Na klar: Kaum mal ein bisschen Urlaub gehabt und ein paar Tage weggefahren, schon ist der Terminkalender pickepackevoll und man kommt zu gar nichts mehr. Was eigentlich nicht stimmte – er war nicht voller als die ganzen letzten Wochen (kein Durchatmen mehr seit Ende August, wenn ich das so richtig im Kopf habe), mir fiel nur nach dem Urlaub doppelt so sehr auf, dass sich das eigentlich nicht so gut anfühlte. Nach zwei Tagen sagte ich nur halb ironisch zum Liebsten, ich bräuchte eigentlich dringend ein paar Tage Urlaub. Hm.
Nun ja, also Montag, an dem ich um neun am Rechner war und um halb elf meine Urlaubs-Inbox so einigermaßen abgearbeitet hatte. Ein paar ziemlich doofe Mails, wieder mal ein Vorgang, der mich seit Wochen ärgert und einfach nicht besser werden will (…und es ist nicht einfach nur die viele Arbeit, die nachhängt, es ist vor allem, wenn man sich ärgern muss und Sachen nicht klappen und Leute doof sind und… es gibt kaum einen größeren Energieräuber).
Und ansonsten halt viel Unterricht, die Skandinaviergruppe ab elf, dann Mittagspause mit restlichem Bohneneintopf, nachmittags noch ein Einzelunterricht, Orgakram, und um fünf ging ich ins Büro zu meinem Abendkurs. Dort hatte eine Kollegin schon ein paar Kursteilnehmende hereingelassen: Alle waren ganz froh, dass ich kam, weil sie etwas unsicher waren, ob vielleicht diese Woche auch der Kurs ausfällt oder so – außer mir waren sonst auch keine anderen Kurse da, die Kollegin ging kurz darauf und überhaupt merkte man deutlich, deutlich, dass noch viele Leute Urlaub machen, auch wenn die Herbstferien offiziell vorbei waren. Guter Kurs auf jeden Fall, tendenziell der Höhepunkt des Tages.
Unspektakuläres Abendessen (ein Dal aus roten Linsen, dazu gebratener Weißkohl mit Sonnenblumenkernen), danach ein bisschen Lesen, während der Liebste sich irgendeine norwegische Serie auf Netflix ansah. Das war’s mit dem Montag.
Der Dienstag begann eher angestrengt: An dem Tag hatte Magi seinen verschobenen Tierarzttermin, was bedeutete, dass er morgens nüchtern bleiben musste, und NATÜRLICH kam er pünktlich an diesem Tag morgens schon ins Schlafzimmer und wollte DRINGEND gefüttert werden. Und der Kater gleich mit, und überhaupt klebten uns den gesamten Morgen über zwei ausgesprochen empörte Katzen am Knie. Da half es auch nicht, dass der Liebste und ich aus Solidarität aufs Frühstück verzichteten. Um zwanzig vor acht packte der Liebste Magi schließlich in die Transportbox und brachte ihn weg, ich fütterte endlich den Kater und hatte dann keine Zeit mehr für eigenes Frühstück, da zwar Home Office, aber Unterricht ab acht – um kurz nach halb zehn zwei schnelle Scheiben Erdnussbutterbrot und ein Kaffee vor dem Bildschirm.
Mittags rief die Tierärztin an: Magi hatte die Vollnarkose gut überstanden (obwohl er immer noch kein Gramm zugenommen hatte, im Gegenteil, auf der Tierarztwaage hatte er 3,35 kg gehabt) und musste noch ein bisschen wach werden. Der Liebste und ich hatten ein schnelles Mittagessen, dann arbeitete ich weiter, während der Liebste das Katzentier wieder abholte.
Magi war natürlich bereits wach, aber definitiv noch nicht so ganz beisammen, als er wieder heimkam: Ziemlich aufgeregt, er kratzte heftigst an der verschlossenen Katzenklappe herum und raste die Treppe hoch und runter, außerdem ziemlich torkelig, er ging Schlangenlinien, und das Kellertreppenrasen war eher eine Art kontrolliertes Fallen, zweimal kriegte er die Kurve in der Treppe nicht und landete in der Wasserschüssel unten, bis wir sie wegstellten. (Sehr niedlich das alles, irgendwie.) Außerdem war er SEHR hungrig, und nach drei Portionen Futter ließ er sich schließlich beruhigen, hüpfte aufs Sofa und schlief ein. Und der Liebste konnte berichten.
