Um zwanzig vor sechs von einer Magerkatze wachgeschubst worden, noch liegengeblieben bis zehn nach sechs (er hatte ein Einsehen, überhaupt wird er immer weniger aufdringlich – vielleicht vergisst er es auch einfach nur). Das Fenster war die ganze Nacht gekippt gewesen und das war genau richtig, obwohl das Wetter im Handy 10 Grad behauptete. Blöderweise ging morgens dann die Heizung an. Wenn wir wieder auf offenes Fenster in der Nacht gehen, dann wird das wohl der Zeitpunkt sein, die Heizung zentral auszumachen, denn punktuell kriegt sie das nicht hin.
Auf jeden Fall übliche katzendominierte Morgenroutine, beeinträchtigt durch die Tatsache, dass mir meine linke Ferse extrem weh tat und die rechte Achillessehne leider auch anfing. Ich hatte die letzten Tage, am Mittwoch vor allem, zu ein bisschen Musik im Wohnzimmer getanzt, und das in der Kombination mit keinem Fitness und wenig Yoga rächte sich sofort. Freuden des Alterns.
Den Arbeitstag begann ich um acht Uhr am Schreibtisch, nach einem Müsli mit Ananas und viel Tee. Ich war den Tag über im Home Office und hatte fünf Termine und nebenher eine lange Erlediliste mit extrem vielen wichtigen Sachen (unter anderem viel Orgazeugs für die Kollegin, die gerade in New York unterwegs ist). Deshalb wollte ich früh starten und wenigstens ein bisschen etwas wegschaffen, bevor um neun der erste Unterricht losging. Nur dass ich gleich morgens eine Mail in der Inbox hatte und die Teilnehmerin mir diesen neun-Uhr-Termin absagte. Das war tatsächlich eine gute Nachricht und eine geschenkte Stunde.
Den restlichen Vormittag also konzentriertes Abarbeiten meiner Erlediliste, nur unterbrochen von zwei Beratungsterminen am späten Vormittag sowie einem längeren Telefonat mit dem Chef (der gerade mit dem Hund im Schwarzwald unterwegs, aber trotzdem erreichbar war – er hatte das Telefonat vorgeschlagen). Als ich um Viertel vor eins in die Mittagspause ging, sah sowohl meine Inbox als auch der Kalender sehr viel leerer und aufgeräumter aus und ich war sehr zufrieden. Vor allem weil eine zweite Teilnehmerin mir am späten Vormittag schrieb und den Nachmittagsunterricht ebenfalls absagte. Schade für sie (grippaler Infekt und so), aber eine weitere geschenkte Stunde für mich.
Zunächst einmal aber Mittagspause mit Curry und Rätsel und dann einer ausführlichen Dusche (ich hatte morgens nur eine kurze Katzenwäsche veranstaltet, Home Office und so). Um Viertel vor zwei hatte ich dann meinen letzten Termin des Tages, einen Onlineunterricht mit einer Person, die ich nach längerer Pause wieder sah (sehr nett, wenn auch mit seinen eigenen Herausforderungen), und dann hatte ich tatsächlich Zeit, um nicht nur die letzten Orgasachen abzuhaken, sondern auch noch den Unterricht für Montag vorzubereiten. Ich hatte mich eigentlich schon darauf eingestellt, das am Wochenende machen zu müssen, aber das war nicht nötig – um Viertel vor fünf war ich fertig, konnte den Rechner herunterfahren und hatte: frei.
Erst einmal Tasche fürs Yoga packen und nach den Katern schauen. Der Nasenkater war an der Katzenwurst sehr interessiert, Magi wollte aber nicht so, er fraß lieber das restliche Frischfutter – ich musste ihm die mit Medikament präparierte Katzenwurst mehr oder weniger in den Maulwinkel schieben. Der Nasenkater nahm höchst erfreut den Rest von Magis Katzenwurst. Diese beiden Honks.
Dann also ins Yoga, seit anderthalb Wochen das erste Mal. Das merkte ich natürlich an jeder einzelnen Position, aber immerhin: Ich kriegte sie alle hin. Die nächsten Wochen wird es mit dem regelmäßigen Yogakurs leider sehr schwierig werden (Prüfungen, Brückentage, Urlaube von Trainerin oder mir), dabei merkte ich im Kurs sehr, wie wichtig er ist. Vielleicht kriege ich es doch endlich wieder hin, Yoga daheim in den Alltag zu integrieren. Gute Vorsätze und so.
