur dürfte der freie Tag dann kein Feiertag sein.)
ENDLICH nach der Arbeit wieder einmal ins Fitness. Ich machte mir etwas Sorgen, da ich ja gerade im anstrengenden Muskelaufbau-Zyklus bin, und wie sich herausstellte, völlig berechtigt: Es war sehr anstrengend. Aber wenigstens konnte ich alle Geräte in zwei Runden durchmachen, ohne eine Pause einlegen zu müssen und ohne das Gefühl, danach beinah umzukippen, das ist definitiv ein kleiner Fortschritt. Natürlich wieder brennende Muskeln, ein paar Schlaufen musste ich abkürzen, weil ich das Gewicht einfach nicht mehr nach oben gedrückt bekam, egal wie ich wollte, aber egal: trainiert.
Wieder eine neue Person im Studio, die das System leider (obwohl sie scheinbar eine Einführung bekommen hatte) überhaupt nicht verstand, und ihr Freund, der sie angeworben hatte und mit ihr trainierte, halt auch nicht wirklich. (Er laberte sie aber trotzdem zu und „erklärte“.) Nun könnte es mir ja egal sein, wenn die Leute falsch trainieren, aber sie waren halt immer außerhalb des Trainingszyklus und das beeinträchtigte die anderen trainierenden Leute auch. Eine Frau war so nett, ihnen den Zyklus noch einmal zu erklären (bei BLAU einloggen, bei ORANGE trainieren, es gibt die farbigen Leuchten nicht ohne Grund), aber das wurde sportlich ignoriert. Irgendwann kam Physio D vorbei und nahm sich der Sache an. Immerhin, kleiner Vorteil an der Sache: Ich war so sehr damit beschäftigt, den außerhalb des Zirkels laufenden Leuten auszuweichen, dass ich von meinen eigenen schmerzenden Muskeln halbwegs abgelenkt war. Haha.
Apropos D: Er rief mir bei der Verabschiedung „schönes langes Wochenende“ zu, ich antwortete mit „danke, aber ich wollte am Samstag eventuell kommen, da habt ihr offen, oder?“, und natürlich führte das zu enthusiastischem Bestätigen, klar, es sei offen, und er sei definitiv da, und „dann sehen wir uns, also bis Samstag!“ – und jetzt stehe ich halt schon im Wort. (Nicht dass es ihm auffallen würde, wenn ich doch nicht komme.) Nun gut, ich wollte ja wirklich am Samstag gehen, muss dringend wieder in die Regelmäßigkeit kommen.
Als ich um kurz nach sieben heimkam, war der Liebste noch am Schreibtisch, ausnahmsweise mal für die Arbeit (er hatte tagsüber einen privaten Termin gehabt und arbeitete die Stunden deshalb nach). Ich wollte definitiv nicht kochen, sondern einfach nur mit wackligen Knien auf dem Sofa liegen, also zog ich die Faulheits-Karte und bestellte zwei vegane Pizzen bei Domino’s. Las ein bisschen, bis sie vierzig Minuten später kamen, und dann parkten wir uns auf dem Sofa mit Pizza (war ok) und Ananasquark danach und schauten bei Netflix vorbei (den Doctor wollte ich nicht, das Staffelende ist wie gesagt sehr tragisch und ich wollte keine Tragik). Dort wurde mir British Garden: Life and Death on Your Lawn vorgeschlagen, eine Doku über die Wildtiere in fünf verschiedenen Stadtgärten („five average British homes“, meinte der Sprecher, aber lol, ganz ehrlich, das waren alles eher upper middle class-Besserverdienende mit Doppelhaushälften und großen Gartengrundstücken, nach dem, was ich in meinem Sabbatical gesehen habe, wohnt der Durchschnittsengländer in Reihenhäuschen mit handtuchgroßen Rasenstücken und Holzlattenzaun). Das war genau das richtige Abendprogramm mit Vögeln, Schnecken, Insekten, Igeln, Füchsen und jeder Menge Staudenbeeten und wenig Dramatik, wenn man nicht gerade die Regenwurmperspektive einnimmt – die wurden ständig von allen gefressen.