Holz reloaded, Samstag und Sonntag 7.-8.10.2023

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Nach dem Tierarztbesuch war der Magerkater wohl etwas unzufrieden mit der Gesamtsituation, auf jeden Fall ließ er uns morgens ausschlafen und saß beleidigt draußen VOR der Klappe, die mittlerweile ja auf ihn programmiert ist, aber das war ihm egal. Der Liebste lotste ihn rein und fütterte ihn, was er gnädig annahm. Als ich allerdings eine Viertelstunde später pro Kater eine Flohtablette zermörserte und mit Schnurr vermischte, fand er das eher Kinderkram, im Gegensatz zu unserem Nasenkater, der seine Portion begeistert wegschleckte und sich dann über die andere Portion hermachen wollte, was natürlich nicht geht – war ja ein Medikament drin. Ich verbrachte also die nächsten zwanzig Minuten damit, die Schale wegzustellen, den Nasenkater wegzulocken, die Schale wieder hinzustellen, Magi gut zuzureden, Schale wieder wegzustellen. Irgendwann war es mir zu blöd, ich stellte alles außer Reichweite und ging zu meinem Tee, worauf Magi dann plötzlich sehr interessiert war, der Depp. Wenigstens schleckte er es am Ende auf, aber ich hoffe, dass wir nicht jeden Monat so einen Überredungsmarathon haben. Und die Wurmtabletten kommen ja auch noch.

Wir hatten an dem Tag mal wieder wenig Zeit morgens und mussten bald aus dem Haus: Am Wochenende davor hatten wir ja einen halben Holzstamm liegen lassen müssen, weil uns die Zeit davonlief und außerdem der Anhänger voll war. Wir ließen also einmal Harold durchs Erdgeschoss fahren, packten dann die Sachen zusammen, eine schnelle Tasse Tee und um neun aus dem Haus, mit einem ersten Stopp beim Viertel-Lieblingsbäcker für einen Kaffee und eine Tüte voll Laugenzeugs zum Frühstück (irgendetwas mit Vollkorn war auch dabei).
Ich hatte ja gar keine Lust gehabt, schon wieder so viel Holz machen zu müssen, aber im Vergleich zur Woche davor ging es jetzt ganz ausgesprochen gut. Der Liebste sägte deutlich mehr als zu hacken, was den Stress etwas rausnahm (er hackte nur die Teile am Ende in tragbare Scheite), und ich schonte meine Hände und beschränkte mich darauf, alles in den Transporter zu laden. Mit einer kurzen Pause für ein zweites Frühstück waren wir um halb eins fertig und abfahrbereit, und zurück daheim hatten wir in einer weiteren Dreiviertelstunde alles ausgeladen und gestapelt.

Wieder recht warmes Wetter, deutlich über 20 Grad, leicht bewölkt. Wir stellten den Transporter am Stellplatz ab (Industriegebiet am Neckar), und weil wir dann Hunger hatten und so früh dran waren und so, gingen wir dort direkt Pizzaessen. Es gibt dort eine italienische Bäckerei/Pizzeria, die viel fürs Liefern produziert (tatsächlich noch mehr Dolce und Brot und so als Pizza), aber es gibt auch ein paar Sitzplätze drinnen und draußen. Veganen Käse hatten sie nicht, aber wir stellten uns zwei Pizza ohne Käse zusammen, die so üppig belegt waren, dass er überhaupt nicht fehlte. Wirklich außergewöhnlich gute Pizza, was man bei so einer leicht verratzt aussehenden Bude im Industriegebiet gar nicht erwartet hätte.

Den restlichen Tag dann nach einer schnellen Dusche daheim abwechselnd auf dem Sofa und im Garten (stimmt nicht: einmal noch zum Alnatura). Ich las ein bisschen im Internet herum und auch den Guardian auf dem Handy. Der hatte mich morgens schon mit den Push-Nachrichten über den Angriff auf Israel aufgeschreckt, und die Meldungen wurden im Lauf des Tages nicht besser. Puh. Als ich so darüber nachdachte, wurde mir klar, dass ich während meiner ganzen Lebenszeit noch nie Israel im Kriegszustand erlebt hatte. Natürlich permanente Attacken, Unruhen, erste und zweite Intifada, aber der letzte Krieg war der Jom-Kippur-Krieg 1973 gewesen und damit vor meiner Geburt. Irgendwie hatte ich das so als Konstante, als Status Quo wahrgenommen: Dass Israel zwar ständig bedroht ist, aber sich und seine Grenzen immer zu verteidigen weiß. Das hat jetzt eine komplett neue Dimension und fühlt sich damit wie ein neues Zeitalter an, oder eigentlich eher wie ein Rückschritt in eine vergangene Zeit – ein Gefühl, das ich seit dem Beginn des Ukrainekriegs schon hatte. Wenn die Bedrohungslagen zunehmen, verfällt die Menschheit offensichtlich wieder in archaische „Lösungs“-Muster.

