Prüfungswoche also, und wie das bei Prüfungswochen so ist, passierte außer Arbeit nur wenig, und das dann auch noch in sehr ähnlichen Rhythmen und vergleichbaren Abläufen. Etwas aus der Reihe fiel der Dienstag, an dem ich hauptverantwortlich eine Prüfung abnahm, die ein digitales Format hat und von uns nicht so oft geprüft wird – und der sich damit sehr gut auskennende Kollege war nicht da, sondern schon in Ägypten. War also ein etwas aufregenderer Tag.
Morgens noch einigermaßen entspannt, ich machte mir ein Müsli und verbrachte den Morgen mit dem Liebsten, bis ich um Viertel nach acht aus dem Haus ging (der Liebste fuhr erst um neun an den Bodensee, Sachen besprechen). Im Büro dann ein bisschen letzte Aufbauten, ein bisschen letztes Generve mit der Technik (es zahlte sich sehr aus, dass ich am Vortag an allen Rechnern Updates eingespielt hatte), und dann lief die Prüfung.
Ging eigentlich alles prima. Bis zur Mittagspause hatte ich die Aufsicht, dann übernahm die Kollegin und ich konnte Pause machen (zweite Hälfte Pilaw, Kaffee) und schon ein bisschen Nachbereitung und Orgakrams. Bis auf ganz am Ende, wo ein Rechner sich nicht mehr herunterfahren ließ und herummäkelte (und etwas überredet werden musste), ging alles ausgesprochen reibungslos. Letzter Austausch mit dem Kollegen, dann eine Stunde Unterricht bis kurz vor halb sieben, schließlich die letzten Vorbereitungen für die anstehenden Kairoprüfungen. Um halb acht ging ich schließlich heim.
Daheim machte ich erst einmal eine große Schüssel Nudelsalat und kommunizierte mit dem Liebsten. Der hatte zunächst mit gewissen Startschwierigkeiten zu kämpfen, im wahrsten Sinne des Wortes, denn während der Fahrt war ihm plötzlich das teilAuto kaputtgegangen – er konnte zwar noch umdrehen und in langsamem Tempo zurückfahren, aber währenddessen leuchteten diverse aufgeregte Warnleuchten wie ein Weihnachtsbaum, und naja. Technischer Defekt halt. Er kam also zwei Stunden später als geplant am Bodensee an.
Ab da dann aber ganz okay – Teile der Familie waren beim Gespräch dabei (nicht alle, aus unterschiedlichen Gründen), und sie kriegten alles ganz gut organisiert und geregelt. Hatten auch einen guten Bestatter vor Ort, der sie ausgesprochen gut beriet. Das fühlte sich alles ganz in Ordnung an. Um neun war er dann schließlich wieder daheim, nahm sich noch ein bisschen Nudelsalat, erzählte ein wenig, und dann gingen wir recht bald ins Bett.
Und Mittwoch-Donnerstag-Freitag dann drei recht gleichförmige Tage, in denen ich jeweils um halb acht aus dem Haus musste und um sieben erst aus dem Büro kam. Kairotage halt. Es gab aber keine Katastrophen und nichts Unvorhergesehenes (die Technik vor Ort lief nicht zuverlässig, was aber quasi der Normalfall ist und uns den Puls nicht mehr nach oben treibt). Ich betreute die Aktivitäten bei uns im Büro, teamste viel mit dem Kollegen, machte die Vor- und Nachbereitung und hatte nebenher noch Zeit, ein paar andere Orgakramsachen zu erledigen, den Berg in der Inbox anzugehen und auch noch einen Unterricht am Mittwoch und zwei Beratungstermine am Donnerstag hinzukriegen. War so gesehen eigentlich ganz ruhig, halt lang. Deshalb abends auch in erster Linie Blaulichtquatsch und früh ins Bett.
Ums Essen kümmerte sich der Liebste: Mittwoch holten wir Brötchen beim Bäcker fürs Frühstück (dazu ein bisschen böse vegane Wurstersatzprodukte), Donnerstag machte er mir ein Müsli, Freitag ein Erdnussbutterbrot – frühstücken tat ich damit dann jeweils im Büro. Und abends gab es am Mittwoch ein Ofengemüse (mit einem Butternut, den ich deutlich lieber mag als Hokkaido, was ich vermutlich auch schon mehrfach geschrieben habe), am Donnerstag eine Minestrone und am Freitag machte er uns ein Pastítsios. Essenstechnisch gut versorgt war ich also auch (und schon am Donnerstag hatten wir die 30-Pflanzen-Schwelle erreicht).
Nicht ganz so stressig war der Freitag, denn da dauerte aus diversen Gründen (unter anderem Absagen von Prüflingen) die Prüfung nicht so lang wie sonst. Und ich bekam die Daten schnell und konnte die Nachbereitung zügig hinbekommen – sodass ich tatsächlich, kaum zu glauben, um halb fünf mit der Prüfung fertig war und um fünf auch mit allem sonstigen, was so anstand und an Mails und Zeugs reingekommen war. Und damit konnte ich tatsächlich ins Yoga. Ich hatte das morgens schon so halb gehofft und deshalb meine Sachen eingepackt und war superfroh, dass es klappte.
Wenig überraschend sehr anstrengend (vor allem stressige Beinarbeit), auch wenn mein Gelenkknecht mir zwischendrin einen Puls von 56 bescheinigte (aufs Cardiosystem geht Yoga also offensichtlich nicht). Und ich merkte den Rückschritt nicht nur an der Kraft, sondern auch an den Haltungen: Ich war unsauberer in der Ausführung geworden, die Trainerin musste mehr korrigieren. Aber: Ich konnte alles mitmachen, ich kam schmerzfrei durch. Und ich war sehr stolz auf mich.
Um Viertel nach sieben daheim, wo der Liebste schon mit Pastítsios wartete und wir gleich zu Abend essen konnten. Eigentlich wäre Freitag ja Date Night gewesen, aber meine Schwester hatte sich für den Abend angekündigt. So um acht ungefähr kam sie, zwar ohne Nudelauflauf-Hunger (weil sie selbst noch Vespersachen dabei hatte und überhaupt mittags essen gewesen war), aber dafür mit Geschichten und guter Laune und überhaupt den Zutaten für einen schönen Abend. Und das wurde es dann auch. Der Liebste machte uns einen Riesling Reserva auf, den er von seiner Mutter mitbekommen hatte (für mich allerdings etwas zu süß), danach stiegen wir auf bernsteinfarbene Schotten um und verbrachten den Abend mit Reden, Katzen bewundern, uns vom Feuer im Ofen wärmen lassen und überhaupt den Abend und den Wochenendstart genießen.
Und ich versuchte so ein bisschen die doofen Gedanken wegzuschieben: Ein paar schwierige, herausfordernde Sachen bei der Arbeit, die in den nächsten Monaten anstehen werden, dann ganz akut natürlich die Prüfungsphase, die am Montag weitergeht (nicht wie sonst am Freitag vorbei), überhaupt mein Überstundenkonto und meine Unzufriedenheit mit mir selbst, dass ich das nicht besser geregelt kriege. Und dazu natürlich die Weltlage (wirklich große Sorgen wegen der Entwicklung in den USA, wo man live zuschauen kann, wie Trump das Land in einen faschistischen Oligarchen-Staat umbaut, mit lauter absolut katastrophalen Personalentscheidungen für sein Regierungsteam, es ist alles so offensichtlich orchestriert und geplant und einfach beängstigend) und die Kriegslage und alles. Und natürlich Todesfälle. Und November. Vielleicht ganz besonders: November.