Jonglieren, Mittwoch-Donnerstag 8.-9.11.2023

Endlich mal wieder ein Mittwoch mit ein bisschen weniger Tempo, weniger voll, ein bisschen Ruhe am Morgen (nachdem ich ja am Dienstag von acht bis sieben gearbeitet hatte, zwar natürlich mit Pausen, aber trotzdem). Nach einem schnellen Müsli, während Harold das Schlafzimmer saugte, ging ich also endlich einmal wieder zum Yogakurs auf die Matte. Sehr anstrengend, viele mühsame Beinstreckungen, und klar, die Sport- und Fitnesspause seit Ende August merke ich natürlich. Die linke Schulter beginnt wieder zu schmerzen, die Beweglichkeit nimmt ab… aber egal, ich freue mich über jeden Yogatag, an dem ich mitmachen kann, also alles gut.

Während des Kurses sah ich (so auf dem Boden liegend), dass Harold irgendwie nicht so richtig gesaugt hatte, keine Ahnung warum. Ich ließ ihn das Zimmer auf jeden Fall noch einmal reinigen, während ich duschen ging, und setzte ihn dann zur Reinigung ins Bad, während ich mich anzog. Noch ein bisschen Haushaltsgedöns, Küche aufräumen, Spülmaschine und so, und so gegen zehn an den Rechner. Der Vormittag war recht entspannt, ich kam sogar ein wenig zum Korrigieren (vermutlich auch, weil mir ein Termin für den Nachmittag absagte), Mittagspause mit restlichem „Chicken“ Pie, alles prima, ich konnte sogar schnell zur Poststelle drei Straßen weiter gehen und ein Paket für mich abholen (noch ein paar weitere Vorratsgläser).

Auch in der Mittagspause: Anruf von der Tierärztin. Wenn man den aktuellen Kassenpatienten-Menschenarzt-Standard gewöhnt ist, dann ist diese Art an Individualbetreuung schon sehr krass (im positiven Sinne) – ach, so kann es also auch sein, dachte ich mir die ganze Zeit. Auf jeden Fall also längeres Telefongespräch, denn von Magi waren die Blutwerte gekommen und wollten detailliert besprochen werden.
Dass das tendenziell eine eher nicht so gesunde Katze ist, wussten wir natürlich schon. Wirklich blöd war, dass sich einige Werte seit dem letzten Bluttest leider verschlechtert haben, zwar nicht stark, aber messbar: leicht anämisch, weiße Blutkörperchen leicht erhöht, Nierenwerte leicht verschlechtert (aber immerhin arbeiten die Nieren überhaupt noch, oder zumindest eine, was bei ihrem Kaputtheits-Status keine Selbstverständlichkeit ist), Leberwerte leicht verschlechtert. Die Schilddrüsenwerte waren allerdings super, was uns für die nächsten Wochen die Richtung vorgibt: Er wird jetzt auf Verdacht Lymphom behandelt. Erst einmal eine echte Scheißdiagnose, andererseits ist er schon ordentlich alt, und es gibt Medikamente, die ihm das Leben wirklich erleichtern können (und daneben auch noch auf seinen kaputten Rücken wirken), was bei alten Katzen so ziemlich die Hautpzielsetzung ist, die man hat.

Ab halb zwei ein etwas merkwürdiges Meeting (aus verschiedenen Gründen, irgendwie empfand ich die Atmosphäre als gereizt, ich hatte das Gefühl, mir würden Informationen fehlen, keine Ahnung) bis halb drei. Während des Meetings hörte ich, dass eine Kollegin sich an dem Tag krankgemeldet hatte, was etwas lustig war, denn am darauffolgenden Tag war sie komplett für eine Prüfung eingeteilt. Ich äußerte mein Befremden und wurde vom Chef beruhigt: Sie sei nur etwas heiser und könne am nächsten Tag bestimmt kommen. Ich ging einigermaßen beruhigt direkt nach dem Meeting auf drei ins Büro.

Dort ebenfalls ruhiger Nachmittag, meine Mailbox leerte sich erfreulich und ich war um halb sechs gerade am Zusammenpacken, da erreichte mich die Nachricht der Kollegin: Öhm, irgendwie krank seit zwei Tagen, sie dachte, es würde für den nächsten Tag ok sein, aber jetzt irgendwie doch nicht. Was denn jetzt der Plan B wäre?
…Der Plan B wäre gewesen, dass sie im Vorfeld schon eine Vertretung eingeplant hätte, weil die Prüfung für ihren Verantwortungsbereich durchgeführt wird, aber das war ihr wohl nicht so klar. Nun ja. Das war auf jeden Fall mal ordentlich Stress zum Tagesabschluss (wenn ich es mittags erfahren hätte, hätte das halt auch geholfen), aber nach viel Hin und Her fand sich schließlich eine Kollegin, die einsprang, zumindest teilweise, noch etwas Geschiebe, egal, um Viertel vor sieben konnte ich schließlich heim.

