Um kurz nach sechs aufgewacht und natürlich von einem Magerkater gehört worden, der aus dem Arbeitszimmer kam, um sich an mein Knie zu heften. Ich hätte mir zwar durchaus noch eine Stunde weiteren Schlaf vorstellen können, aber andererseits – nun ja. Sooo viel Zeit am Morgen hatte ich nicht, also stand ich auf und machte ein bisschen Katzenmaintenance und Tee. Der Liebste kam kurz danach.
Sehr gute Entdeckung am Morgen: Ich kam wieder fast normal die Treppe herunter, also ein Fuß pro Treppenstufe. Der linke Fuß tat zwar noch ein bisschen weh, bei bestimmten Bewegungen, aber so generell fühlte sich das alles wieder ziemlich okay an. Also doch keine Horrorszenarien mit Krankschreibung für die kommende Arbeitswoche und sonstigen Dramen. Sogar mein Programm für den Samstag (vormittags Tierheim, nachmittags Einkaufen) war nicht gefährdet.
Ruhiger Morgen, obwohl ich früh los musste, aber ich war ja früh aufgestanden. Ich las Zeitung, der Liebste machte uns ein Müsli (vom Freitag waren noch Brötchen übrig, die wir aber für den Abend aufhoben), dann ging ich duschen, holte um zehn nach neun das Fahrrad (zwar feucht und sehr trübsinnig bewölkt, aber kein Regen, und der Weg zum Tierheim wäre mir zu Fuß zu weit gewesen, mit angeknackstem Fuß sowieso) und fuhr los. Ärgerlicherweise sehr angestrengt auf der zehnminütigen Strecke, ich musste sogar an einer leichten Steigung absteigen und schieben, was – neben der fehlenden Fitness – auch daran lag, dass ich mich mit dem Knacksfuß nicht traute, aus dem Sattel zu gehen und in die Pedale zu steigen. Ansonsten ging das Radfahren mit Fußverletzung in Ordnung, nur beim Anhalten musste ich vorsichtig sein (kein schwungvolles Abkippen auf den linken Fuß).
Ab halb zehn dann also im Tierheim, wo der monatliche Flohmarkt mit Kaffee-und-Kuchen-Verkauf stattfand. Eigentlich wären drei Schichten mit je zwei Leuten geplant gewesen, als ich ankam, war aber außer mir weit und breit kein Mithelfer zu sehen. Ich meldete mich kurz bei der Vorstandsfrau, die sich über mein Kommen hoch erfreut zeigte, ließ mich noch einmal kurz einweisen (mehr oder weniger gleich wie beim letzten Mal), und die nächsten Stunden stand ich also herum und verkaufte Kaffee und Kuchen an die wenigen Leute, die am Vormittag kamen (erst gegen Mittag wurde es ein bisschen mehr).
Zwei Tassen Kaffee trank ich selbst, ich hatte dieses Mal extra einen Liter Hafermilch mitgebracht, den ich dann auch als Spende da ließ. Da zeigte sich dann sehr deutlich, was für ein schwäbisch-konservativer Hausfrauenverein der Tierschutzverein doch ist: Die Vorstandsfrau war leicht verwirrt über meine Hafermilch (freute sich, aber es war deutlich, dass sie selbst auf den Gedanken nie gekommen wäre), und die Gäste, denen ich immer „hier gibt es Zucker, hier Kuhmilch, hier Hafermilch“ zur Selbstbedienungs-Auswahl anbot, entschieden sich ausnahmslos für (O-Ton) die „normale“ Milch. Seufz. Um zwanzig nach zwölf tauchte meine Mitstreiterin auf, die um halb zehn hätte kommen sollen, den Termin aber vergessen hatte (und angerufen worden war), und da es sowieso wenig zu tun gab und man sich an der engen Küche/Verkaufstheke eher im Weg stand, löste sie mich ab und ich konnte heim. Ihr Kommentar, als ich ihr den Aufbau inklusive Hafermilch zeigte: „Ah ja – falls jemand allergisch ist.“
…Kommentare wie in den Nullerjahren. Es ist noch ein dickes Brett zu bohren. Aber immerhin wird es beim Stand am Weihnachtsmarkt veganes Chili sin Carne geben (es gab lange Jahre klassische Rote im Brötchen und einen Aufschrei der Altvorderen, als man das abschaffte, aber da hat sich die jüngere Generation einmal durchgesetzt). Und der Zwiebelkuchen für den Verkauf war zwar nicht vegan, aber wenigstens ohne Speck („das muss ja, für den Tierschutzverein“ war ein Kommentar der Person, die den Kuchen brachte. Gettin‘ there, würde ich sagen).