Also nicht so gute Stimmung für den Rest des Tages. Ich rief abends noch bei Freund S in Berlin an und gratulierte zum Geburtstag, aber nur kurz, weil er ein paar Leute zum Feiern eingeladen hatte, was mir wieder schmerzlich vor Auge führte, wie wenige Kontakte ich mittlerweile nur noch vor Ort habe, weil sich die Menschen in die ganze Weltgeschichte zerstreut haben.
Wir hatten noch Kartoffelbrei mit Erbsen übrig, der Liebste machte ein bisschen frische Zwiebelgravy dazu und briet ein paar frische Seitanwürstchen an. Dazu ein bisschen Film (U.F.O. auf Netflix, ich las allerdings nebenher, der Film war etwas langweilig). Und dann machten wir, einfach so, eine Flasche Prosecco auf und tranken sie über den restlichen Abend. Nicht weil wir irgendetwas zu feiern gehabt hätten, sondern weil sie halt da war. Das war dann schon Grund genug.

Der Sonntag verlief dann komplett als Bummeltag, wie so viele Sonntage die letzten Wochen. Einigermaßen lang geschlafen, kurz vor acht aufgestanden, dann Vormittag erst am Esstisch und auf dem Sofa. Der Liebste übernahm den Haushaltskram für den Tag, wofür ich dankbar war. Nachdem Harold durchs Erdgeschoss gefahren war, wischte er einmal durch und kümmerte sich außerdem um die komplette Wäsche. Und er machte uns ein englisches Frühstück.

Es war geradezu absurd warm, sodass wir die Wäsche wieder auf der Dachterrasse aufhängen konnten. Ich machte im Haus alle Fenster zum Heizen auf (es hatte in den Räumen um die zwanzig Grad, draußen am Nachmittag sage und schreibe 27 Grad, im Oktober). Wir hatten am Abend davor einmal den Ofen angemacht, aber die Heizung im Haus brauchen wir wahrlich noch nicht anzuschalten, auch wenn es nachts einstellig abkühlt.
Trotzdem mit Pulli auf dem Sofa, zumindest den halben Tag lang, dazu versuchte ich das Internet leerzulesen und schaute mir Quatsch auf YouTube an. Das Mittagessen ließen wir ausfallen, stattdessen eine halbe Packung Lebkuchen für jeden (auch das bei 27 Grad draußen einigermaßen absurd).

Am Nachmittag ging ich mal schnell duschen und dann für zwei Stunden an den Rechner, Unterricht für den Montag vorbereiten und korrigieren. Auch das eine Konstante der letzten Wochen: Dass ich am Wochenende immer wieder eine oder zwei Stunden Arbeit einschieben muss, weil die Zeit unter der Woche nicht reicht. Ein bisschen doof. Aber wenigstens kann ich am Wochenende wirklich recht ungestört arbeiten (Mails rief ich gar nicht erst ab, und es waren auch keine Kolleg:innen am Rechner und schickten Chat-Nachrichten), ich kam also gut voran und schaute dann einigermaßen frohgemut in die Woche.

Gemeinsamer Wochenplan (ein bisschen uninspiriert dieses Mal auch ein paar Abendtermine, die uns die Planung etwas erschwerten), dann gemeinsames Kochen: Sticky Tofu mit Reis. Wir machten zum schmorenden Tofu im Wok noch Shiitake und etwas frischen Koriander, damit war es dann ausgesprochen gut, nur etwas wenig, aber mit Himbeerquark danach ganz prima.
Weil wir auf Serien und Doku und Gedöns keine Lust hatten, suchte ich ein bisschen auf Netflix herum und wir landeten am Ende bei Aquaman. Ich bin ja nicht so wirklich daheim in der Marvelwelt (wir haben vor ein paar Jahren mal Guardians Of The Galaxy gesehen, ansonsten kenne ich halt ein paar Referenzen, aber das war’s), aber Aquaman schien in sich abgeschlossen genug zu sein und überhaupt, Jason Momoa und so, also probierten wir es aus.
Hm. Also ich nur bis halb zehn, dann wurde es mir einfach zu langweilig. Sorry, Marvelfans. Der Liebste hielt tapfer durch, aber auch für ihn hatte der Film deutlich zu viele Längen. Ich verzog mich stattdessen mit Tablet ins Bett und schaute dort zwei alte Folgen 8 out of 10 cats does Countdown auf YouTube, damit hatte ich dann ein bisschen mehr Spaß.