…natürlich wieder nicht wirklich ausgeschlafen. Der Liebste stand um kurz vor fünf schon auf, ich schlief wieder ein und träumte, dass ich um halb fünf wach würde, weil der Liebste aufstand und anfing, auf unserer Dachterrasse Möbel in die Mitte zu räumen und Pflanzen und Platten zu säubern (im Traum hatte die Dachterrasse dschungelartige Auswüchse). Und während ich versuchte wieder einzuschlafen (…im Traum), ging ständig die Tür auf und irgendwelche Kursteilnehmenden kamen herein und hatten Fragen für mich, wegen Prüfungsterminen, wegen Korrekturen, wegen Ergebnissen… und kaum hatte ich eine Person mit „es ist gerade mal halb fünf und ich bin im Nachthemd“ rausgeschickt, kam die nächste Person zur Tür herein, bis ich auf die Uhr sah und es schon kurz nach sieben war. Worauf ich aufwachte, und es war zwanzig nach sechs. Ich hasse es, wenn meine Träume zu realistisch werden.
Auf jeden Fall sehr müde, aber keine Zeit, wegen – natürlich – einem Prüfungstermin, und weil wir die Räume noch richten mussten, musste ich früh gehen. Der Liebste hatte am Abend einen Grießbrei gekocht und packte mir ein Glas davon (mit Nüssen und Apfelmus) in meine Tasche, dazu das Mittagessen, ich packte noch meine Fitnesssachen ein, und um kurz nach halb acht gingen wir aus dem Haus. Zu Fuß, wegen Fitnesstasche, der Liebste begleitete mich in normalem Tempo bis zu meinem Arbeitsplatz und joggte dann weiter (sein Fahrrad ist immer noch halb kaputt und er wollte sich gern bewegen – in Anbetracht der Tatsache, dass er auf dem Berg arbeitet, leicht bekloppt, aber jeder, wie er mag).
Ein ziemlich normaler Prüfungstag. Ich half beim Raumaufbau, aß meinen Grießbrei und war dann von 9 bis 12 in der Aufsicht (kleinere Diskussionen wegen „jetzt ist keine Toilettenpause“ und „die Akustik ist überall im Raum gleich gut, wir haben das vorher getestet“ und „nein, Sie dürfen nicht mit den späteren Aufgaben jetzt schon anfangen, wir haben einen Zeitplan“, nervig für mich, weil ich so müde war, aber eigentlich alles im Rahmen). Es wurde leider sehr schnell sehr warm, sodass ich ständig mit Fenster öffnen – Fenster schließen beschäftigt war (bei geschlossenem Fenster sehr schnell schlechte Luft im Zimmer). Eigentlich waren für den Tag nur 25 Grad vorhergesagt, aber es fühlte sich deutlich wärmer an, mir war in meiner langen Hose einfach nur heiß und ich war ziemlich angestrengt.
Nun ja. Mittagspause mit restlichen Nudeln und Ofengemüsesauce, dann war ich den Nachmittag über in der Fluraufsicht und konnte parallel Orgakram erledigen. Trotz Müdigkeit. Was gut war, weil ich so Schritt für Schritt meine Erlediliste abarbeitete und es am Ende alles ziemlich gut aussah.
Nur mein Kopf begann mich zu ärgern, von leichtem Mucksen wuchs sich das zu einem richtigen Blutdruck-Wetter-Bauch-Kopfweh aus, die Sorte, bei der man den Puls im Kopf pochen spürt, sobald man sich etwas schneller bewegt. Ich versuchte es mit viel Wasser, mit einem kleinen Stück Schokolade, aber als ich um halb sechs Feierabend machte, war es überhaupt gar nicht besser, und so entschied ich schweren Herzens, dass ich die Fitnesstasche wohl umsonst mitgebracht hatte, und ging von der Arbeit direkt nach Hause. Wirklich blöd, ich hatte mir das mit dem Fitness die Woche so praktisch geplant, aber es wäre keine schlaue Entscheidung gewesen. Ich hatte im Übrigen schon länger kein Kopfweh mehr, kann mich also eigentlich nicht beklagen.
Was mich nicht daran hinderte, mich daheim zu beklagen, beim Liebsten nämlich, der allen Ernstes, Hitze und alles, nach der Arbeit wieder nach Hause gejoggt war, und jetzt sehr zufrieden daheim auf mich wartete. Er holte für uns beim arabischen Laden am Eck ein paar Fladenbrote und übernahm dann das Kochen, ein einfaches und sehr gutes Dal mit roten Linsen und eben Fladenbrot. Tolles Essen, nur kein Platz mehr für einen Nachtisch oder irgendetwas, weil ich ja nicht ins Fitness gegangen war und mich auch sonst nicht bewegt hatte. Doof.
Aber egal. Ich blieb den restlichen Abend auf dem Sofa, las eine ganze Ecke in meinem aktuellen Buch und schaute dann mit dem Liebsten zwei Folgen Rookies. Als wir ins Bett gingen, waren auch die Kopfschmerzen weg und damit eigentlich alles ziemlich okay.
Also eigentlich. Uneigentlich pausierten wir um acht bei Netflix und schauten die Tagesschau, wo über „Klimaaktivisten“ berichtet wurde, die sich am Hamburger Flughafen festgeklebt hatten und deshalb für verspätete Flieger sorgten. Und was hielt die Tagesschau-Redaktion für eine gute Idee? Genau, insgesamt vier Reisende im O-Ton einzublenden, die sich bitterlich darüber beklagten, dass sie jetzt nicht so bequem fliegen konnten und warten mussten. Irgendwann hörte ich die Wörter nicht mehr, sondern nur noch so ein „mimimimimIMIMIMI“ im Ohr. Das Schlimmste ist, dass die Reise-Heuler alle zu meiner Generation gehörten. WIE SEHR mich manche Menschen anstrengen.
…natürlich währenddessen im Newsticker unten „Hitzerekorde“, „Kommunen schlecht gegen Extremwetter gerüstet“ und „Warnung vor Gesundheitsgefahren bei heißem Wetter“. Aber klar, heul uns die Ohren voll, weil dein Sommerurlaub, den du „dir verdient hast“, vier Stunden später beginnt.