Überstundenabbau, also mehr oder weniger ausschlafen – das hatte nur leider Magi niemand mitgeteilt, und weil er die Nacht bei uns im Haus verbracht hatte, kam er um Viertel vor sechs mal im Schlafzimmer vorbeimarschiert und stellte mir die Pfote zuerst auf die Hand, und als das nichts bewirkte, direkt ins Gesicht. „Stellte“ ist dabei schon das richtige Wort, er stellte sie dort ab und wartete erst einmal, ich musste sie mit sanfter Gewalt zur Seite schieben. Also erst die Pfote, dann den kompletten Kater. Aufdringliches Tier.
Auf jeden Fall blieben wir hart und konsequent und standen erst um Viertel nach sechs auf, als das Lichtweckerlicht anging (nie nachts füttern, sonst kommen sie immer nachts – Konsequenz und so, mageres bedauernswertes Tier hin oder her). Katzenfütterung, bei der erst der Liebste, dann ich mich zwischen die beiden Tiere setzte, damit Magi in Ruhe fressen konnte und der Kater (für den wir jetzt wohl einen anderen Namen brauchen als nur „der Kater“, schwierige Umstellung nach 10 Jahren) ihm nicht das Futter aus der Schüssel klaute (seine eigene Schüssel war innerhalb von 3,6 Sekunden leer und ausgeleckt, ein Hoch auf den Futterneid). Da sie beide da waren und die Babywaage noch ausgepackt dastand, schaute ich bei beiden nach dem Gewicht: der Kater 5,8 kg (was weniger schlimm ist als gedacht, viel von seinem kugelförmigen Aussehen ist wohl frisch gebildetes Winterfell) und Magi 3,4 kg. Das ist allerdings wirklich nicht toll, er nimmt eher ab als zu. Hm.
Für mich stand ja an dem Tag Stundenabbau auf dem Programm, nach einem Porridge zum Frühstück und einer gemütlichen Dusche verschwand der Liebste (Home Office) in seinem Arbeitszimmer und ich ging mit einer Tasse Kaffee, zwei schnurrenden Katzen (die ich beide reinholen musste, bevor es im Garten zum großen Katzenkrieg mit der tigerweißen Waowao-Katze und einem neuen orangenen Tiger kam, there’s a new cat in town) und meinem Laptop ins Esszimmer. Nicht zum Arbeiten, sondern für anderes Gedöns, denn natürlich hatte ich mir für den halb-freien Tag eine Tonne Sachen vorgenommen. Etwas ausgebremst allerdings durch fiese Kopfschmerzen, die in der Nacht schon begonnen hatten, eine Ibu nach dem Frühstück half so halb.
Was nicht half, war der Blick in die Zeitung, wo ich mich erst über den CDU-Bundesvorsitzenden ganz fürchterlich aufregen musste, der mit seinem verlogenen Bullshit über angebliche Zahnbehandlungen bei Migrant:innen mal wieder AfD-Wahlkampf betreibt (und er bildet sich ernsthaft ein, ein passender Kanzlerkandidat zu sein? Wobei er damit, wenn ich mir anschaue, in welche Richtung dieses Land driftet, vielleicht sogar gar nicht Unrecht haben könnte, also mit der Wahlbereitschaft der Leute für seine hart-rechte Position – vermutlich plant er insgeheim eine Regierungsbildung in Koalition mit der AfD), und das Ganze dann getoppt wurde von unserem widerwärtigen, widerwärtigen, widerwärtigen OB, der mal wieder gegen Schwarze, man kann es nicht anders sagen, hetzt. In diesem konkreten Fall ist er der Meinung, er verstünde den Job besser als die Staatsanwaltschaft, und damit es auch alle mitbekommen, schreibt er einen „öffentlichen Brief“, und ich könnte schon wieder einfach nur kotzen. Zeitung erst einmal wieder zu.
Der Vormittag verging dann, in Anbetracht des ganz viel Sachen vorgenommen-Szenarios, eher im Rumbummel-Tempo. Ein bisschen nach den Katern schauen, die rein und raus und wieder rein und wieder raus wollten, ansonsten dem Liebsten bei seinem Meeting im Nachbarzimmer zuhören, das Internet leerlesen, ein bisschen Blog schreiben, Kaffee trinken und eine frische Kanne machen, Kräutertee trinken und eine Kanne machen (im Büro habe ich momentan wieder die Tendenz, zu wenig zu trinken, wenigstens daheim kann ich da vorbildlich Kannen in die Küche stellen und leertrinken). Eigentlich hatte ich am Vormittag ins Fitness gehen wollen, das erste Mal seit einem Monat und direkt zum Ende der Sportsperre nach der Infektion, aber irgendwie passte das nicht so rein – es dauerte etwas zu lang, bis ich mich nach der Kopfwehattacke am Morgen einigermaßen ok fühlte, und dann mit Tee und Katzen und Schreiben und Gedöns war der Vormittag dann plötzlich rum. Naja.
