Um Punkt sechs aufgewacht, was schon in Ordnung war, denn fünf Minuten später ging schon das Weckerlicht an. Das Weckerklingeln allerdings nicht, weil der Liebste am Tag davor einmal das WLAN ausgeschaltet hatte, und wenn der Wecker die Verbindung verloren hat, dann stimmt danach der Rhythmus im Lichtzyklus nicht mehr oder was weiß ich. Nun ja. Ich weiß schon, warum ich bei wirklich wichtigen Terminen immer noch den zweiten Wecker als Backup einschalte.
Für jetzt ging ich aber erst einmal auf die Dachterrasse, ein bisschen gießen und Tomaten ernten, und schaltete dann den Timer bei Harold wieder ein, der noch vom Urlaub ausgeschaltet war. Dann Spülmaschine ausräumen, die am Abend davor gelaufen war, und später sollte noch die Gemüsekiste kommen: Da war er wieder, der Alltag.
Nun ja, es gab Schlimmeres, zumal der Mittwochs-Alltag einen Yogakurs vorsah. Nach einem Müsli zum Frühstück und einem Blick in die Zeitung war ich also ab acht auf der Matte.
Anstrengender Kurs, ich hatte eigentlich erwartet, dass das nach zwei Wochen zwar ohne Yoga, aber mit viel Bewegung einfacher gehen würde. Aber beim Wandern und Schwimmen trainiert man natürlich nicht gerade die Beweglichkeit (…und außerdem bin ich ja jetzt 50 und zeige altersgemäße Gelenksteifheit, harhar). Gut allerdings: Wir machten einige Schultersachen, inklusive Kuhgesicht und so, und das ging schmerzfrei und erstaunlich gut. Zwar links nicht so gut wie rechts, aber kein Vergleich zu der Physio-Zeit, wo ich den Arm kaum heben konnte. Das freut mich sehr.
Nach dem Kurs eine schnelle Dusche, ich schaute nach den beiden Katern und räumte ein bisschen auf, und um zehn war ich am Schreibtisch und startete meinen Rechner. Tja, und das gestaltete sich dann etwas interessant, denn er bootete problemlos und startete auch alle Programme, aber als ich meine externe Festplatte einsteckte, fror er ein. Oder genauer gesagt fror er nicht ein – aber meine Eingabegeräte waren weg, Maus und Tastatur, was aufs Gleiche herauslief, denn ich konnte auf den Rechner nicht mehr zugreifen. Ich weiß nicht, ob das wirklich an der externen Festplatte lag, aber ich vermute es stark, denn das Problem trat mehr oder weniger direkt auf, nachdem ich sie einsteckt hatte.
Ich fummelte also an meinem Rechner herum, schaltete aus, wieder ein, steckte Tastatur und Maus aus und wieder ein, steckte die Festplatte aus und wieder ein und wieder aus, bootete ungefähr fünfmal (diverse Fehlermeldung beim Start, „warten Sie“, „Reparatur wird durchgeführt“, aber immer nach fünf Sekunden eingefroren – und da dann wirklich, es drehte sich kein Rädchen mehr und nichts). Nichts funktionierte. Etwas blöd: Ich hatte für den Vormittag Unterrichtsvorbereitung geplant und nebenher natürlich Kommunikation und so. Ich machte also meine Vorbereitung Oldschool auf Papier (zum Glück für einen Präsenzkurs, für den ich einiges an Material ausgedruckt daheim hatte), schaute über meinen privaten Laptop und den Browser nach meinen Mails, machte einen Anruf über das Geschäftshandy und lavierte mich so mehr oder weniger durch.
Um kurz nach zwölf Mittagspause, nachdem ich alles gemacht hatte, was ich ohne meinen Arbeitsrechner und die Programme von daheim aus machen konnte. Erst einmal Gemüsekiste auspacken und Salat waschen, und dann schaute ich nach einem neuen Spielzeug, das am Morgen geliefert worden war: Ein Stick für den Schlüsselbund, mit dem man Insektenstiche behandeln kann. Nennt sich Heat It und funktioniert mit dem Handy: Im Stick ist ein USB-Stecker, mit dem man den Stick ans Handy anschließt. Dort öffnet sich dann eine App, die den Stick steuert. Man drückt auf Start und dann wird der Stick vorne heiß – und diese heiße Spitze drückt man auf den frischen Insektenstich und zerstört dadurch die Eiweiße im Insektengift (…Eiweiß und über 50 Grad und so) und verhindert dadurch das Jucken. Die App ist nicht nur der An-Aus-Schalter, sondern lässt einen auch verschiedene Intensitätsgrade auswählen.
