Prä-Urlaubs-Hektik, Freitag 21.7.2023

  • Beitrags-Kategorie:Familie / Tagebuch

Eigentlich ganz guter Stimmung aufgewacht, nach einer ruhigen Nacht. Der letzte Arbeitstag war noch recht vollgepackt und es gab noch einige lose Enden, die ich hoffentlich noch erledigt bekommen würde, aber so langsam machte sich der Gedanke an Urlaub in meinem Kopf breit. Dass in der ersten Woche nach meinem Urlaub direkt wieder alles komplett voll mit Terminen war, half da zwar nicht wirklich, aber nun ja. Schönes Wetter draußen, vom seit Dienstag angekündigten Gewitter nichts zu sehen. Leichtes Kopfweh bei mir. Und ein paar trübe Gedanken: Es war der zehnte Todestag meines Bruders, und auch wenn ich mich im Vorfeld schon damit abgefunden hatte, dass ich einen normalen Arbeitstag hatte und der Friedhof ja aufs Wochenende verschoben war, konnte ich das so emotional doch nicht so ganz ignorieren. Einerseits weit weg, weil in den zehn Jahren so viel passiert war, andererseits noch sehr nah dran.

An unserem letzten Arbeitstag vor dem Urlaub hatten der Liebste und ich beide geplant, noch einmal ins Büro zu fahren, deshalb morgens etwas schnelleres Tempo, Bananenbrot zum Frühstück, eine schnelle Dusche, Katerfütterung, und dann ging der Liebste aus dem Haus und ich entschied mich, meinen ersten Unterricht des Tages um neun doch von daheim aus zu machen – im Büro hätte ich gar keinen Unterrichtsraum gebucht gehabt (und man soll sich ja an die Regeln halten, die man selbst von den anderen einfordert). Also Unterricht von neun bis zehn, ein Blick in die Mails und ein paar Sachen schon abgehakt, und um zwanzig vor elf radelte ich ins Büro.

Der Tag war wie gesagt sehr voll mit einer Beratung, zwei Meetings, einem weiteren Unterricht und nebenher noch tausend Sachen, die ich unbedingt noch vor meinem Urlaub fertigbekommen musste. Und teilweise auch gar nicht abschließen konnte, sondern an diverse Kolleg:innen übergeben musste, damit sie sich in den nächsten Wochen darum kümmerten. Was sich ein bisschen unbefriedigend anfühlte, aber oh well.
Beratung lief okay, danach ein Meeting mit der Urlaubsvertretungskollegin, eigentlich sollte das nur noch das allerletzte Update sein, wir hatten ja am Mittwoch schon unser Übergabemeeting gehabt, aber wir brauchten doch bis kurz nach eins. Direkt danach ein weiteres Meeting, nicht urlaubsbezogen, aber auch wichtig, dann musste ich dringend Mails beantworten und Sachen organisieren, und dann war es plötzlich schon kurz vor zwei und Zeit für eine Minipause bis zu meinem Unterricht um halb drei.

Eigentlich war die Idee gewesen, nach meinem Unterricht die Arbeit abzuschließen. Wir hatten am Abend Sommerfest von der Firma, und es gab eigentlich das Angebot, sich schon nachmittags zu treffen und eine kleine Wanderung zum Garten der Chefs zu machen. Als ich aus meinem Unterricht kam, war aber niemand zu sehen, ich war auch eine halbe Stunde zu spät, aber es hatte sowieso zu wenig Interesse gegeben und die Wanderung war abgesagt worden, wie ich dann erfuhr. Das war mir sehr recht: Ich hatte einfach noch eine Tonne zu tun und hätte wahrscheinlich sowieso nicht mitgehen können.
Ich arbeitete also meine letzten Sachen ab, dachte zuerst „dann läufst du halt nachher selbst“ (Fußweg ca. 50 Minuten), schließlich dann „nimm vielleicht das Fahrrad“ (ca. 20 Minuten), und irgendwie wurde es später und später. Um fünf war ich tatsächlich komplett fertig, alles erledigt, alles organisiert, Inbox leer (!!) und der Autoresponder eingeschaltet, und prompt fing es draußen zu regnen an. Yay. Glücklicherweise kam in dem Moment meine Kollegin ums Eck und bot mir an, mich mit dem Auto mitzunehmen. Es passte also eigentlich prima und ich war, nach einem wirklich stressigen Tag, mit dem Arbeitsabschluss ganz zufrieden.

Den Abend über also Grillfest bei den Chefs im Garten. Der Regen verzog sich nach einer Dreiviertelstunde wieder, es war zwar recht kühl (ich hatte zum Glück Sneaker und Hoodie eingepackt), aber man konnte trotzdem prima auf Bierbänken zusammensitzen. Zunächst Essen (Kartoffelsalat und vegane Würstchen und Burgerpatties für die nicht-Tier-Essenden), danach wurde das Lagerfeuer etwas ausgebaut und man konnte einfach sitzen, quatschen, überhaupt. Es gab eine kleine Tombola mit Geschenkchen fürs Team, eine kleine Fotowand mit Bildern vom Jubiläumsfest am Montag, und sonst einfach zusammensitzen und so.
Ich war anfangs etwas angespannt, wie immer bei solchen Gelegenheiten, und hielt mich ein bisschen beim Sprechen zurück (und an meiner Bierflasche fest). Sehr schön: Die dauerkranke Kollegin war dabei. Seit ihrer Coronainfektion Anfang Oktober letzten Jahres ist sie durch Long Covid in der schlimmsten Form ausgeknockt und arbeitsunfähig. Eigentlich auch sprech-, hör-, gehunfähig (einfach wegen Kraft und Konzentration und Risiko eines Crashs), aber an dem Tag hatte sie den kompletten Tag in Stille im Bett verbracht und hatte damit genug Energie gebündelt (und war schmerzfrei genug), dass sie – mit Rollator und leiser Stimme – zwei Stunden immerhin beim Fest dabei sein konnte. Wir freuten uns total, sie zu sehen. Aber einfach auch sehr beklemmend, wenn man sich an sie im gesunden Zustand erinnerte.

Irgendwann fand ich so meine Stellen und Leute zum Quatschen, wechselte auch ein bisschen hin und her, und der Abend wurde dann wirklich angenehm. Wahrscheinlich wäre eine Flasche Bier weniger eine gute Idee gewesen, den Alkohol merkte ich irgendwann ziemlich, aber egal. So ganz langsam sickerte es in meinen Kopf ein, dass jetzt der Urlaub anfing.
Um elf rief ich den Liebsten an, dass er mich abholen kam (wie so ein Teenager auf der Party). Ich wollte nicht lang mit den Kolleg:innen herummachen und fragen, wer nach unten fahren würde, viele mussten sowieso auch in eine andere Richtung oder waren mit dem Fahrrad da. Also Abholservice durch den Liebsten, er kam auf halb zwölf, setzte sich noch ein bisschen mit ans Lagerfeuer, und dann fuhren wir heim. Um kurz nach Mitternacht im Bett, leicht aufgekratzt nach der doch sehr vollen Woche und dem langen Abend, aber irgendwann schlief ich dann doch.