Noch mitten im Tiefschlaf, als der Wecker hupte, und mit einer Menge wirrer Träume beschäftigt. Keine Ahnung, warum ich mich so unausgeschlafen fühlte, ich war eigentlich nachts nicht wach gelegen. Der Garten begrüßte uns mit einer zarten Schneeflockenschicht – das war schön, die Zeitung wartete mit der weniger schönen Nachricht, dass es eine „Razzia“ bei Klimaaktivist:innen gegeben habe. Noch vor dem ersten Tee konnte ich mich schon wieder aufregen. Ganz ehrlich: Was soll das? Man baut Fußballstadien mitten in die Wüste und kühlt sie mit Klimaanlagen, man kauft auf der ganzen Welt Gas ein, UK eröffnet eine neue Kohlemine, in Deutschland bricht der öffentliche Nah- und Fernverkehr quasi zusammen, und ausgerechnet die Leute, die gegen diesen Wahnsinn protestieren, werden dann kriminalisiert und eingeschüchtert? Man hätte Lust, sich selbst irgendwo anzukleben. Wirklich unfassbar.
Müsli zum Frühstück, dann hätte ich eigentlich noch duschen wollen, aber das wurde etwas knapp, deshalb ging ich ungeduscht ins Yoga ab acht (ein Hoch auf Onlinekurse). Was ein sehr guter Kurs und eine gute Entscheidung war. Danach eben eine ausführliche Dusche, ich räumte die Küche auf und schaute nach dem Kater, und ab kurz vor zehn war ich am Schreibtisch, etwas später als gedacht, aber egal – ich war immer noch so ein bisschen im Überstundenmodus.
Ich hatte mir eigentlich ein paar andere Sachen für den Vormittag vorgenommen, aber als erstes sah ich eine sehr zerknirschte Mail von der skandinavischen Kollegin, die mich am Dienstag versetzt hatte (kein Zeitverschiebungsproblem, einfach vergessen). Sie schlug ein alternatives Meeting in den nächsten Tagen vor, „von mir auch gleich jetzt?“ – also zoomten wir, und eine Dreiviertelstunde später waren Noten und Bewertungen besprochen und der Skandinavierkurs endgültig abgeschlossen. Lachendes und weinendes Auge von meiner Seite, der Kurs war sehr aufwendig gewesen, aber irgendwie halt schon auch etwas Besonderes.
Nach dem Meeting ging ich einmal kurz vors Haus: Es hatte ein sehr unangenehmer Eisregen eingesetzt, trotz gemessener Minustemperatur in der Luft, und die Gehwege und Straßen hatten sich in eine Eisbahn verwandelt. Ich streute einen kompletten Eimer Splitt. Eigentlich wäre das schon ein Notfall für Salz gewesen, auch wenn das eigentlich verboten ist (außer eben in Notfällen), wir hatten aber sowieso gar keines daheim und mit dem Splitt ging es ganz okay. Ich war bei dem Wetter sehr froh, dass ich nicht mit dem Auto zur Arbeit musste (und der Liebste auch nicht, er hatte morgens den Bus genommen).
Der restliche Vormittag verging mit etwas Vorbereitung, und Abarbeiten der Mailflut. Ab zwölf hatte ich den Mittwochskurs und anschließend noch eine Beratung. Um eins ging ich in die Mittagspause und machte mir die restliche Minestrone heiß, dann aus dem Haus und auf zwei ins Büro.
Am Nachmittag wartete viel administrative Arbeit auf mich. Irgendwie war meine Mailbox schon wieder vollgelaufen und ich kam nicht hinterher, deshalb war ich ganz froh, dass eine Kollegin einen Termin wegen irgendwelcher fehlerhafter Buchungen absagte. Die meisten Anfragen und organisatorischen Sachen bezogen sich bereits auf den Februar, das neue Jahr nähert sich echt schon mit Riesenschritten. Nichts, was inhaltlich mein Herz höher schlagen ließ, aber eben eine Menge Orga-Kleinklein.
Ich arbeitete bis sechs, dann ging ich ins Fitness, eine Stunde später als gewollt, aber egal (ich hätte auch noch eine Stunde arbeiten können, sechs Uhr war ein Kompromiss). Draußen war stellenweise immer noch sehr eisglatter Boden, ich war froh über meine Trekkingstiefel. Eine Stunde Fitness: Sehr anstrengend, aber okay. Ich war leicht genervt vom Mann vor mir, der seit Wochen wieder im Fitness war, nach einer OP, und sehr ausführlich die Hilfe der anwesenden Physio brauchte (was völlig okay war), dadurch allerdings an jedem Gerät etwas länger war als normal und den Rhythmus der anderen Leute durcheinanderbrachte. Gar nicht schlimm und auch gut zu lösen (man konnte ja einfach zu einem anderen Gerät gehen, bis er fertig war, es gibt keine Regel, dass man die Geräte in dem Zirkel abarbeiten muss, in dem sie stehen), aber irgendwie war ich ein bisschen unruhig und ungeduldig und wollte bald heim. Lag also mehr an mir.
Daheim quatschte ich ein wenig mit dem Liebsten, der schon das Abendessen fertig hatte, ein Kartoffelsalat mit grünen Bohnen, Oliven, Tomaten, Kapern (sehr leckeres altes VF&L-Rezept). Gemeinsames Essen zivilisiert am Esstisch, dann machte der Liebste ein bisschen Vereinsbuchhaltung und ich las mein Buch zu Ende: Paradiese City von Zoë Beck, mein erstes Buch von ihr. Sehr spannend, aber auch sehr bedrückend. Etwas unbefriedigend, dass sich am Ende zwar der Thriller-Plot auflöst, die eigentlichen Übeltäter aber Verschwörungstheorie-mäßig vage im Hintergrund bleiben („die Regierung“, „der Geheimdienst“, „sie“). Davon abgesehen, also was das Zukunftsszenario angeht, deutlich realistischer, als mir lieb ist. Puh.
Zur Entspannung dann noch zwei Folgen Castle. Da gibt es zwar auch Tragödien, aber wenigstens geht es harmonisch zu. Und man weiß am Schluss, wer’s war.