Überraschend gute Nacht (überraschend deshalb, weil die Woche so voll gewesen war und mir das so entspannungstechnisch meist doch noch etwas nachhängt, dann hatten wir abends Alkohol gehabt, und nicht zuletzt schlief der Liebste oben, seit ein paar Wochen das erste Mal wieder, und ich war nicht so ganz sicher, wie ich mich darauf einstellen würde – gut, wie sich herausstellte). So um kurz vor sieben wachte ich auf, ungestört durch Katzen oder ähnliches (Magi wartete vor der Schlafzimmertür, war aber ruhig), und fühlte mich ausgesprochen ausgeschlafen. Der Liebste mehr oder weniger auch (hatte auch wenig andere Möglichkeiten, nachdem ich die Fenster aufmachte und die Katzen ins Zimmer ließ und überhaupt).
Morgenroutine mit Katzenfütterung, Harold im oberen Stockwerk und überhaupt, nur natürlich garniert durch die Tatsache, dass meine Schwester ja zu Besuch war. Sie stand auch recht bald auf (…eine Familie von Frühaufstehern) und machte erst einmal tausend Katzenfotos. Anschließend ausführliches Frühstück.
Um halb neun kam der Schwager vom Bodensee dazu, ließ sich noch einen Kaffee geben und stieg ein bisschen ins Gespräch ein, alles sehr gemütlich, und um neun brachen sie schließlich auf. Zu einem eher schwierigen Termin, nämlich einer Beerdigung im Freundeskreis, dieser November ist wie gesagt irgendwie komisch. Nun ja. Nur ein kurzer Besuch dieses Mal, aber trotzdem – wie immer – richtig schön. Gern bald wieder.
Ich war auf jeden Fall direkt danach vom Tatendrang befallen und wischte erst mal das obere Stockwerk durch. Restlicher Vormittag Haushaltszeug: Der Liebste hängte trockene Wäsche ab und räumte weg, ich sortierte Schmutzwäsche, ließ laufen und bügelte, irgendwann ging ich duschen (…hatte mich übrigens influencen lassen, dass kaltes Duschen als Abschluss ganz toll sein solle, und probierte es todesmutig aus: Nö, ist kein bisschen toll, einfach nur arschkalt) und putzte danach das Bad. Und dann waren wir so dermaßen gut in der Zeit, dass wir es sogar noch am Vormittag (naja, kurz nach zwölf) zum Wocheneinkauf schafften. Das war zwar eine ungünstige Uhrzeit, alles war knallevoll, aber damit hatten wir es abgehakt.
Mittags eine Portion Pastítsios (zwei Portionen froren wir ein), danach Espresso und ein Franzbrötchen, das wir vom Bäcker geholt hatten, weil der Liebste aus mir unbekannten Gründen plötzlich nach Franzbrötchen gierte. Und den restlichen Nachmittag noch Wäschegedöns, ein bisschen Handygedaddel, und außerdem blätterte ich durch ein Kochbuch, das ich bestellt hatte und das am Freitag geliefert worden war.
Und zwar das vorletzte Bosh-Kochbuch, Bosh On A Budget. Vom Design her an Healthy Bosh erinnernd (nur quietschpink statt türkis), broschiert und in Knallfarben. Innen einerseits schöne Fotos, andererseits erstaunlich viele weiße Flächen. Da hätte ich mir den einen oder anderen Infokasten, das eine oder andere kleine Foto mehr gewünscht.
Inhaltlich ansonsten sehr solide. Das Kochbuch ist 2022 erschienen, wurde also 2021 konzipiert und geschrieben, und die Pandemie ist schon noch sehr präsent im Buch – wird nicht nur im Vorwort ausführlich angesprochen, sondern auch immer wieder in den kleinen Teasertexten, bis hin zu einem Brotrezept, das sich „Lockdown Leaf“ nennt (überhaupt waren Alliterationen offensichtlich vor zwei Jahren der neueste heiße Scheiß in London, man findet auch „Superb Samosas“ und „Foolproof Focaccia“ und „Big Batch Bolognese“, FFS). Und natürlich die in Großbritannien deutlich bitterer als in Deutschland zuschlagende Cost Of Living Crisis, die natürlich der Auslöser für dieses Buch war.
Nur möchte ich das „On A Budget“ mal leicht anzweifeln. Sie verzichten zwar auf Halbfertig- und Ersatzprodukte, die das Essen gern mal teuer machen (machen z.B. vegane Würstchen und Burger Patties selbst), und neben dem Batch Cooking, das ein eigenes Kapitel bekommen hat, haben sie Grundrezepte für Gemüsebrühe, Currypulver, Currypaste und Zeugs, dazu jede Menge Tipps. Das ist alles schon sehr in Ordnung und macht Sinn und sieht gut aus. Andererseits strotzen die Gerichte halt trotzdem vor Zutaten, die man vielleicht in London an jeder Ecke findet (wobei man wohl auch dort eher in einen Whole Food Market gehen müsste als in einen Tesco’s), aber hier hätte man wenn überhaupt, dann wohl nur in einem Feinkostgeschäft eine Chance (…Granatapfelsirup, Scotch Bonnet Chilis, Za’atar, um nur mal drei zu nennen). Und dann halt auch eine Zutatenliste so lang wie mein Unterarm, mit jeweils einer Tonne spezieller Gewürze, wirklich preisbewusst ist das eher nicht, würde ich mal behaupten. Aber gut: Für meine Bedürfnisse (viel from scratch, wenig zugekaufte Fertigsachen, viel internationale Küche) passt das schon sehr gut und wir werden sicher das eine oder andere ausprobieren.
Für den Abend hatten wir allerdings weder Cooking From Scratch noch preisbewusstes Essen vor: Stattdessen gingen wir um halb sieben aus dem Haus, um unsere Freitags-Date Night nachzuholen. Der Liebste war zwar anfangs nicht so ganz begeistert, weil er sich nicht gut fühlte (Sodbrennen, Bauchweh, irgendwie angeschlagen), aber er ging dann doch.
Und das war gut so, denn es wurde ein richtig schöner Abend. Wir gingen zu unserem Lieblings-Stammitaliener, der ja immer schon gut war, aber jetzt noch mal eine Ecke besser geworden zu sein scheint, vielleicht ein neuer Koch. Als Vorspeise teilten wir uns einen gemischten Salat (insgesamt eher etwas zurückhaltender mit dem Essen), dann hatte der Liebste einfache Spaghetti alla Pomodoro und ich Tagliatelle con Verdure, ganz wunderbar. Dazu teilten wir uns eine Flasche großartigen Chiaretto vom Gardasee, den wir schon mehrfach hatten und der auch dieses Mal nicht enttäuschte (ein Chiaretto, wie ich eben nachlas, ist im Übrigen ein Rosé, der aus Trauben gekeltert wird, die man sonst für den Bardolino benutzt, und durch den besonderen, schnellen Gärungsprozess entsteht die besondere Roséfarbe. Hätten wir das auch gelernt). Dazu viel reden, gute Laune, dem Liebsten ging es schnell wieder gut, alles prima.
Daheim dann noch ein bisschen Blaulichtporno und ein Absacker in Form von einem Grappa, der bei uns noch im Spirituosenschrank ganz hinten stand – keine Ahnung, woher der kam. War aber gut. Ein bisschen viel vielleicht am Ende, oh well. Aber wir kamen noch heil – und müde – ins Bett.