Die Nacht war um halb zwei mehr oder weniger vorbei: Ich wachte auf und merkte, wie mir sehr, sehr, SEHR der linke Knöchel wehtat. Anfangs konnte ich es kaum glauben, wie sehr der Schmerz minütlich mehr wurde. Ich wälzte mich so eine Stunde herum, weigerte mich erst einmal anzuerkennen, dass ich mich vielleicht irgendwie doch verletzt hatte, und hatte natürlich lauter trübe Gedanken, die mit gerissenen Bändern und Operationen und Arbeitsausfall zu tun hatten (und das im November, der absolut vollgepackte Horrormonat und quasi keine Möglichkeit, mich irgendwie zu ersetzen). Als ich schließlich „auf einer Schmerzskala von eins bis zehn“ (man schaut sich ja nicht umsonst ständig Rettungsdienst-Dokus an) bei „vier bis fünf“ gelandet war, stand ich auf, hinkte unter großen Mühen ins Bad (ich konnte nur schwer auftreten und abrollen schon gar nicht) und nahm eine Ibuprofen. Das half tatsächlich einigermaßen gegen die Schmerzen, aber trotzdem dauerte es lang, bis ich schließlich doch noch ein wenig schlafen konnte. Als ich am Morgen um halb sieben aufwachte, war ich todmüde und völlig gerädert.
Erst einmal ins Bad gehumpelt, dann mühevoll die Treppe runter. Immerhin hatte sich der Schmerz im Lauf der Nacht doch etwas geändert, es tat zwar weh, aber nicht permanent, sondern in erster Linie bei bestimmten Bewegungen, und dieser scharfe, fiese Schmerz war eher einem dumpfen Gefühl gewichen. (Schmerzskala 1-2.) Anstrengend war eher, dass ich so unglaublich müde war und die Stimmung völlig im Keller.
Der Liebste schaute erst einmal meinen Fuß an (nicht geschwollen, aber mit leicht sichtbarem Hämatom, vermutlich hatte das nachts die Schmerzen verursacht), cremte dann ein bisschen mit Voltaren und wickelte einen leichten Verband darum (weniger zum Stabilisieren, eher damit die Salbe an Ort und Stelle blieb und auch so ein bisschen fürs Gefühl). Und dann ging er Brötchen holen.
Wir frühstückten also, ich trank zwei Tassen Tee, die Katzen wurden versorgt, und nachdem es mir dann doch ein bisschen besser ging und ich etwas hin- und herüberlegt hatte, beschloss ich, den Tag nicht daheim zu bleiben, sondern mit dem Liebsten mitzufahren. Wir hatten uns eigentlich am Bodensee bei den Schwiegereltern angekündigt, wo ich schon länger nicht mehr dabei gewesen war, und es wäre schon doof gewesen, wenn ich nicht gefahren wäre. Ich ging also duschen, wir packten unsere Sachen und um halb zehn fuhren wir los. Der Liebste fuhr, Kupplung treten wäre mit dem Fuß nicht so gut gegangen (…hätten wir mal besser einen Automatik gebucht).
Relativ ereignislose Fahrt, vom Wetter mal abgesehen, weil wir ein Drittel der Strecke im schönsten goldenen Spätherbstwetter bei Sonnenschein fuhren (wir hatten sogar die Sonnenbrillen auf), und dann auf der Albhöhe schlagartig in eine Nebelwand. Dieser ominöse Nebel blieb uns erhalten, bis er im Deggenhausertal genauso schlagartig verschwand – am Bodensee dann wieder Sonne. Durch ein bisschen diesigen Himmel konnte man sogar die Alpen erahnen. (Komplett Nebel wäre für den Bodensee auch nicht ungewöhnlich gewesen.)
Nett war, dass wir herausfanden, wie sich das Handy mit dem Auto verbinden ließ (recht einfach über Kabel und USB-C-Stecker, das Auto zeigte zwar „nicht kompatibel“ an, ließ aber trotzdem den Zugriff auf viele Funktionen zu). So hatten wir nicht nur Google Maps auf dem Display (was wir jetzt nicht unbedingt gebraucht hätten), sondern konnten die ganze Fahrt eine Playlist auf Tidal hören und waren nicht aufs Radio angewiesen. Wir nahmen das Handy des Liebsten, weil er mit seinem Vertrag unbegrenzt streamen kann. Über den Stecker wurde dabei gleichzeitig sogar das Handy aufgeladen, sodass das Streamen noch nicht einmal den Akku leersaugte. Sehr praktisch. Mit den Klängen von Bob Dylan kamen wir am See an.
Ein Tag mit Familiengedöns, alles nicht so wirklich blogbar (schwierige Situation, die auch nicht mehr besser werden wird, wenig überraschend, wenn sehr alte Menschen involviert sind), und für uns beide halt auch recht anstrengend. Aber ich war froh, dass ich mitgefahren war, vor allem für die Schwiegermutter war es schön und (hoffentlich) eine Entlastung. Wir machten ein bisschen Maintenance im Haus: Der Liebste hatte eine neue Fritzbox für Telefonanlage und WLAN gekauft und installierte, ich kümmerte mich um die Verbindung von Drucker und Handy und half beim Ausdrucken von Dokumenten, es gab noch ein paar kleinere Sachen, und dann stellten wir fest, dass die Heizungen alle auf Vollgas liefen – es war extrem heiß im Haus – und sich nicht mehr regeln ließen, einfach weil in allen Steuerteilen die Batterien leer waren. Dazu viel reden, Mittagessen, Kaffee, Kuchen, nachmittags für mich eine halbe Stunde Sofapause im oberen Stockwerk, wo ich sogar kurz einschlafen konnte, mehr reden, frühes Abendessen, und um sechs fuhren wir wieder nach Hause. Mein Fuß hatte den Tag gut überstanden.
Daheim um acht, erst einmal Katzenversorgung und Sachen wegräumen. Essen brauchten wir nicht mehr. Ich machte uns noch einen Tee, und dann redeten wir ein bisschen, ließen den Tag Revue passieren, schauten noch eine Folge Blaulichtquatsch und gingen schließlich wirklich früh ins Bett – beide doch ziemlich durch. Eher ein anstrengender Tag (von allem anderen abgesehen ermüden mich mittlerweile so Reisetage auch sehr, zweimal zwei Stunden im Auto finde ich echt schon fast zu viel), und ich war nur froh, dass wir noch ein Wochenende vor uns hatten.