Überraschend gut geschlafen, dringend nötig. Morgens beschloss ich, die Zeitung sein zu lassen, nicht an tausend Sachen bei der Arbeit zu denken und überhaupt mal ein bisschen mehr zu ignorieren, so grundsätzlich. Ein voll ausgebrochener Krieg in Nahost, katastrophale, wenn auch erwartete Wahlergebnisse in Bayern und Hessen, nur minimalste Veränderungen in der Ukraine, ein funktionsunfähiges Parlament in den USA, und politisch schon wieder Wortmeldungen sowohl vom CDU-Bundesvorsitzenden als auch von unserem unsäglichen OB – ich hatte auf das große Ganze überhaupt keine Lust mehr, so vorm ersten Tee. Ich konzentrierte mich stattdessen auf die Kater. Zumal ein langer Arbeitstag wartete.
(Kann man im Übrigen überhaupt von einem Krieg sprechen? Nach bisherigem Verständnis war „Krieg“ doch der bewaffnete Konflikt zwischen zwei Ländern? Die Palästinenser sind aber kein Land (eine große Ursache des ganzen Problems), und die Hamas ist eine Terrororganisation und keine offizielle Volksvertretung. Vielleicht entspricht das Ganze am ehesten noch einem Bürgerkrieg, der Auseinandersetzung verschiedener bewaffneter Gruppierungen innerhalb eines Staates – wobei das Mitmischen der Hisbollah-Miliz nicht dazu passt. Ich glaube, die herkömmlichen Kategorien passen zunehmend nicht mehr.)
Brot mit Erdnussbutter zum Frühstück, schnelle Dusche, um acht ging ich aus dem Haus (leider keine Zeit für den Yogakurs). Hohe einstellige Temperaturen und blauer Himmel, ich hatte einen dünnen Pulli an und darüber meine weiße Windjacke und einen Schal, den ich im Büro sofort nicht mehr brauchte. Viel zu warm immer noch.
Ein Prüfungstag, zwar mit wenigen Teilnehmenden, aber ich hatte trotzdem noch eine Menge vorzubereiten, vor allem da ich am Vortag ja daheim gewesen war. Also bis zwanzig vor zehn ziemlich geschäftig, ich richtete die Räume, holte Geräte für die Technik, sortierte Unterlagen, begrüßte währenddessen die eintrudelnden Leute, all so etwas. Und ohne Kollegenunterstützung, da der zweite eingeteilte Kollege erst etwas später dazukam. Ab zehn war ich dann aber den restlichen Vormittag in der Aufsicht, und das war dann, da alles gut klappte, recht entspannt.
Mittagspause um zwei mit zweiter Hälfte Linsen und Spätzle, nachdem ich die Prüfungsgruppe an den Kollegen übergeben hatte, dann ein bisschen Nachbereitung. Weil es eine wirklich kleine Gruppe war, war ich erstaunlich schnell fertig, schon um kurz vor vier konnte ich mich anderen Dingen widmen. Und das war dringend nötig: Ich hatte Unterricht vorzubereiten, dringende Rechnungen zu schreiben, am späten Nachmittag noch einen Beratungstermin und meine Mailbox lief schon wieder voll. Um sechs hatte ich einen ganz guten Stand der Dinge erreicht und machte mich auf den Weg nach Hause. Natürlich nicht so wirklich fertig, aber nun ja. Auf jeden Fall heim.
Der Liebste war zwei Minuten vor mir gekommen, er hatte noch eine Laufrunde eingelegt. Ich fühlte mich mittlerweile zwar wieder deutlich besser als am Montag oder Dienstag, aber Laufen könnte ich mir momentan noch nicht wieder vorstellen. Würde ich auch zeitlich gar nicht unterkriegen. Übrigens hatte ein Kollege mir erzählt, dass sich in seinem Bekanntenkreis mittlerweile massiv die Coronafälle häufen – wir scheinen komplett in der Frühherbst-Welle zu sein. Auch beim Liebsten im Büro hat es ein paar Leute erwischt. Wir beide scheinen mal wieder den Trend angeführt zu haben, wie vor drei Jahren schon. Ich hoffe, dass dieser Mist sich bei uns dann hoffentlich endgültig erledigt hat.
Daheim (nach der Katzenfütterung) schnelles gemeinsames Kochen, mediterranes Gemüse (Tomaten, Zucchini, Paprika, Pilze) ein bisschen angeschmort, Orzo dazu, Auflaufform, etwas SimplyV-Streukäse drüber und zwanzig Minuten in den Ofen. Das Essen war um halb acht fertig, gerade als unser Abendtermin begann: Wir schalteten uns zu einer Infoveranstaltung eines Tübinger Segelvereins dazu, wir überlegen nämlich beide den Segelschein zu machen (das Anmeldeformular haben wir schon abgeschickt).
Für die nächste Stunde ging es also um die diversen Vorschriften, Scheine, Kombinationsmöglichkeiten, theoretische und praktische Kurse und Prüfungen und natürlich Kosten. Ich war zwischenzeitlich etwas verwirrt, um ehrlich zu sein, aber der Plan ist jetzt erst einmal den Theoriekurs für „SBF Binnen“ zu besuchen und dazu irgendwie kombiniert die Theorie für das „BSP“. (…Sportbootführerschein für Binnengewässer, Bodenseeschifferpatent.) Mal sehen. Der Liebste ist (als alter Bodenseeanrainer) deutlich enthusiastischer als ich, aber ich hoffe mal, ich werde auch so ein ganz kleines bisschen Spaß daran haben.
Um Viertel vor neun schalteten wir die Laptops wieder aus und waren gerade auf dem Weg zum Sofa, als das Telefon klingelte: Berliner Lieblingsmensch S war dran. Und das war dann mein Abendprogramm für die nächsten zwei Stunden: Wir telefonierten ausführlichst und brachten uns auf den neuesten Stand. Die Wochen verfliegen immer so schnell, und auch wenn nicht wirklich viel „passiert“, passiert dann halt doch einiges. Und Kontakte muss man einfach halten und pflegen und… überhaupt.