Daheim kam ich gerade rechtzeitig zum Bootsführerschein-Theoriekurs. Dort war der Standard wieder so, dass es eigentlich kein Kurs war, sondern halt ein einstündiger Vortrag, Bildschirm geteilt, alle Kameras aus. Wenigstens konnte ich so etwas zu Abend essen (der Liebste hatte Spaghetti mit einer Linsen-Bolognese gemacht). So ganz sicher bin ich bis jetzt nicht, was der Kurs bringen soll (wir bekommen das Material nicht zur Verfügung gestellt, sodass man halt eine Stunde lang zugetextet wird und am nächsten Tag alles wieder vergessen hat). Wir haben für die Prüfung ein Lehrbuch bekommen, das den Kursinhalt aber auch nur teilweise abdeckt. Wenn andererseits alles, was in der Prüfung drankommt, im Buch steht, nehme ich die zusätzlichen Kursinhalte halt als „mal gehört“ mit. Solang ich es mir nicht merken muss.

Der Donnerstag war dann wieder sehr lang, schnelles Müsli, um Viertel vor acht aus dem Haus. Es klappte aber alles ganz wunderbar, denn die Vertretungskollegin konnte doch schon früher kommen und sogar länger bleiben und damit hatte ich richtig viel Unterstützung und konnte nebenher Orgakram erledigen (und sogar eine Mini-Mittagspause machen).
Bei meiner Ärgerbaustelle kam ich auch voran, nachdem ich eine Ansprechpartnerin telefonisch erreichte (telefonisch, weil sich prompt die Microsoft-Produkte verabschiedeten, also Outlook, OneNote und Teams, und ein Teams-Call deshalb nicht möglich war, lol). Und das machte dann SO einen riesigen Unterschied, hier endlich mal nicht ins Nirvana zu schreiben (keine Antwort auf Mails, keiner geht ans Telefon – beruflich geghostet zu werden ist halt auch ätzend), sondern mit einer realen Person, die antwortet und da ist und reagiert und überhaupt.

Prüfung also erfolgreich abgeschlossen, Nachbereitung klappte auch, und abends dann noch Kurs, der wieder richtig Spaß machte, vor allem weil die Leute gut miteinander arbeiteten und meine Zeitplanung einigermaßen okay war. Und so kam ich halt mal so richtig gut gelaunt aus der Arbeit. Das Unterrichten ist einfach das, aus dem ich am aller-allermeisten Energie ziehe (wenn es gut läuft, was es meistens tut).

Daheim ließ ich mich auf den neuesten Katzen-Stand bringen (Magi ließ sich problemlos das Schmerzmittel ins Maul geben, Fressen ging so durchwachsen, die fehlenden Zähne schienen ihn aber nicht zu stören, beim Nasenkater alles wie immer), danach Abendessen, asiatische Weißkohlsuppe mit Karotten, Reis und Kokosmilch. Ein Essen, das ich zwei Tage lang unfassbar lecker finde und danach ein Jahr lang nicht mehr essen will. Da wir es ein Jahr nicht mehr gehabt hatten (so ungefähr), passte es natürlich hervorragend. Dazu die neueste Folge Feuer und Flamme und danach zu den Blaulicht-Australiern, und das war dann ein ganz guter Tag, obwohl es erst gar nicht so danach ausgesehen hatte.

…ein bisschen traurig war ich allerdings doch. Und zwar weil ich, dieses Jahr ganz besonders, sehr gern zur Gedenkveranstaltung zur Reichsprogromnacht gegangen wäre, aber das war halt einfach arbeitstechnisch nicht drin. So wie irgendwie gar nichts anderes arbeitstechnisch drin ist, und das fühlt sich schon nicht gut an. Auch wenn der Alltag mich ziemlich auffrisst, denke ich wirklich viel über die aktuelle nationale und internationale Lage nach, und ich habe natürlich keine endgültigen Antworten, aber ein paar Tendenzen habe ich schon. Und eine Tendenz war, dass ich es dieses Jahr besonders wichtig gefunden hätte, zur Gedenkveranstaltung zu gehen. Am nächsten Morgen las ich, dass die Veranstaltung sehr viel besser besucht war als die letzten Jahre. Das immerhin.