Nettes kleines Gadget und immer dabei (über Schlüsselbund und Handy). Das Prinzip, Insektenstiche mit Hitze zu behandeln, ist natürlich nicht neu. Ich probierte es gleich mal aus (wird schon ordentlich heiß, grenzwertig unangenehm), hatte allerdings nur ältere Stiche vom Urlaub zur Verfügung. Ich fand die Stecherei im Tessin so unangenehm (und so ungewohnt für mich, ich hatte schon seit Jahren nicht mehr so viele – und so schlimme! – Stiche), dass ich mich seitdem abends immer mit Zeugs einsprühe. Das klebt zwar, funktioniert aber: Seitdem nicht mehr gestochen worden.
Mittagessen mit restlichem Kartoffelbrei und Bohnen, und dann radelte ich auf halb zwei ins Büro. Früher als geplant, aber daheim konnte ich ja nichts mehr machen.
Der Nachmittag war relativ routiniertes Abarbeiten von Orgakrams, dazu zwei Ärgerpunkte, weil Vereinbarungen nicht klappten und ich hin- und herschieben und jonglieren musste. Von niemandem wirklich die Schuld, eher den Umständen geschuldet, aber für mich ziemlich stressig. Okay war dagegen ein letzter Einzelunterricht (ich war ganz froh, diesen spezifischen Unterricht abschließen zu können, es waren doch viele Termine). Und schließlich startete ich am Abend einen neuen Kurs: Neues Kurskonzept (wir probieren das jetzt im Sommer einmal aus und werden es vermutlich im Herbst dann wiederholen), neue Leute, aber davon abgesehen ganz Oldschool als Präsenzkurs. Darauf musste ich mich erst wieder etwas einstellen, aber dann lief es ganz prima und ich merkte schon, dass mir das Unterrichten in Präsenz einfach am meisten gefällt. Ich kam sehr zufrieden aus dem Kurs.
Um Viertel vor sieben war ich fertig. Kurzer Gedanke, ob ich noch einmal den Rechner hochfahren und Sachen wegarbeiten sollte (das Rechner-Gedöns am Morgen hatte mich Zeit gekostet), aber von mir verworfen, ich fuhr nach Hause. (Man muss sich ja an seine eigenen Vorsätze halten.)
Daheim war der Liebste schon dabei, nach meinem Rechner zu schauen, allerdings an seinem eigenen Rechner: Er erstellte einen Windows-Notfall-Stick. Was dann aber nicht klappte, haha. Die Lösung war am Ende ziemlich einfach: Er steckte alle USB-Geräte aus, dann Tastatur und Maus wieder ein, startete den Rechner und drückte während des Startvorgangs F8 – offensichtlich hatte er damit wieder Zugriff auf die Tastastur. Dadurch startete Windows im abgesicherten Modus und er konnte einen Reparaturvorgang initiieren. Dann noch einmal ein Neustart und es war alles wieder da. (Und die anderen USB-Geräte konnten auch wieder angesteckt werden – minus meiner externen Festplatte natürlich. Ich muss mal sehen, wie ich an die Daten komme, die auf ihr liegen, sie ist aber sowieso nur mein Daten-Backup.)
Das war natürlich eine supergute Nachricht und freute mich sehr. Ich warf gleich einmal einen Blick in meine Teamsnachrichten (es war nichts angebrannt, sehr gut). Dann gemeinsames Kochen – Pasta alla Norma (mit Auberginen aus Deutschland, hihi), die Pastasauce war schon am Köcheln auf dem Herd. Noch ein paar Nudeln dazu, und dann setzten wir uns vor den Fernseher, spielten ein bisschen an unseren HeatIt herum (der Liebste hatte auch eins bekommen, das nach etwas Anlaufschwierigkeiten funktionierte) und schauten ein wenig random Olympia. Irgendjemand warf Scheiben, irgendjemand sprang an Stäben über Stäbe, irgendjemand rannte sehr schnell. Tischtennis wurde auch gespielt, und Basketball. Und dann gingen wir ins Bett.