Um kurz nach acht aufgewacht, offensichtlich in einem Urlaubsrhythmus angekommen (abends um zwölf das Licht ausgemacht, nachdem ich in meinem Buch ein Kapitel abgeschlossen hatte). Etwas mühsam mit mehreren Stockwerken, um aufs Klo zu kommen (das hatte mich schon einmal nachts gestört), aber davon abgesehen ein schöner, friedlicher Morgen mit strahlend blauem Himmel, bettelnder Katze, Tee, irgendwann ein Müsli und ein Blick in die Zeitung, ein bisschen Schreiben.
Der Liebste wollte gern am Badezimmer vorankommen, und da ich ihm dabei nicht helfen konnte (zu kleines Zimmer, zu viel Fummelarbeit für halt nur eine Person), ging ich nach dem Frühstück mit dem Kater in den Garten. Eigentlich nur Biomüll wegbringen und „mal gucken“, aber dann war das eine Staudenbeet vom Giersch so sehr überwuchert, und dann musste man vorne die drei Platten zum anderen Staudenbeet wieder freilegen, und dann wuchs ein Ahorn neben der Rose und wollte ausgestochen werden, man musste einen zusätzlichen Trittstein zum Staudenbeet legen, und überhaupt war die ganze Terrasse unten ziemlich überwuchert und musste dringend vom Unkraut aus den Ritzen befreit werden… am Ende holte ich mir Handy und Bluetooth-Box, hörte mir diverse Podcasts an und jätete mich gute zwei Stunden lang durch den Garten. Unter anderem war danach die Terrasse zur Hälfte befreit. (Ganz wollte ich sie nicht freilegen, erstens war ich ziemlich kaputt, zweitens hatte ich ein schlechtes Gewissen gegenüber den Igeln.)
Nach einer etwas komplizierten Dusche (das Bad war ja eigentlich Baustelle) machte ich uns das Mittagessen warm, zweite Hälfte Gurkenschmorpott, und danach zog ich mich mit Buch und Kaffee für die nächsten zwei Stunden auf die Dachterrasse zurück. Ziemlich warm, leichter Wind, unter dem Sonnenschirm (und mit kurzer!! Hose) war es geradezu perfekt. Nur ein etwas bedrückendes Buch, ich war im Kapitel „1933“ angekommen und die deutschen Intellektuellen flohen in Scharen aus Deutschland nach Paris, nach Sanary-Sur-Mer, nach Prag, ins Tessin. (Eigentlich klängen alle wie perfekte Urlaubsziele, wenn der Kontext nicht so tragisch wäre – ein Buch über diese Zeit speziell in Sanary-Sur-Mer trägt denn auch den passenden Titel „Wider Willen im Paradies“.)
Um halb vier eine Premiere dieses Jahr: Ich entstaubte mein Fahrrad und kramte nach dem Fahrradhelm. Der Liebste hatte bei einem Baumarkt etwas außerhalb der Stadt einen Fliesenbohrer vorbestellt, und wir radelten gemeinsam hin, um ihn abzuholen. Die halbe Strecke total ätzend an der vierspurigen Bundesstraße entlang, die halbe Strecke wunderschön am Waldrand entlang durch Felder. (Nur extrem nervig, dass dort draußen auch der Schützenverein war, dämliche Knallerei. Klar, besser als in Stadtnähe. Allerdings liegt dort draußen in direkter Nachbarschaft auch das Tierheim, und was das für die Tiere dort bedeutet, kann man sich ja denken.)
Wieder daheim räumte ich Wäsche auf, fegte einmal das Schlafzimmer durch und ging dann für eine halbe Stunde auf die Yogamatte. So ziemlich die gleichen Positionen wie am Montag, erstaunlicherweise ging es aber deutlich besser, ich fühlte mich geradezu gelenkig. Keine Ahnung, ob es an der Wärme, der Urlaubsentspannung, der regelmäßigen Bewegung oder einer Mischung aus allem lag.
Nach dem Yoga noch ein kleiner Spaziergang mit dem Liebsten zum Baumarkt (dieses Mal zu dem bei uns in der Nähe), weil er einen Torx-Schraubenzieher in bestimmter Größe brauchte, und daheim war es dann schon kurz nach sieben und Zeit zum Kochen, ein Curry mit Spinat, frischen Tomaten, Pilzen, Ingwer, Chili, ein paar Gewürzen. Einfach und sehr lecker.
Nachdem wir beide, ich vor allem, sehr viel Zeit draußen verbracht hatten, ließen wir mal die Dachterrasse sein und gingen stattdessen aufs Sofa. Dort eine Folge Derry Girls (unfassbar lustig, mit überraschenderweise sehr traurigem Ende – dass die Serie diesen Spagat hinbekommt, hat mich von der ersten Staffel an fasziniert), danach die erste Folge von Cunk on Earth mit Diane Morgan. Die hatte ich ja das erste Mal während meines Sabbaticals kennengelernt, und ich freute mich sehr, dass sie jetzt auf Netflix war. Und wie sich herausstellte, traf es auch genau den Humor des Liebsten, passte also prima.
Wir hatten dazu jeder einen Fingerbreit schottischen Single Malt, und zwar die Sea Shepherd-Sonderedition. Der war mir anfangs viel zu rauchig, mittlerweile ging er aber wirklich gut, genau die richtige Mischung aus etwas Rauch, etwas Schärfe, viel Aroma. Vermutlich hat sich aber nicht der Whisky geändert, sondern ich habe mich an die torfigen Schotten so langsam rangetrunken. Was gut wäre, denn wir haben ein ganzes Regalbrett davon daheim stehen.