Um halb sieben nach einer ganz guten Nacht aufgewacht. In der Nacht hatte ich das Fenster irgendwann von ganz offen auf gekippt gestellt, ansonsten war es aber aufgeblieben, und das Fenster im Bad auch, und überhaupt graut es mir schon wieder vor dem Sommer, wenn man nachts nicht mehr schlafen kann. Letzte Woche noch einstellige Temperaturen, mir geht das alles zu schnell. Immerhin ist das momentan eigentlich meine liebste Temperatur (draußen im T-Shirt, abends draußen sitzen, nachts etwas kühler). Es war halt auch die Haupt-Allergiezeit. Aber wozu gibt es Tabletten.
Ab dem Mittag hatte sich Besuch angekündigt, wir hatten also am Vormittag eine Menge zu tun und sahen zu, dass wir schnell in die Gänge kamen. Ein frühes englisches Frühstück und eine schnelle Dusche, und dann teilten wir uns den Vormittag über auf und kümmerten uns um Wäsche (eine Maschine kam auf die Dachterrasse – strahlender Sonnenschein und warm – der Rest in den Wäschekeller), Gästezimmer richten, Spülmaschine, Brot- und Pizzateig ansetzen und putzen (in unterschiedlichem Gründlichkeitsgrad, sämtliche von Gästen betretenen Räumlichkeiten bekamen logischerweise besonderes Augenmerk). Am Ende lief das alles schon mehr oder weniger auf einen großen Hausputz heraus, mit dem restlichen Ofengemüse zum Mittagessen und ein bisschen bügeln. Und gerade als ich beim Rest der Bügelwäsche war, klingelte es um drei an der Tür: Schwester und Schwager vom Bodensee waren angekommen.
Ausführliche Begrüßung, wir verteilten kühle Getränke und zogen uns gemeinsam auf die Dachterrasse zurück. Ich bot Kaffee an, der zwar angenommen, aber dann von allen Beteiligten inklusive mir vergessen wurde – es war wahrscheinlich einfach zu heiß und wir entschieden uns unbewusst dagegen.
Ein bisschen Unterhaltung und auf den neuesten Stand-Bringen, bis wir gegen fünf ein wenig Bewegung wollten und einen langen Spaziergang Richtung südwestlichem Stadtrand und Neckar machten. Dort hat die Stadt vor vier Jahren einen größeren Flussabschnitt renaturiert und gleichzeitig einen Uferteil mit großen Sitzsteinen für Badende zugänglich gemacht. Vermutlich aus dem Gedanken, dass die Badenden sich an dieser Stelle sammeln und der Rest des Ufers relativ unberührt bleibt. Was auch zu funktionieren schien.
Schwester und Schwager hatten Badekleider dabei und gingen ins Wasser, der Liebste und ich schauten zu (mir war das Wasser zu schlammig, das Ufer zu ufrig, der Wind zu windig, und überhaupt immer noch 10 Grad zu kalt, bevor es mich ins Wasser zog – Wassertemperatur waren 18 Grad, Lufttemperatur ungefähr 25, das ist für mich noch kein Badewetter). Ich wusste von der Badestelle im Fluss zwar, aber so richtig genauer angeschaut hatten wir sie uns noch nicht – vielleicht wird das was für den Sommer, mit den Rädern sind wir in zehn Minuten da. Und nett ist es ja schon, so im Fluss. Wobei ich mir über die Wasserqualität im Neckar überhaupt gar nicht sicher bin.
Gegen sieben waren wir wieder daheim und machten das gemeinsame Abendessen, Pizza (Teig war super gegangen, logisch bei der Wärme) mit selbst gemachter Käsesauce, Sugo Basilico, Oliven, Peperoni, Paprika, Pilzen, Mais, dazu eine große Schüssel Salat. Zum Trinken erst ein Bier, dann wechselten S und ich auf Weißwein (vom Weingut Les Quatre Tours aus Aix), Während der Liebste und R beim Bier blieben. Und gegen später Whiskey für den Liebsten, R und mich (Aberlour bzw. für mich den IPA-ausgebauten West Cork), einen Williams vom Bodensee für S.
Und dazu nichts weiter, außer sich über alles Mögliche zu unterhalten, in den Garten zu schauen, dem Mond und der Venus beim Aufgehen zuzusehen, auch mal nichts zu sagen und einfach den schönen Frühsommerabend und die Gesellschaft zu genießen. Nach so viel Arbeit die letzten Wochen war das dringend nötig und wirklich sehr schön.
Ins Bett gegen zehn, wo der Liebste gleich einschlief wie ein Stein. Nur ich noch nicht, denn ich wollte noch ein paar Takte lesen, und dann war ich beim Buch plötzlich in den letzten Zügen und wollte schon gern wissen, wie die Geschichte ausging, und plötzlich war es halb zwölf. Machte aber nix. Die Truly-Devious-Trilogie von Maureen Johnson habe ich also jetzt gelesen, ich habe ja schon mehrfach davon geschrieben. Das Ende ist immerhin einigermaßen logisch, es löst sich alles auf, und es gibt einen ordentlichen Spannungsbogen. Die nervigen Elemente bleiben da bis zum Schluss, man kann drüber hinwegsehen, aber ich würde mir jetzt vermutlich keine weiteren Bücher aus der Reihe kaufen. Also nun keine Zeitverschwendung, aber auch keine unbedingte Empfehlung.