Letzter Arbeitstag des Jahres, und wirklich sehr zufrieden mit dem Stand der Dinge, was meine Erlediliste und die wichtigen Sachen zu tun betraf. Deshalb beschloss ich am Morgen (nach einer leidlich guten Nacht), den Tag noch einmal ruhig anzugehen und keine großen Fässer mehr aufzumachen – es war sowieso keiner mehr da, also so gefühlt. (Stimmte natürlich nicht. Aber alle waren so wie ich gedanklich dabei, ihre Schreibtische aufzuräumen, und es passierte nichts mehr.) Erst einmal also geruhsames Aufstehen, Müsli zum Frühstück (endlich einmal wieder, nach zwei Tagen Brötchen), dann ging der Liebste ins Büro und ich machte mir einen zweiten Tee (Teeausbeute ein chinesischer (merkwürdigerweise) Sencha, den ich mir aber für später aufhob) und las ein bisschen im Internet herum. Am Schreibtisch ab halb zehn.
Tatsächlich sehr geruhsames Arbeiten. Ein wenig Kommunikation (wichtige letzte Mails) und Terminplanung, ich machte die Zeitabrechnung für Dezember so weit wie möglich fertig (werde im Dezember tatsächlich ein paar Minusstunden gemacht haben, allerdings nicht so viele, dass es die Plusstunden vom November ausgleichen würde) und bastelte dann an der Zeitabrechnungstabelle herum. Die Vorlage ist in Excel und hat leider ein paar blöde Voreinstellungen, die zu meinem Arbeitsinhalt nicht gut passen (unter anderem kann ich gewisse administrative Aufgaben nicht gut inhaltlich zuordnen, und der Unterschied zwischen billable und non-billable hours ist auch nicht eindeutig), deshalb hatte ich mir die Erlaubnis geholt, die Tabelle für mich anzupassen. Zwanzig Minuten Herumprobiere später hatte ich sie so, wie ich sie haben wollte, inklusive schickem Tortendiagramm und so. Ging deutlich einfacher, als ich befürchtet hatte.
Mittagspause um halb eins mit zwei Gesellschaft leistenden Katzen und der restlichen Hummus Pasta (wird definitiv nicht mein Lieblingsessen werden), dazu ein Blick in die Zeitung und ein paar Takte Ausruhen auf dem Sofa. Den Vormittag über war es bewölkt gewesen, aber gegen Mittag rissen die Wolken auf und die Sonne färbte einen blauen Winterhimmel. Und ich fragte mich, warum das Advents-Nachbartreffen am Abend eigentlich abgesagt worden war wegen Sturm und Regen. Nun ja.
Weiterabeit ab halb zwei: Einen letzten, sehr wichtigen administrativen Punkt bekam ich noch hin, und zwar weil der Lieferant superfix arbeitete und uns die benötigten Daten zur Verfügung stellte, sodass ich sie nachbearbeiten und weiterleiten konnte. An die Kollegin in Kairo, die damit dringend arbeiten muss, denn – Surprise – in Ägypten wird kein Weihnachten gefeiert, da sind also nicht am Freitag spätestens um vier überall Schotten dicht.
Um kurz vor halb fünf war ich auf jeden Fall mit meinem Programm durch, der 2024-Kalender war abgearbeitet, der 2025-Kalender war vorbereitet, die Inbox war LEER (ich bin wirklich froh, dass ich das immer noch gelegentlich hinkriege) und ich machte auf allen Kanälen den OOO-Assistenten und den Autoresponder an. Allerletzte Nachrichten an die Kolleg:innen, und dann war ich fertig und hatte tatsächlich: Urlaub. Hihi.
Und höchste Zeit, ins Büro zu gehen, dort eine Kollegin abzuholen und mit ihr in die Bar ums Eck zu gehen (und dort einige andere Kolleg:innen zu treffen), für unser offiziell-inoffizielles Weihnachtsbier-Treffen, Ersatz für das abgesagte. Es hatten sich tatsächlich ein paar Leute angekündigt und ich freute mich. Obwohl mein Entschluss ganz kurz ins Wanken kam: Kurz vor dem Feierabend hatte das Wetter nämlich tatsächlich umgeschlagen und der angekündigte Sturm zog auf. Regen waagrecht gegen die Scheiben, dazu ordentliche Böen („Sturm“ wäre zu viel gesagt, aber Regenschirm ging schon nicht mehr), es war entschieden ungemütlich draußen. Mit Winterstiefeln und der Kapuze am Wintermantel ging es aber dann doch erstaunlich gut und ich kam trocken ins Büro.
Dort ein paar Leute, die sich fürs Feierabendbier bereit machten, und ein reichlich angenervter Chef: In einem Unterrichtsraum tropfte es schon wieder von der Decke. Die Geschichte vom unglaublichen Pfusch in diesem Neubau und der unfassbar schlechten Leistung, die die Handwerker dort gebracht haben, ist eine lange und zu ermüdende, als dass ich sie erzählen wollte. Ich signalisierte auf jeden Fall mein nonverbales Mitleid und zog (Viertel nach fünf) in Richtung Kneipe ab. (Der Chef kam 20 Minuten später, nachdem er erst eine Hausverwaltung, dann einen Installateur telefonisch erreicht und für den nächsten Tag herbeizitiert hatte.)
Sehr netter Abend mit insgesamt 10 Kolleg:innen, einem Radler und zwei G&T für mich, einem Teller Nachos mit Guacamole für den Tisch (von dem ich einen Großteil aufaß, weil die anderen mit den „so scharfen!“ Jalapeños und den Chiliflocken und der Sriracha-Mayo fremdelten, alles Sachen, die ich ja ganz wunderbar finde) und halt einer Menge netter Gespräche und guter Laune. Eine Kollegin kam mit gebrochener Schulter vorbei (seit drei Wochen krankgeschrieben, mittlerweile bekommt sie Physio und kann schon wieder so ganz ein bisschen was machen), es war natürlich superschön, sie wieder zu sehen. (Knochenbrüche sind doof.) Überhaupt alle entspannt, alle gute Laune, nette Gespräche, und wir nahmen uns fest vor: Das machen wir im nächsten Jahr wieder etwas öfter. Früher hatten wir eine Art Kolleg:innen-Stammtisch – das müssen wir ja vielleicht nicht monatlich machen (sonst nutzt es sich vielleicht ein bisschen ab), aber so ein paar Mal im Jahr? Ganz unabhängig von offiziellen Sommerfesten und Weihnachtsfeiern und so? Mal schauen.
Um kurz nach halb acht ging ich nach Hause (nicht die erste, die ging, haha) und traf dort auf einen überraschten Mann. Überrascht, weil ich ihm (meiner Erinnerung nach) morgens eigentlich gesagt hatte, dass ich daheim essen würde und er zwar gern für sich kochen könnte, aber bitte etwas für mich übrig lassen sollte, und dass Rosenkohl geplant sei (der lag schon ein paar Tage bei uns im Kühlschrank). Das war bei ihm irgendwie nicht so angekommen, und so hatte er sich halt ein paar schnelle Nudeln gemacht und für mich war nix übrig. Hm. Er erklärte sich aber dazu bereit, mit mir gemeinsam doch noch den Rosenkohl zu machen (angedünstet und in wenig Öl geschmort, dazu eine Paste aus Olivenöl und Walnüssen, zusammen mit Penne) und noch eine kleine zweite Portion mitzuessen. Auf weiteren Alkohol verzichtete ich, aber ein bisschen Blaulichtporno gab es zum Tagesabschluss noch für uns. Guter letzter Arbeitstag.