Immerhin aber Erfolgserlebnis: Nach mehreren Versuchen erreichte ich die Tierärztin und machte für Magi einen Termin aus. Den dann der Liebste wahrnehmen wird, weil ich an dem Tag komplett voll bin, was aber egal ist. Also fast egal – ich schrieb dem Liebsten einen Zettel mit allen Punkten, die er auf jeden Fall mit der Tierärztin abklären und besprechen und anschauen lassen muss. Lol.
Zum Mittagessen machte ich uns die restliche Minestrone warm und dazu ein paar Nudeln, während der Liebste parallel feststellte, dass der für den Nachmittag gebuchte Anhänger, den wir fürs Holzholen am nächsten Tag brauchten, jetzt irgendwie doch nicht verfügbar war. Er hatte bei so einer windigen privaten Mietwagenfirma gebucht, und der Mensch am Telefon (bei dem der Liebste zur Sicherheit zwei Stunden vor Abholung noch einmal anrief, weil er bei der Buchung schon so ein komisches Gefühl gehabt hatte) begann plötzlich herumzulabern, flüchtete sich in halbgare Entschuldigungen und auf jeden Fall hatten wir keinen Anhänger.
Während ich also meine Portion Suppe löffelte, setzte sich der Liebste aufs Motorrad, um bei einer Firma drei Dörfer weiter nachzufragen, die zwar etwas teurer, aber deutlich zuverlässiger war (…Kunden von uns), und buchte dort vor Ort einen Anhänger, am Freitagmittag um eins. Glück gehabt: Er bekam noch den letzten und war leicht gestresst und nassgeschwitzt (es hatte draußen wieder 27 Grad) noch rechtzeitig zur zweiten Portion Suppe zurück.
Nach dem Mittagessen schneller gemeinsamer Wocheneinkauf beim Alnatura – im Laden war es angenehm leer, die Bundesstraße allerdings absurd voll (uns war das allerdings egal, da wir zu Fuß unterwegs waren). Scheinbar waren alle Leute aus der Region auf dem Weg ins lange Wochenende, und aus den anderen Regionen kamen die Urlauber zu uns (wir sahen einige fremde Nummernschilder, Wohnwägen und so etwas). Ist mir ja immer etwas schleierhaft, wie man hierher zum Urlaub kommen kann. Also zum Leben ist es schon wirklich okay, aber im Urlaub doch etwas langweilig? Nun ja.
Wieder daheim räumte ich die Einkäufe weg und entdeckte dabei Lebensmittelmotten im Glas mit den Walnüssen. Da wir am Mittwoch und letzte Woche bereits in zwei anderen Gläsern Motten gehabt hatten, beschloss ich einmal gründlich durch unsere Vorräte durchzugehen. Räumte also den Vorratsschrank aus und schaute alles durch, wischte die Regalböden aus und entdeckte dabei noch zwei weitere befallene Gläser und eine tote Motte hinten in der Ecke. Ich fühlte mich wie im Studium.
Wir haben einen ganzen Satz an gekauften Gläsern (Weck-Einmachgläser mit Gummi und weitere Vorratsgläser), und die waren alle okay und dicht, soweit ich das sehen konnte, darüber hinaus haben wir aber noch eine ganze Batterie an ausgespülten alten Gurken- und sonstigen Konservengläsern, und diese scheinen ihre abdichtende Funktion verloren zu haben. Da wir davon sowieso viel zu viele haben, ging ich also großzügig durch und sortierte den größten Teil aus, alle wo der Deckel ein bisschen rostig oder angemackt oder die Gummidichtung leicht porös war (und noch ein paar mehr). Interessanterweise hatten sich die Motten lokal auf ein Regalbrett beschränkt, im unteren Schrank, wo wir leider einiges an Vorräten einfach so in der Packung lagern, war alles okay. Trotzdem werden wir jetzt noch ein paar Gläser kaufen müssen. Lebensmittelmotten braucht kein Mensch.
Nun ja, und dann war es schon vier, Fitness hatte ich für den Tag abgehakt (bisschen schade, aber egal), ich ging ins Arbeitszimmer und setzte mich die nächsten gut anderthalb Stunden an den Rechner – einmal Mails checken, Fragen beantworten, schauen, ob irgendwo etwas angebrannt ist, eine wichtige Information rausgeben. Um halb sechs war ich endgültig zufrieden und schaltete meinen Autoresponder ein. SO gut.
Der Liebste war mit der Arbeit auch fertig und bereit fürs Wochenende. Gemeinsames Kochen: Penne in einer Weißwein-Champignon-Rahmsauce mit Spinat. Schnelles und sehr gutes Essen, vor allem weil wir dafür eine Flasche wunderbaren Verdicchio aufmachten und das erste Glas schon beim Kochen tranken. Das zweite dann beim Essen.
Dazu ein bisschen BBC Ambulance, die elfte Staffel ist größtenteils auf YouTube. Das ist nun allerdings auch keine Feelgood-Doku (im Gegensatz zu so manchem Blaulichtporno im deutschen Fernsehen), ziemlich politisch und problembehaftet, alles geht den Bach runter, der NHS sowieso. Großer Vorteil allerdings: Man kann einen Abend lang denken „zumindest ist das nicht bei uns“. Lol.