Um kurz nach sieben holte mich der Liebste vom Kurs zur Date Night ab. Ich hatte tatsächlich keine große Lust auf den Italiener, was vermutlich auch daran lag, dass wir erst am Dienstag eine Flasche Rosé gehabt hatten und ich keinen Wein wollte. Wir gingen deshalb zum asiatischen Restaurant in der Wilhelmstraße, das mit dem Besitzerwechsel und der gemischten China-Thai-Sushi-Küche. Ich hatte dort ein Thai Curry mit Pilzen und Tofu, das sehr gut war, nachdem ich es mit drei Löffeln Sambal Oelek auf meinen Schärfegrad gebracht hatte. Der Liebste hatte Reis mit Chop Suey-Gemüse und Tofu (eigentlich hatten wir beide gebratene Nudeln haben wollen, aber die Nudeln dort sind laut Karte alle mit Ei, ein bisschen schade – Ramen oder Udon kann man problemlos auch ohne Ei bekommen). Dazu seit Ewigkeiten mal wieder ein dunkles Hefe für mich, und damit passte das alles sehr gut zusammen.
Nach dem Essen wollten wir nicht gleich wieder heim, sondern irgendwo einen Drink nehmen. Ich schlug eine alte Innenstadt-Kneipe vor, die wir beide sehr gern mögen, wo ich aber schon Jahre nicht mehr gewesen war (stimmt nicht – wir sind regelmäßig dort, sitzen aber eigentlich immer draußen). Die Kneipe hat als mehr oder weniger einzige in der Stadt eine sehr ordentliche Whisky-Auswahl und wir wollten „mal schauen“, was es so gab.
Dabei fällt mir eine nette kleine Geschichte ein: Vor einigen Jahren war der Liebste mit einem alten Freund von ihm in eben dieser Kneipe, „nur mal schauen“ wegen der Whiskyauswahl. Das führte natürlich zu einem ausführlichen Durchprobieren, die Gläser reihten sich auf dem Tisch, Stimmung und Alkoholpegel stiegen und am Ende war es ausgesprochen spät und beide wankten zufrieden nach Hause. Am nächsten Tag warf der Liebste, sehr müde und leicht verkatert, einen Blick in seinen Geldbeutel: Zu seiner Überraschung war dort noch das ganze Bargeld drin, das er für den Abend mitgenommen hatte. Und an einen Bezahlvorgang konnte er sich auch nicht erinnern. Wir gingen also (nach einem ausführlichen Frühstück und viel Kaffee) am späten Vormittag in die Stadt, um die offene Rechnung in der Kneipe zu bezahlen. Als wir dort ankamen, sah der Wirt uns (ich wach, der Liebste eher nicht so), sagte nur lächelnd „ah ja, der Whisky“ und holte die Rechnung vom Tresen. Während wir noch bezahlten, ging die Tür der Kneipe auf, und wer stand da: Die Partnerin des Freundes (wach) und der Freund selbst (nicht so wach), um die Rechnung zu bezahlen, denn am Morgen war beiden aufgefallen, dass der Geldbeutel ja noch so voll war… Harhar.
Auf jeden Fall „nur mal schauen“, und das wurde bei uns beiden dann ein sehr schöner Abend (wenn auch ohne völligen Absturz, und bezahlen konnten wir am Ende auch). Wir nahmen uns drei Whisk(e)ys, als Start einen irischen Connemara mit 40% (ein schöner Starter, aromatisch nach Heu und Salz schmeckend, aber mit nicht soooo wahnsinnig viel Tiefgang), dann ein Glenfiddich (sehr weich auf der Zunge) und als Abschluss ein vierzehnjähriger Oban, den wir auch schon daheim gehabt hatten. Bei dem hatte ich etwas mehr Torf erwartet, er war insgesamt ausgesprochen „zahm“ (oder vielleicht war ich auch einfach nur mittlerweile den Torf so sehr gewöhnt). Eine gute Wahl auf jeden Fall.
Und das Allerbeste: Gerade als ich sagte, hier hätten wir jetzt unser kleines Reise-Backgammon mitnehmen müssen, entdeckte der Liebste ein vollständiges Brett im Regal. Und damit verbrachten wir dann den restlichen Abend: eine kleine Schüssel Chips, drei sehr anständige Whiskys, einige Partien Backgammon, die größtenteils ich gewann (der Liebste würde widersprechen, also was das Gewinnen angeht). Um elf gingen wir heim, sehr zufrieden mit dem insgesamt sehr erfolgreichen Tag und dem prima Wochenendstart.