Um kurz nach halb eins also wieder daheim, etwas früher als gedacht (eigentlich hatte ich mich bis halb zwei eingetragen, aber wie gesagt hatten Planung und Realität sowieso nicht so viel miteinander zu tun). Der Liebste hatte das Putzen im oberen Stockwerk übernommen, wir waren also direkt Mittagessens-fertig. Ich kochte uns ein paar Nudeln, dazu hatten wir die zweite Hälfte der Bohnen + Cavolo Nero vom Donnerstagabend. Als Nachtisch ein wenig Käsekuchen, den wir von der Schwiegermutter mitbekommen hatten.
Sofapause mit Earl Grey (Kaffee hatte ich genug gehabt) und Buch, dazu ein kurzer Threema-Austausch mit dem Schweiz/Spanien-Bruder, der seinen Zweitwohnsitz in Andalusien hat. Er war momentan nicht dort, wird aber demnächst hinfliegen. Seine Region ist nicht ganz so schlimm von der unfassbaren Flutkatastrophe betroffen wie Valencia, aber doch auch ziemlich deutlich, er schickte ein paar Fotos und einen YouTube-Link zu einem Videobericht. Bilder wie aus dem Ahrtal, und die genaue Zahl der Todesopfer ist noch gar nicht abzuschätzen. Es ist alles sehr beklemmend und sehr, sehr traurig.
Um fünf genug gelesen und am Handy herumgespielt (vor ein paar Tagen habe ich mir Phase 10 als Handyspiel heruntergeladen, eine Irland-Erinnerung und auf dem Handy gut spielbar, eben mit fiktiven Opponenten), wir packten die Einkaufstaschen und gingen zum Alnatura. Ich hatte im Übrigen morgens vor lauter sozialer Interaktion meinen kaputten linken Fuß schlichtweg vergessen, jetzt am Nachmittag begann er sich doch ein wenig bemerkbar zu machen. Ich war froh über meine grauen knöchelhohen Sneaker, sie gaben dem Fuß ziemlich optimalen Halt, damit war das Einkaufen zu Fuß kein Problem.
Schneller Einkauf, wir brauchten nicht sonderlich viel. Nur die mitgenommenen Pfandflaschen mussten wir wieder heimtragen, da der Flaschenautomat im Laden eine Störung anzeigte, die von der Mitarbeiterin trotz Bemühungen nicht so schnell behoben werden konnte, und da vor uns noch zwei weitere Kundinnen standen, wollten wir nicht lang warten.
Daheim packte ich unsere Einkäufe weg, hervorragend begleitet von einer Electric Light Orchestra-Playlist (keine Ahnung, über welche Gedankenketten mir diese Band einfiel, ich habe zu ELO eigentlich keine besondere Verbindung). Dann Abendessen, ausgesprochen schnell: Die Schwiegermutter hatte uns neben dem Käsekuchen auch eine Schüssel mit Gemüsesuppe mitgegeben, und Brötchen hatten wir ja noch übrig. Davor reichlich Salat, damit wurden wir gut satt. Zum Essen machte ich eine Flasche hervorragenden Grillo auf, alles sehr schön.
In einem der letzten VF&L-Hefte stand kürzlich ein Artikel über die 30 plants-Challenge: Der Versuch, nicht einfach nur „five a day“ oder „ten a day“ zu essen, sondern 30 verschiedene Pflanzen pro Woche. Dabei ist Pflanzen wirklich sehr weit gefasst, beispielsweise zählt auch Vollkornmehl dazu (da Getreide pflanzlich ist), Weißmehl allerdings nicht, da zu stark verarbeitet. Der Witz ist, dass man nicht einfach 30 Pflanzen isst, sondern 30 verschiedene – esse ich jeden Tag Vollkornbrot mit Erdnussbutter, dann habe ich nur zwei Pflanzen in der Woche gegessen, wenn auch sieben Mal. Es geht also um die Diversität. Ich zählte gleich mal nach und kam allein am Samstag auf 18 Pflanzen. Meine Vermutung ist, dass wir es jede Woche locker auf plusminus 20 Pflanzen schaffen, die Herausforderung aber in den letzten zehn liegen wird. Der Trick dabei wird wohl sein, bewusst Abwechslung einzubauen (also beispielsweise mal Dinkel statt Reis zu kochen oder Walnüsse ins Müsli zu geben statt immer Haselnüsse).
Der Weißwein zählte allerdings nicht. Und der Birnenschnaps als Absacker auch nicht. Was uns nicht daran hinderte, uns damit zu ein bisschen gepflegtem Blaulichtporno aufs Sofa zurückzuziehen und den Tag ausklingen zu lassen. So richtig entspannt war ich noch nicht, vermutlich weil der Freitag sich eher nach „Arbeit“ angefühlt hatte, aber auf jeden Fall war die Laune viel besser als am Freitagmorgen. Das war schon einmal eine Menge wert.