Die gute Nachricht: Der Tierarztbesuch war noch nicht im vierstelligen Bereich (also wenn man diesen einen betrachtet, wenn man alle zusammenrechnet, dann schon). Schlechte Nachricht war aber, dass es so viele Baustellen gibt, dass da vermutlich noch ein paar Besuche kommen werden. Die erste große Geschichte waren die Zähne, und die waren wirklich katastrophal. Die hinteren Backenzähne waren ganz okay, wenn auch furchtbar voll mit Zahnstein, aber darunter verbarg sich gesundes Material. Aber vorne waren die Zähne alle kaputt, total entzündet und abgefressen – zwei Zähne waren so komplett offen, dass es aus dem Zahnschmelz herausblutete (die Tierärztin meinte, so extrem schlecht hätte sie das noch nicht gesehen). Es musste also großzügig entfernt werden, an Reißzähnen hat er jetzt nur noch einen, und auch sonst mussten ein paar dran glauben, wurden gezogen und ausgefräst (teilweise hatten die kaputten Zähne in den Knochen hineingewuchert, das hatte wohl teilweise auch die Schmerzen verursacht). Es konnte aber alles gemacht und erledigt werden, und das ist ja schon mal super.
Und dann die weitere Diagnostik: Natürlich wurde noch einmal Blut fürs Labor abgenommen, außerdem Lunge geröntgt (sah gut aus), Ultraschall bei allen anderen Organen. Und die hatten es in sich: Die Leber wies Knötchen auf, die Gallenblase war innen aufgeraut (eigentlich sollte sie komplett glatt sein), der Herzmuskel war verdickt, was bei älteren Katzen typisch ist, und die größte Baustelle: Die Nieren waren so dermaßen geschrumpft verklumpt und ein einziger Knoten, dass es ein Wunder war, dass sie überhaupt funktionierten. Das sah alles nicht nach einem konkreten, greifbaren Tumor aus, aber nach massiven Gewebeveränderungen überall. Ursache ist nicht so ganz klar, eine Vergiftung könnte sein (z.B. Trinken aus Regenpfützen in denen sich auslaufende Autokühlerflüssigkeit gesammelt hat, bei Straßenkatzen wohl eine typische Sache) oder Spätfolgen einer überstandenen Infektion.
Und dann die Gelenke, da war die größte Baustelle die Wirbelsäule, die völlig eingedellt ist, kein Wunder, dass er kaum das Sofa hochkommt. Auch hier eine Folge der langen Unterernährung und Vernachlässigung oder sonst etwas anderes, so ganz war das nicht klar. Auf jeden Fall bekam der Liebste erst einmal Schmerzmedikamente in die Hand gedrückt, und dann mal sehen, denn die dritte Baustelle war ja die Tatsache, dass er nicht zunahm, was auf ein Lymphom oder eine Schilddrüsenproblematik hindeuten könnte. Man muss jetzt ein bisschen symptomatisch behandeln und schauen, was anschlägt. Mit der Zielsetzung Erhöhung der Lebensqualität – denn so richtig „gesund“ wird diese alte Katze nicht mehr. Aber besser kann es ihr schon noch gehen.
Ansonsten nichts Bemerkenswertes an diesem Dienstag. Viel Orgakrams, eine Beratung, ein Unterrichtstermin am Nachmittag klappte nicht, weil die Teilnehmerin nicht auftauchte. Abends war ich als Krankheits-Springer eingeteilt und blieb deshalb bis sieben vor dem Rechner (es war aber niemand krank, hurra), während der Liebste das Abendessen in Angriff nahm. Definitiver Höhepunkt, ein veganer „Chicken Pie“. Wir nahmen kein vorgewürztes veganes Pseudohuhn, sondern einfach Sojachunks, getrocknete Shiitake, Suppengemüse und tiefgekühlte Erbsen, als Deckel ein Blätterteig aus dem Tiefkühlfach, und meine Güte, war das lecker. Dazu ein bisschen Blaulichtquatsch, und damit war dann der Wochenstart ganz gut hingekriegt.